Adam (Jake Gyllenhaal) ist ein gefrusteter, zurückgezogen lebender Geschichtsdozent an einer Großstadtfakultät. Seine sozialen Kontakte beschränken sich auf seine Fickfreundin Mary (Mélanie Laurent, die hübsche Kinobesitzerin aus INGLORIOUS BASTERS), an der er sich im Bett abreagiert. Eines einsamen Abends entdeckt er in einem Film, den er sich aus der Videothek ausgeliehen hat, in einer klitzekleinen Nebenrolle einen Mann, der ihm bis aufs Haar gleicht. Adam wird besessen von der Vorstellung, seinen Doppelgänger kennenzulernen, stellt Nachforschungen an und macht ihn, Anthony (logischerweise auch Jake Gyllenhaal), ausfindig. Anthony ist jedoch grundverschieden. Er ist selbstbewusst im Auftreten und lebt mit seiner schwangeren Frau Helen (Sarah Gadon, AMAZING SPIDERMAN 2, DRACULA UNTOLD) in einer schicken Wohnung. Nachdem sich beide getroffen und ausgetauscht haben, beginnen plötzlich die Grenzen zum Leben des Anderen zu verschwimmen…
ENEMY von Regisseur Villeneuves (PRISONERS) ist Mindfuck par excellence. Jake Gyllenhaal (PRINCE OF PERSIA, BROKEBACK MOUNTAIN, DONNIE DARKO) offenbart in einer grandiosen Doppelrolle seine gespaltene Persönlichkeit bzw. spielt wirklich wie zwei grundverschiedene Charaktere. Ähnlich wie Van Damme in GEBALLTE LADUNG oder Didi Hallervorden in DIE RACHE DER ENTERBTEN, nur anders und besser. Die Begegnung der Beiden ist wie die Kollision von Jin und Jang. Plötzlich beginnen die Leben der Doppelgänger miteinander zu verschmelzen. Jeder fängt ein Techtelmechtel mit der Frau des jeweils anderen an. Das Leben des Anderen erscheint angenehmer und wünschenswerter, ähnlich der Grüne des Grases des Nachbarn. Die Grenzen verschwimmen. Eine Narbe taucht auf, wo vorher keine war bzw. beim anderen. Alles sehr mysteriös und dubios. Der Film taumelt dabei traumwandlerisch durch eine dreckige, farblose, von Smog und Gelbfilter verschleierte Großstadt, durch die lautlos eine Riesenspinne schleicht. Beide Protagonisten verstricken sich in einem Netz aus Intrigen, Heimlichkeiten, verborgenen Leidenschaften und menschlichen Abgründen. Das Ende ist ein Faustschlag ins Gesicht des Zuschauers, von dem man sich nur schwer erholt, und lässt zerstört und verstört mit der Frage zurück, wer denn nun eigentlich der wahre „Enemy“ ist.
Der Film basiert auf der Romanvorlage DER DOPPELGÄNGER von José Saramago, wobei auch Charles Bukowskis DER ANDERE Pate hätte stehen können.
Fazit:
Know Your Enemy – Genial!