Die Produktionsschmiede MILLENIUM FILMS stellt in der Filmbranche schon etwas ganz Besonderes dar: ihre Anfänge machte sie mit preisgünstig inszenierten Trashfilmen und B-Movies im (Tier-)Horror- und Actionbereich, um mit dem erwirtschafteten Reingewinn das nötige Kapital zu haben, um in die A-Liga aufzusteigen.
16 BLOCKS mit Bruce Willis war eine der ersten Großproduktionen von MILLENIUM FILMS, die sowohl vor, als auch hinter der Kamera, mit namhaften Stars punkten konnte. Im Laufe der Zeit wurde mit JOHN RAMBO, KURZER PROZESS, THE EXPENDABLES 1 - 3, OLYMPUS HAS FALLEN und weiteren Titeln fleißig nachgelegt.
Bekannte Stars wie Sylvester Stallone, Gerard Butler, Arnold Schwarzenegger, Morgan Freeman, Jason Statham, Al Pacino und Robert de Niro gaben sich dabei die Klinke in die Hand und verliehen den Filmen Glanz.
Versierte Filmemacher wie Richard Donner, Joe Avnet, Stuart Baird oder Antoine Fuqua nahmen dabei auf dem Regiestuhl Platz und MILLENIUM FILMS etablierte sich zu dem, was CANNON FILMS in den 80er und 90er Jahren einmal war: ein Hauptlieferant von (hauptsächlich) Actionfilmen, die im Vergleich (gemessen an heutigen Produktionskosten) schnell und preiswert inszeniert und mit zugkräftigen Stars besetzt sind, die die Massen in die Kinos locken.
Und zugegeben: würden die genannten Stars nicht mit von der Partie sein, wäre so mancher Titel als Direct-To-DVD/BR-Release in den Untiefen der Videotheken verschwunden. Ein Schicksal, das übrigens auch den Thriller "88 Minutes" mit Al Pacino ereilt hatte.
Kommen wir nun auf "Homefront" zu sprechen, der nach der gängigen MILLENIUM-Rezeptur zubereitet wurde:
Vor der Kamera agiert ein ausgewogener Cast aus bekannten Serien- und noch bekannteren Kinostars, die von Jason Statham und James Franco angeführt werden. "Altstar" Clancy Brown (bekannt unter anderem aus "Highlander", Walter Hills "Ausgelöscht" oder "Friedhof der Kuscheltiere 2") sowie Kate Bosworth und Winona Ryder machen die Besetzung perfekt, während in Nebenrollen Frank Grillo (bekannt aus der ersten Staffel "Prison Break" und dem Remake von "Muttertag") und Omar Miller (aus den beiden letzten Staffeln von "CSI: Miami" bekannt) den Cast ergänzen.
Hinter den Kulissen sorgte Regisseur Gary Fleder, eher auf Thriller wie "...denn zum Küssen sind sie da", "Sag kein Wort!" oder die John Grisham-Verfilmung "Das Urteil" spezialisiert, für eine saubere Inszenierung der Handlung, die von Sylvester Stallone geschrieben wurde. Mark Isham sorgte für die musikalische Untermalung, während Theo van de Sande die Kamera führte.
Old School-Actionheld Stallone schrieb dabei seinem "The Expendables"-Spezi Statham eine Rolle auf den Leib, die für einen Actionfilm gewohnt eindimensional gezeichnet ist. Die Handlung erinnert ein wenig an gängige Titel wie "The Walking Tall", wobei die Storyelemente und die Figuren entsprechend beliebig austauschbar sind.
Stallones Story ist dabei einerseits dünn, andererseits aber auch überkonstruiert. Anstatt es auf ein genretypisches Duell von Protagonist und Antagonist (James Franco als rücksichtsloser Crystal Meth-Dealer) hinauslaufen zu lassen, wird die Storyline um eine Biker-Gang erweitert, deren Anführer vom ehemaligen Undercover-Agent Broker (Jason Statham) einst ins Gefängnis gebracht wurde.
Während das Potential einer Auseinandersetzung zwischen Statham und Franco leider nicht genutzt wird, werden die Pläne des Dealers um die simplen Rachepläne der Biker erweitert und das Chaos um Rednecks, Rocker und einen zwielichtigen Kleinstadt-Sherrif ist perfekt. Mittendrin können allerdings Bosworth und Ryder in ihren Rollen als White Trash-Bitches voll und ganz überzeugen.
Zu viele Verwicklungen und Entwicklungen sorgen auch dafür, dass "Homeland" nach einem actionreichen Start viel zu lange braucht, um in die Gänge zu kommen. Streckenweise plätschert die Story geschwätzig vor sich hin und wird gelegentlich von einigen Fights aufgelockert, bis es zu einem explosiven Finale kommt. Die Actionszenen sind routiniert inszeniert, die Fights perfekt choreographiert, die Shoot Outs blutig und die Explosionen über jeden Zweifel erhaben. Hier wurde ein pyrotechnisches Action-Bombardement entfacht, wie man es heutzutage selten zu sehen bekommt.
Auch an der Kameraarbeit gibt es nichts auszusetzen und der Schnitt verzichtet auf das neuzeitliche Stakkato-Inferno, bei dem es dem Zuschauer schwindelig wird. Die Inszenierung kann, vor allem im Finale, mit einigen Spannungsmomenten punkten, während der Film an sich die genretypischen Oneliner vermissen lässt. Lediglich der Score von Mark Isham kann kaum Akzente setzen und passt sich der trägen Redneck-Atmosphäre an.
Unter dem Strich bleibt ein routinierter Actionfilm mit deutlichen Längen, der aber durchaus zu unterhalten weiß. Kein Highlight des Genre und sicherlich auch nicht Stathams bester Film - dafür aber hervorragend besetzt und mit überzeugenden Actionszenen, die über die Schwächen hinwegsehen lassen.