„Survivors have scars. Losers have funerals.“
Der 2014er B-Movie-Action-Thriller „In the Blood“ erzählt die Geschichte von Ava (Gina Carano), welche unter harschen, schwer von Gewalt, Pein und Drogen gezeichneten Verhältnissen aufgewachsen war, das betreffende Milieu inzwischen jedoch weit hinter sich lassen konnte – u.a. dank einer erfolgreich abgeschlossenen stationären Therapie, bei der sie sogar ihren „Traummann“ Derek (Cam Gigandet) kennenzulernen vermochte. Zu der Zeit ebenfalls ein Patient in jener Einrichtung, hatten sie sich gegenseitig das notwendige Maß an Kraft gespendet, um beidesamt endlich (ein für alle Mal) „clean“ zu werden. Seither bilden sie ein gleichermaßen glückliches wie unzertrennliches, unmittelbar zu Anfang des Films dann auch ihre (aus dieser gefühlsintensiven Verbindung hervorgehende) Hochzeit feierndes Paar – und das unabhängig gewisser Bedenken seines wohlhabenden Vaters Robert (Treat Williams), da sie und sein Sohn sich ja ausgerechnet in einer „Rehab“-Klinik begegneten und eigentlich keiner so wirklich etwas über ihre Vergangenheit weiß. Nach der Trauung geht´s erst einmal ab in die Flitterwochen – genau genommen in die Karibik – wo die Frischvermählten einige herrliche Tage und Nächte verleben sowie eines Abends in einem Restaurant mit dem Einheimischen Manny (Ismael Cruz Cordova) ins Gespräch kommen, der ihnen kurzerhand einen hippen Club empfiehlt, in welchem jedoch prompt eine „tätliche Auseinandersetzung“ entbrennt, als ein Gangster namens „Big Biz“ (Danny Trejo) Ava aufdringlich anzubaggern versucht…
Nicht nur um sich von jenem Trubel abzulenken, bricht das Trio am nächsten Morgen relativ früh zum Zip-Lining ins Landesinnere auf: Leider aber geschieht in jenem Rahmen ein tragischer Unfall, als Derek´s Ausrüstung versagt und er infolge dessen etliche Meter hinab in die Tiefe stürzt. Schwer verletzt übersteht er den Aufprall, wird geborgen und in einem Krankenwagen abtransportiert – mit welchem man Ava „aus Versicherungsgründen“ allerdings nicht mitfahren lässt. Als sie wenig später in dem ihr genannten Hospital eintrifft, gibt es dort aber weder Unterlagen noch Zeugen seiner Einlieferung. Auch woanders wurde er nicht aufgenommen, wie sie in den anknüpfenden Stunden (mit wachsender Verzweiflung) in Erfahrung bringt – weshalb sie letzten Endes die Cops einschaltet, deren Chief (Luis Guzmán) sich der Angelegenheit höchstpersönlich annimmt. Nun ist Manny plötzlich jedoch nirgends mehr auffindbar, der Veranstalter der Seilrutsche bestreitet jeglichen Vorfall der geschilderten Art – und ein Video von Ava´s vorausgegangenem Tanzlokal-Fight veranlasst die Polizisten zudem schon bald dazu, sie selbst stärker „ins Visier zu nehmen“. Offenkundig auf sich allein gestellt, nimmt Ava fortan eigene Nachforschungen auf – begibt sich also daran, alle mit der Entführung in Verbindung stehende Personen aufzuspüren, wozu ihr im Grunde jedes (noch so brutale) Mittel Recht ist. Wie es ausschaut, laufen alle „Fäden“ bei dem örtlichen Crime-Boss Lugo (Amaury Nolasco) zusammen – die Frage ist nur: Warum?
