Josh ist ein schüchterner junger Mann, der in einer Ökokommune lebt und heimlich in die junge Dena verliebt ist. Auf dem Hof wird nicht nur Gemüse angebaut und auf dem örtlichen Markt verkauft, sondern auch viel und heftig diskutiert. Josh und Dena wollen mehr als nur reden, und die der Zerstörung der Umwelt gleichgültig gegenüber stehenden Menschen mit einer spektakulären Aktion aufrütteln. Sie planen, einen Damm zu sprengen und tun sich mit dem vorbestraften Harmon zusammen. Der Plan funktioniert, fordert aber Opfer.
Die Konsequenzen einer vermeintlich guten Tat
Mit diesem einen Satz kann man sehr gut den Aspekt beschreiben, der in Kelly Reichardt's Drama ganz besonders hervor gehoben wird. Es ist nämlich keinesfalls die Aktion der drei Aktivisten an sich die hier im Mittelpunkt steht, sondern vielmehr die daraus hervorgehenden Konsequenzen. Die Sprengung eines Staudamms soll für Aufsehen sorgen und die Menschen wach rütteln, doch da bei der Aktion ein Camper sein Leben verliert, ändert sich für die jungen Leute einfach alles. Die vorliegende Geschichte geht dabei auf Spurensuche und beleuchtet dabei die Hauptfiguren ziemlich eindringlich, wobei insbesondere das vollkommen unterschiedliche Umgehen mit den Folgen im zentralen Fokus steht. Reichardt wählt dabei eine äußerst ruhige und sehr bedächtige Erzählweise, verzichtet gänzlich auf jeglichen Aktionismus und lässt im Laufe der Zeit immer mehr die junge Dena und ihren Freund Josh in den Mittelpunkt rücken, da vor allem diese beiden Figuren ganz unterschiedlich mit den Folgen ihrer Tat umgehen.
Während Josh nämlich alles dafür tut damit ihnen niemand auf die Schliche kommt, wird Dena von unglaublichen Gewissensbissen geplagt und scheint an ihren Schuldgefühlen förmlich zu ersticken. Dieser Kontrast nimmt einen Großteil der Geschehnisse ein und führt zum Ende hin sogar zu einer zu erwartenden Katastrophe. Das Ganze mag dem ein oder anderen behäbig oder gar langatmig erscheinen und sicherlich ist ein Film wie "Night Moves" auch keinesfalls den Freunden des actionreichen Mainstreams zu empfehlen, doch Freunde der sehr ruhigen Zwischentöne werden mit einem Filmerlebnis belohnt, das phasenweise spürbar unter die Haut geht. Schon die Einführung in die Ereignisse macht dabei mehr als deutlich das man auch Geduld haben muss, denn zunächst wird der Zuschauer recht ausführlich mit den Vorbereitungen für die geplante Aktion konfrontiert. In dieser Phase bekommt man äußerst gelungene Dialoge geboten, die einem auch gleichzeitig die Motive der jungen Leute näher bringen und gleichzeitig eine Menge Sozialkritik beinhalten, die das dargestellte Szenario umso glaubhafter erscheinen lassen.
Zwischendurch wurden aber auch immer wieder Passagen eingearbeitet, in denen Reichardt fast gänzlich auf Wortwechsel verzichtet, wodurch die Bildsprache des Werkes einen immer stärkeren Einfluss auf den Betrachter nimmt. Das mag nun bestimmt nicht jeder so sehen, doch bei mir persönlich waren es eben diese Momente die den größten Eindruck hinterlassen haben. Stimmen sie doch äußerst nachdenklich und lassen in einem selbst die Frage aufkommen, wie man sich denn wohl selbst in der dargestellten Situation verhalten würde. Eine Antwort darauf wird man wohl eher nicht finden, denn ist es doch definitiv leichter eine Aktion durch zu ziehen, als danach eventuell zu etwaigen Konsequenzen zu stehen. Genau dieses Problem hinterlässt dann auch einen bedrückenden Beigeschmack und wenn man letztendlich sieht was durch die kontroversen Sichtweisen der Protagonisten ausgelöst wird, verstärkt sich dieses Gefühl der Beklemmung um ein Vielfaches.
Letztendlich ist "Night Moves" sicherlich nur einer bestimmten Zielgruppe zu empfehlen, denn man muss schon eine Vorliebe für extrem ruhig erzählte Dramen haben, die die gerade aufgrund dieses Aspektes einen nachdrücklichen Eindruck hinterlassen. Action Junkies werden hier nicht bedient und sollten lieber erst gar nicht zu der Blu-ray greifen. Mir selbst hat der Film äußerst gut gefallen, wirft er doch etliche moralische Fragen auf und beinhaltet zusätzlich sozialkritische Elemente, die einen wirklich zum nachdenken anregen.
Fazit:
Ruhig und intensiv hinterlässt dieses Werk einen guten Gesamteindruck und stellt zugleich Filmkost dar, die ganz bestimmt nicht leicht zu verdauen ist. Gut aufspielende Akteure verleihen dem Ganzen ein Höchstmaß an Authentizität, wobei vor allem Dakota Fanning und Jesse Eisenberg in das Auge des Betrachters fallen.
8/10