Kaltes aus kalten Gegenden...25.05.2015
Als seine kleine Tocher zusammen mit ihre Freundin einfach verschwindet und die Polizei einen Verdächtigen freiläßt, nimmt der Vater diesen gefangen, um ein Geständnis herauszupressen. Derweil ermittelt ein Polizist immer weiter, und irgendwann werden die Gründe des düsteren Geschehens offenbar...kein Einzelfall in der Gegend.
Dieser Film läßt den Betrachter nicht kalt, was aber nicht am ekligen Klima liegt, in dem die Handlung spielt. Es ist vielmehr die sorgfältige Story, die auf alle nur denkbaren Klischees verzichtet, die einen würgen läßt angesichts der Bosheiten, zu der Menschen fähig sind. Nicht nur die Kindesentführer sind hier gemeint, sondern auch der immer verbissener wirkende Vater, der einfach nicht glauben will, daß der Verdächtige unschuldig ist. Natürlich stellt sich die Frage, wie weit man gehen darf, auch angesichts des eigenen Vaterseins. Was würde man selbst tun? Wie umgehen mit dem schlimmen Schicksal? Eine moralisch schwierige Frage, die hier auch keine Auflösung findet.
Der Film ist in der Tat sehr lang, jedoch zu keiner Zeit langweilig oder gar zerdehnt. Alles hat seinen Platz, alles dauert eben so lange, wie es dauern muß. Spannung ist gleich von Beginn an vorhanden, auch transportiert über die düstere Musik, und dazu geben die Darsteller allesamt ihr bestes. Einige minimale Hänger gen Schluß verhindern die Höchstnote, doch der Film ist wahrlich ein Augenschmaus, der nichts mit den aktuellen Sehgewohnheiten gemein hat. Ob es nun das Augenzucken des Polizisten ist, die wunderbar gefilmte Fahrt zum Krankenhaus, die radikale Bosheit der Kindermörder, von denen es viele zu geben scheint...es sind viele kleine Einzelheiten, die den Film rund und gut machen. Ein Film, der zum Diskutieren anregt, famos inszeniert und bestens komponiert - 9/10.