An Jean Rollin scheiden sich die Geister. Die einen sehen in ihm einen Regisseur, der durchaus das Potenzial dazu gehabt hätte, bedeutende (surrealistische) Filme zu drehen, die anderen sehen in ihm eher einen Trash-Filmer, dessen Werke man alle vernachlässigen kann.
Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen, wobei Rollin aufgrund der oft trashigen Inszenierung seiner Werke sich die Kategorisierung in Richtung Trash selbst zuzuschreiben hat.
Wenn man Werke wie "Les Raisins de la Mort", dt. Titel "Foltermühle der gefangenen Frauen" (bei uns beschlagnahmt) oder gar "Emmanuelle 6"
betrachtet, trifft das Urteil "Trash" auf jeden Fall zu.
Gerade seine Frühwerke sind aber wohl anders. Auch der vorliegende Film ist ein interessanter Mix, der wohl am besten als surrealistischer Gruseltrash bezeichnet werden kann, eine Art psychedelischer Softsex-Gothic-Horror mit Sleaze-Elementen.
Man kann es kaum definieren, man muss es sich anschauen.
Seine "Vampirfilme" sind einfach keinem Genre zuzuordnen. Der geneigte Horrorfilm-Fan wird sich vermutlich aufgrund der langsamen, wenig gruseligen oder gar blutigen Inszenierung mit (echtem) Grauen abwenden. Einen wirklichen Unterhaltungswert hat der Film nicht wirklich.
Aufgeschlossene Zeitgenossen, die Interesse am abseitigen Film haben und keinen linearen Storyaufbau oder gar logische Erklärungen brauchen, die wenig Dialoge erfrischend finden und dem Trash nicht abgeneigt sind, können ein Blick riskieren. Zuviel darf man aber nicht erwarten, die Story ist doch recht pseudo-philosophisch verquastet.
Im Vordergrund steht ganz klar die psychedelische Bildersprache, die oftmals recht interpretationswürdig ist. Der Score ist imho ausgezeichnet, zum Teil so eine Art Free-Jazz, und trägt zur etwas durchgeknallten Atmo bestens bei.
Ach ja, der Plot (Geheimbund, reiche Leute, suche nach Unsterblichkeit) erinnerte mich zum Teil arg an "Martyrs", es könnte sein, dass Pascal Laugier bei seinem Landsmann a bisserl geklaut hat.
Aufgrund der relativen Einzigartigkeit 7/10