Review

Das Leiden & Lieben von Musikern


Nachdem John Carney mit "Sing Street" meinen bisher mit Abstand liebsten Film des Jahres abgeliefert hat, wurde es höchste Zeit, ein paar filmische Lücken in Zusammenhang mit ihm zu schließen. Und da bot sich "Begin Again", bzw. hier in Deutschland fast noch passender betitelt "Can A Song Save Your Life?", natürlich an - ähnlich viel gute Musik, ähnlich viel ehrliches Gefühl, ähnliche Feel-Good-Attitüde. Es geht um New York, die Liebe, echt zu bleiben & viel Musik dazwischen - mehr muss man eigentlich gar nicht verraten. Aber eins kann ich fast versprechen: trotz nicht immer typischen Happy Ends, fühlt man sich nach diesem filmischen Song über die Ups & Downs des Lebens & Liebens definitiv besser. Vielleicht auch gerade weil der schmale Grat zwischen Kitsch & "real" bleiben, hier so hollywooduntypisch beschritten wird. Umso mehr man handgemachte Musik & ungewöhnliche Romanzen mag, umso richtiger ist man hier.

New York ist ein Star des Films, man bekommt einige wirklich hübsche & charismatische Ecken aufgezeigt, die selbst Woody Allen-Fans so noch nicht gesehen haben. Die anderen Glanzpunkte sind sicher die zwei unterschiedlichen & sich perfekt ergänzenden Stars, Mark Ruffalo & Keira Knightley. Letztere wirkt zwar wie immer etwas steif& nie komplett losgelöst, zum Teil sicher gewollt für die Rolle, dafür singt sie überraschend göttlich ein paar herzergreifende, wahrhaft berührend Songs. Ruffalo überzeugt sogar noch mehr - ihn habe ich außer vielleicht jüngst in "Spotlight" nie besser gesehen. Er ist hier schlicht eine Offenbarung & verleiht jeder Szene Glaubhaftigkeit & Verbindung. Egal ob es um seine zerrüttete Familie oder seine ungewöhnliche Beziehung zu Knightley geht - dieser Mann hat noch unfassbares Potenzial. Es würde mich massiv wundern, wenn er nie den Oscar erhalten würde.

Bis in die Nebenrollen sympathisch & abwechslungsreich besetzt, hollywood-hübsch & trotzdem mit britischen Wurzeln auf dem Boden geblieben, unvergessliche Songs & eine positive Message ohne je zu kitschig zu werden - was gibt es denn da überhaupt noch zu kritisieren? Was ist nicht ganz so magisch wie bei "Sing Street" oder "Once"? Zum einen knirschte es etwas in der Chemie zwischen den für sich genommen richtig guten zwei Protagonisten. Zum anderen erzählt er nur einen furchtbar kleinen, wenn auch wichtigen Ausschnitt aus den Leben der Beteiligten & bleibt so als ganze Geschichte weniger im Kopf als beispielsweise sein Soundtrack oder seine genannten Geschwisterfilme. Das würde ich jedoch unter marginale & kaum den Spaß trübende Kritik abstempeln & wenn man ihn sogar ohne Erwartungen mal vor die Augen bekommt, einfach inne halten & genießen: es kann nur eine faustdicke, romantische & lebensbejahende Überraschung kommen!

Fazit: für Liebhaber & besonders Musikliebhaber! Carneys Ballade an echte & gleichzeitig etwas kitschige Musik, New York & das Songwriting - authentisch, emotional, unberechenbar, voller liebevoller Details. Wie ein guter Lovesong!

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