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Jude Law lässt den Drecksack heraushängen und das ist direkt mit der ersten Szene wörtlich zu nehmen, als er mit heruntergelassener Hose im Knast über sein bestes Stück voller Poesie philosophiert. Als titelgebender Safeknacker brilliert er in der Rolle seines Lebens, doch das unausgegorene Drehbuch von Regisseur Richard Shepard lässt ihn dabei oftmals im Stich.

Dom Hemingway (Jude Law) kommt nach zwölf Jahren Knast frei und reist mit Kumpel Dickie (Richard E. Grant) nach Frankreich, um für sein Schweigen eine Entschädigung vom hiesigen Gangsterboss zu erhalten. Zurück in London fällt es Dom jedoch schwer wieder Fuß zu fassen, zumal seine Tochter nichts von ihm wissen will...

Shepard hat seine Erzählung in vage Kapitel eingeteilt, da jede Episode unter einem bestimmten Motto steht. Der Monolog über Doms bestes Stück hat es bereits in sich, doch auch in Frankreich, als er auf dem Anwesen des Gangsterbosses böse Sprüche klopft, morgens nackt durch den Park geht, um abends unter Koks ein Auto durch enge Straßen zu steuern, machen durchaus Laune und sind mit viel Situationskomik gespickt.
Dom ist ein zynische Raubein, ein Verlierer, aber stets aufrichtig und geradeaus, so dass er auch als Fiesling nicht gänzlich unsympathisch erscheint.

Action sollte man bis auf minimale Prügeleinlagen nicht erwarten und auch etwaige Konfrontationen schüren nicht unbedingt Suspense, wohl aber kleine Emotionsschübe, die dem Stoff im Gesamtbild zwar gut tun, sich erzählerisch jedoch nicht immer ins Gesamtkonzept fügen. Jude Law beweist dabei nicht nur Mut zur Hässlichkeit, sondern performt voller Inbrunst und trotzdem immer bodenständig, da er besonders in den ruhigeren Momenten mit feinen Nuancen überzeugen kann. Aber auch Richard E. Grant spielt herausragend, da er mithilfe seiner überaus hässlichen Aufmachung immer wieder Momente von Zynismus, aber auch Loyalität einstreut.

Leider gelingt es Shepard nur allzu selten, ein wenig Coolness in den Vordergrund zu rücken. Ein "Ich glaube, ich habe mir einen Splitter eingefangen" mit anschließenden Blick auf den Verletzten ist in etwa das, was den Streifen zum Kult verholfen hätte, doch von solchen Szenen gibt es nur sehr wenige. Stattdessen wirkt die Geschichte phasenweise zu dialoglastig, wobei oft ziellos aneinander vorbei geredet wird und entsprechende Pointen ausbleiben.
Zwar unterstützen eine Handvoll Songs den schwarzhumorigen Grundton der Angelegenheit und sämtliche Mimen überzeugen mit viel Präsenz, doch im Endeffekt stolpert Shepard an der Melange aus Gangster-Klamotte und Resozialisierungsdrama, was sich primär in der letzten Viertelstunde herauskristallisiert.

Dennoch bleibt immerhin ein über weite Teile unterhaltsamer Streifen mit einem grandios auftrumpfenden Jude Law, doch zwischendurch zerstören reichlich banale Kapitel die Euphorie des pöbelnden Säufers und Schwerenöters, wobei der Name Hemingway gewiss nicht zufällig gewählt ist.
Fans typisch britischer Gangsterfilme könnten einen Blick riskieren, sollte jedoch nicht zuviel Anarchie und schwarzen Humor erwarten.
6 von 10

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