Co-verfasst von Bennett Yellin („Dumb and Dumber“) und James Robert Johnson („Joy Ride 2“), mag man „In the Blood“ nicht gerade viel Einfallsreichtum bescheinigen: Vertraute Plot-Bausteine aus Streifen á la „Taken“, „Frantic“, „Ambulance“, „the Assassin“ und „Turistas“ (übrigens ebenfalls von Regisseur John Stockwell) sind regelmäßig auszumachen – was in identischer Weise auf banale Entwicklungen und altbekannte Genre-Klischees zutrifft. Bei einer Veröffentlichung wie dieser geht es dem Zuschauer jedoch (meist) nicht vorrangig um eine möglichst clevere, innovative oder vertrackte Story – sofern denn bestimmte weitere Faktoren zu überzeugen wissen. Entsprechend muss man die gebotene, sich zwar angrenzend frei jeglicher Überraschung, nichtsdestotrotz aber immerhin überwiegend straff entfaltende Handlung in diesem Kontext wohl einfach nur als „zweckdienlich“ einstufen und akzeptieren. Einzig das konkrete Motiv hinter der Verschleppung Dereks ist kaum vorauszuahnen – dafür allerdings auch ein Stück weit abstrus geraten. Generell ist das Bemühen, Ava eine halbwegs interessante Charakter-Historie zuzugestehen, zweifelsohne löblich – bloß wurde dieser Ansatz an sich nicht unbedingt allzu inspiriert umgesetzt: In erster Linie sind damit sporadisch eingebundene sowie in einer „gritty-farblosen Optik“ gehaltene Flashbacks zurück in ihre unschöne Jugend gemeint, die u.a. Einblicke in das knallharte Training gewähren, welches sie ihr Vater seinerzeit unterzog, bevor er schließlich ermordet wurde…
Ava´s Dad hat sie Schmerzen erleiden lassen sowie ihr das Kämpfen und Schießen (kurzum: das Überleben) beigebracht: Ebenso beklemmend wie physisch und psychisch prägend, kann man dank dieser Szenen einige ihrer späteren Kenntnisse und Taten ergiebig nachvollziehen – und dennoch mangelt es diesen „Einschüben“ an Finesse und zusätzlichen Infos, wodurch sie insgesamt sehr oberflächlich sowie zum Teil auch „holprig integriert“ anmuten. Dass Ava bereit ist, für ihren Gatten „extreme Pfade“ zu beschreiten, da er ja „das größte ihr jemals widerfahrene Glück“ markiert, kann man sich natürlich denken – bis auf ein paar Dialogzeilen und einige typische Hochzeits- und Urlaubsmomente wird die innige Verbundenheit zwischen ihnen jedoch nie wahrhaftig vermittelt. Entschlossen und zielgerichtet setzt sie alles daran, herauszufinden, was mit ihm geschehen ist: Im Zuge dessen stehen ihr Gegebenheiten wie die fremde Umgebung, eine gewisse Sprachbarriere, unkooperative Leute, korrupte Behörden sowie diverse bewaffnete Kriminelle im Wege. Auf sich selbst angewiesen, geht sie jedem registrierbaren Hinweis nach – knüpft sich unaufrichtige Zeugen vor, spürt die Fahrer des Krankenwagens auf (etc.) – und schreckt dabei weder vor dem Einsatz von Folterpraktiken noch Tötungen zurück. Einen Mann zwingt sie sogar zum Selbstmord. Im Verlauf agiert sie dermaßen erbarmungslos und gefühlskalt, dass man schon von einer „soziopathischen Ader“ sprechen muss – was sich durchaus (leicht) auf die Sympathien ihr gegenüber auswirkt…
Obgleich ihre „Acting Chops“ weiterhin relativ limitierter Natur sind, profitiert „In the Blood“ ungemein davon, mit der „Mixed Martial Arts“-erprobten Gina Carano („Fast and Furious 6“) in der Hauptrolle aufwarten zu können. Körperlich in feiner Verfassung und auch sonst mit einem anständigen Aussehen gesegnet, eignet sie sich prima für Parts im Stile Avas, welche eine Kombination aus „Toughness“ und „Weiblichkeit“ erfordern. Leider jedoch weiß der Film sie nur eingeschränkt ersprießlich einzusetzen: In „Haywire“ hat Steven Soderbergh sie absolut perfekt ins rechte Licht gerückt – nämlich ohne sie mimisch übers Nötigste hinaus zu fordern sowie in Gestalt eleganter, mit einigem Abstand arrangierter, eindrucksvoll ihre Fähigkeiten darbietender Einstellungen – wohingegen sich Stockwell maßgeblich für rasche Schnitte und stets mitten im Trubel platzierte „Handheld“-Kameras entschied. Carano ist eine fantastische, glaubwürdige Kämpferin, die im Vorliegenden im Prinzip allerdings nur im Rahmen der ausschweifenden Auseinandersetzung im Nachtclub (im ersten Drittel) eine echte Gelegenheit zum Glänzen bzw. Präsentieren ihrer präzisen Moves erhält – während die übrige Action meist aus nicht viel mehr als kurzen, wenig spektakulären Fights besteht. Schade. Entschlossenheit zu demonstrieren und jemanden einzuschüchtern, das beherrscht die gebürtige Texanerin schonmal ganz gut – in ruhigeren Phasen aber auch mal Emotionen zu zeigen, daran muss sie indes noch arbeiten…
