Pierre entdeckt, dass sein Vater George Radamante eine Sekte und seltsame Experimente unterstützt, die zum Ziel das Geheimnis des ewigen Lebens haben. George Radamante hält weiterhin in einem Schloss eine Frau gefangen die er für einen Vampir hält. Pierre ist fasziniert von dieser Frau und will ihr helfen, also muss er sich gegen seinen Vater stellen.
„Das Lustschloss der grausamen Vampire“ oder „Die nackten Vampire“. Eine ziemlich unpassende Titelvergabe, denn wir wissen schließlich: Es gibt keine Vampire, es gibt nur Menschen. Ein weiterer Titel „Das Lustschloss der grausamen Frauen“ kommt der Sache ein klein wenig näher. Dem denkenden Anhänger von Rollins Werken sollte nämlich schnell auffallen, dass die Bezeichnung Vampir einzig der Gier der Menschheit gilt. Nicht nur symbolisch wird das Blut aus den Venen junger Mädchen entnommen, natürlich immer im Dienste der Menschheit oder besser gesagt mit dem Willen zur Macht.
Rollins Film startet mit einer Freejazz-ähnlichen Musik, die in schräge Geigenklänge mündet. Der Soundtrack für die Jagd nach einem Mädchen, das von wirr maskierten Individuen verfolgt wird. Der „normale“ Zuschauer wird sich fragen wo er denn nun gelandet sei, der Rollin-verehrende Zuschauer befindet sich allerdings bereits auf den Weg in die Welt seines Genies und Idols. Die Worte sollten klar machen, dass sich einzig ein offenes Publikum in Rollins Film heimisch fühlen wird. Jeder andere Mainstreamverehrende Massenkonsument wird die Pforten in Rollins Welt nicht überschreiten wollen.
Während der angesprochenen Freejazz-Klänge zeichnet sich ein optisch schönes Bild von einer an bestimmten Stellen beleuchteten Straße die schön anzusehende Schattenspiele an einem Gemäuer erzeugen. In gewohnter Weise lässt Rollin gemütliche Locations durch eine sehr gute Kameraarbeit dominieren.
Der Film geht eher irdisch los und man ist nicht in einer fremden Welt angekommen. Diese Pforten öffnen sich erst nach einiger Zeit und das Rollin im übertragenden Sinne eine Himmelspforte mit der Portiertätigkeit eines älteren Ehepaars geschaffen hat zeugt für den Sinn zur Zweideutigkeit. Das Böse ist wie man es kennt nicht gleich das Böse, nur weil es fremd ist. Das Böse hat andere Gesichtszüge und das Unbekannte birgt meist den Gegenpol.
Eine Art Sektenkult der in einer besseren Welt lebt und dem Kugeln und irdische Waffen genauso wenig anhaben können wie das christliche Kreuz. Das der Oberste dieser Sekte in einer Einstellung auf seinem weißen Umhang durch die geschickt eingesetzte Beleuchtung das Kreuz auf den Rücken projektiert bekommt, sollte dem Zuschauer schon die Frage nach dem eigentlichen: Wer ist das? stellen. Des weiteren tragen die Mitglieder der besseren Welt einen Ring der ein umkreistes A zeigt. Ein Zeichen für Anarchie? Dem Auflehnen gegen eine verblendete zur Machtgier verurteilte Gesellschaft? Man kann sich sein eigenes Bild machen, vorgeschrieben wird von Rollin Nichts, aber wer in Rollins Welt abgetaucht ist, der wird sich eh Gedanken über das Gesehene machen.
Fazit: Rollins Werk entwickelt sich in seinem Verlauf zu einem sehr guten Film, kann allerdings nicht mit den großen Filmen wie „Fascination“, „La Morte Vivante“ oder „Lèvres de sang“ mithalten, dazu fehlt es „La Vampire nue“ an den Besonderheiten.