Umgeben wird Carano von einem passablen, durchweg in ähnlicher Weise zu beschreibende Leistungen erbringenden Cast-Ensemble: Als Ehemann und einstiger Sucht-Kranker aus reichem Hause legt Cam Gigandet („Never back down“) eine ziemlich mittelprächtige Performance an den Tag, routiniert wie eh und je tritt Treat Williams („Deep Rising“) als sein Ava gegenüber (bereits von Anfang an) misstrauischer Dad in Erscheinung, welcher monetäre Gründe hinter der Heirat vermutet und seine neue Schwiegertochter von daher stracks mit zu den Verdächtigen im Fall des Verschwindens seines Sohnes zählt, in gewohnter Manier gibt Danny Trejo („Con Air“) ein erneutes Mal einen „Unterweltler“ zum Besten, ist dabei aber allein bloß für zwei einzelne „Schlüssel-Sequenzen“ mit von der Partie, Amaury Nolasco (TV´s „Prison Break“) portraitiert den mächtigsten Kriminellen der Insel annehmbar und Luis Guzmán („Carlito´s Way“) erweist sich einmal mehr als ein kompetenter wie gern gesehener Nebendarsteller. In den Rückblenden wird die 14-jährige Ava von Newcomerin Paloma Louvat gespielt – einer geschulten Reiterin und Kickboxerin – ihr sie unbarmherzig „zwecks Abhärtung“ drillender Vater vom stets verlässlichen Stephen Lang („Avatar“). Obendrein ist noch Ismael Cruz Cordova („White Alligator“) als Manny zu erwähnen – ebenso wie der erfahrene Stuntman Ben Bray („Smokin' Aces“) als einer der Cops sowie Hannah Cowley („Two Jacks“) und Eloise Mumford („Drones“) als weitere Familienmitglieder Dereks...
Im Einklang mit den meisten Filmen John Stockwells – siehe dazu nur mal „Into the Blue“, „Dark Tide“ und „Blue Crush“ – kommt auch dieser hier überaus ansprechend bebildert sowie vor dem Hintergrund traumhaft-exotischer Locations angesiedelt daher. Gedreht in Puerto Rico, erkeimt bei einem (u.a. im Angesicht türkiser Gewässer und malerischer Strände) auf Anhieb Lust, dorthin in den Urlaub zu fliegen – doch selbst in einem solchen „Paradies“ kann einem ja Unheil drohen, wie ein (Gegebenheiten wie Verbrechen und Armut offenbarender) Blick hinter die betreffende „Postkarten-Fassade“ zügig veranschaulicht. Mit einem soliden Score Paul Haslingers („Death Race“) unterlegt, wurden alle Ereignisse handwerklich ordentlich umgesetzt sowie von Cinematographer P.J. López („Animal“) auffällig „zeitgemäß-modern“ eingefangen: Gelegentlich finden sogar „GoPro“-Kameras Verwendung – was ab und an (wie etwa beim Zip-Lining) echt vorzüglich passt, manchmal dagegen aber doch eher „ablenkend“ wirkt (z.B. im Kontext einer Fahrzeug-Verfolgungsjagd). Was mir überhaupt nicht gefiel, war bei einer Schießerei in einem Krankenhaus gewisse CGI-Zusätze zu erspähen, worüber hinaus ich mir (im Großen und Ganzen) schon ein paar einfallsreichere Inhalte und Set-Pieces gewünscht hätte – allerdings entschädigen bestimmte positive Eigenschaften (á la das schön straff gehaltene Tempo) immerhin für so manche evidente „Verfehlungen“ des Streifens, weshalb ich dem geneigten Publikum das Endergebnis „unterm Strich“ durchaus noch anzupreisen vermag, zumindest für ein einmaliges Sichten...
Fazit: Der 2014er B-Movie-Action-Thriller „In the Blood“ krankt an vielen der gängigen Schwächen artverwandter Genre-Vertreter – unter ihnen eine unoriginelle Skriptvorlage und ein beklagenswerter Mangel an registrierbarer Spannung – punktet dafür jedoch (quasi auf der „Kehrseite der Medaille“) mit solch erfreulichen Faktoren wie einem schicken Setting, einer relativ anständigen Regie-Arbeit, kurzweilig-unterhaltsamen Verlaufsentfaltung sowie einer brauchbaren Besetzung, samt herausragender Hauptdarstellerin. Bedauerlich nur, dass man letztere nicht inspirierter in Szene zu setzen wusste – wodurch eine unverkennbare Menge an Potential schlichtweg verschenkt wurde...
„6 von 10“