Review

In mehrerlei Hinsicht merkwürdiges und aufgrund durchgängiger Spleens auch überaus interessantes Werk mit ebensolcher Produktionsgeschichte. Eine holprige, weniger pathetische als enthusiastische Mischung aus der Wahl eines Regisseurs mit eher zweifelhaften Ruf, der 2006 nach weitgehend ignorierten low budget - Arbeiten in die vorläufige Rente ging, Veränderungen des Skriptes, dem Versterben des renommierten Autoren Szeto Kam-yuen, dem Ausfallen des ursprünglich geplanten zweiten Hauptdarstellers Vincent Zhao wegen kreativer Differenzen und einer angelegten Drehpause wegen rechtlicher Schwierigkeiten, die sich im Endprodukt durchaus, dies allerdings auf positiv überspannte Art und Weise bemerkbar machen. Die Grundform eines Actionthrillers mit dem Unterbau einer Undercovergeschichte und der Kollaboration zwischen Hong Kong und China in den Kreisen von Polizei und Kriminellen schöpft aus dem Fundus gängiger Begebenheiten gleichsam wie sie auf die vor allem durch SPL (2005) und Flash Point (2007) hochgesteckten Erwartungen des Publikums abzielt. Eine Rückkehr findet auch tatsächlich statt, allerdings in die Tage des sich um den Inhalt nicht scherenden und stattdessen rein die Form beachtenden HK - Kinos, und so mindestens eineinhalb Jahrzehnte entfernt. Der Plot als Fassade mit Struktur und Vorwand für stilfreien Allkampf, in die alle denkbaren Leidenschaften und Gemütsverfassungen geraten:

Chen Zi-long [ Donnie Yen ] ist unter Aufsicht seines Vorgesetzten Captain Zhang [ Ronald Cheng ] seit acht Jahren in der Triadengang von Xiong [ Ngai Sing ] als Undercover unterwegs. Als dieser ihn nach einem Blutbad des Aufstrebenden Sunny [ Adelung als screen fighter: Andy On ] auf den ehemaligen Freund ansetzt, und gleichsam durch den Scharfschützen Daofeng [ Zhang Han-yu ] ein Attentat auf die potentielle Gefahr aus den eigenen Reihen absolviert wird, bekommt Chens Tarnung in der Identität erst spröde Risse und gerät seine Mutter [ Pau Hei-ching ] als leichtestes Ziel zunehmend in Gefahr. Nur noch die junge chinesische Polizistin Fang Jing [ Jing Tian ] kann helfen.
 
Trotz mehrerlei dramatischer Momente und einer anfangs zumindest stets unterschwellig vorhandenen Bedrohlichkeit wird dabei niemals die Ernsthaftigkeit der Arbeiten von Wilson Yip und die pechschwarze Tragik gepflegte. Hier ist man nicht geneigt, über große Empfindungen und Geschehnisse nachzudenken, sondern wird direkt nach vorn und wie kopflos agiert. Ruhephasen gibt es dabei durchaus, gelten die allerdings auch mit als die Schwachpunkte der in diesem Sinne eh kränklichen Narration. Gerade die bemühten Charakterisierungen in den 'Disputen' zwischen der aufstrebenden Polizistin und dem eigentlich sich am Ende befindenden Undercover kann man getrost als Testaufnahmen gelten lassen und ansonsten als Zeugnis einer insgesamt gespaltenen Persönlichkeit notieren, oder gleich vergessen. [In der Zwischenzeit von Postproduction und Aufschieben der Dreharbeiten wurde gemeinsam von Regisseur Clarence Ford, dem Meister der passioniert gutaussehenden Inkohärenz, und Darsteller Donnie Yen rasch die gleichst schiefe, da unangemessene, fehlversorgende romantic comedy Together fabriziert.]

Auffälliger dabei ist immerhin die Tatsache, dass auch da neue Wege ergründet werden. Produzent, Hauptdarsteller und Action Director und damit auch treibende Kraft Donnie Yen agiert hier abseits des üblichen Heldengedichtes auf seine Person und ebenfalls am Rande des Seins vom erstarkten Kassenmagnet als der Simpleton mit lockeren Geschick; ein spielfreudiges, mancherlei etwas aufdringliches und immer leicht kauziges Gehabe und Getue, das trotz stets sichtbar physischer Präsenz - und finaler Zerstörung mit Würfen, Hebel und Würgegriffe sowohl im Stand als auch im Staub liegend - wenig bis nichts mit dem hartgesottenen Einzelkämpfer der sonstigen Filmographie gemein hat, sondern vermehrt an den temperamentvollen Jungspund aus dem Frühwerk der Witzelsucht Mismatched Couples (1985) erinnert. Grimassen und weitere ausgeprägte Gestiken und Mimiken plus saloppe Sprüche also Galore, dazu ein ungestümes Vorgehen ohne Planungen, Richtungen und Ziele, in dem sich der heimliche Cop auf seine spezielle Manier auf die ungewohnte Situation einstellen will, ohne sich festlegen zu müssen.

Diese Agilität des Frei Herumschwingens trotz bereits bröckelnder Tarnung behält analog dazu auch das Martial Arts Crime Werk bei, dass so richtig fassbar in seinen Sprüngen von einem Ort zum anderen, in frühere Vorgänge zurück und den unterschiedlich zufälligen Motiven voll mit Beredtheit und Künstlichkeit nicht wirklich ist, aber um die Not der Beweglichkeit angesichts unsicherer Gefahren auf jeden Fall weiß. Gefangen in einer falschen Identität, dessen Wahrheit niemals an das Tageslicht dringen darf, dazu befangen in seinen Gefühlen zur einzigen Vertrauten, der Mutter, und in der Pflicht zu sowohl dem Vorgesetzten als auch der Welt, in der man jetzt zu Gange ist, wird wie in den Tag hinein gelebt und entsprechend flink auf Veränderungen agiert. Sniper-Attentäter aus dem Hinterhalt, Attacken durch Mitgenossen, die zuvor noch am gleichen Esstisch gesessen und sich zugeprostet haben, Risiken durch die Gefolgschaft, die in der Vergangenheit angeleitet und beschützt wurden, nun aber selber zur tödlichen Stolperfalle werden. Dazu eine Uneinsichtbarkeit des Geschehens, dass in den Kampf- und Actionszenen im Combat Wrestling - Stil jeweils auf engsten Raum und so eingeschränkt in der Möglichkeit zur Flucht und der impulsive Nahkampf auf Leben und Tod mit allen Mitteln und in nahezu jeder Methode von Schlägen und Tritten nötig ist.

Trotz der Wahl des Drehortes der Metropole von Shenzhen und des Einsatzes raumgreifender Panoramen der mit Einwohner, Finanzen und Infrastruktur überaus boomenden Stadt, wird in den entscheidenden Situationen immer in einem limitierten Rahmen, ob in den Kühlräumen eines Restaurants, beim Zweikampf in einem fahrenden Auto oder im Showdown auf einer im Bau befindlichen Brücke und dort mit der Einbildungskraft in gefälliger Gestalt und Farbe agiert. Eminent ist dabei besonders der Showdown, der die Kontrahenten erst über ein Parkhaus inmitten in der Verkehrszone und einer großangelegten Verfolgungsjagd mit teils beeindruckenden Akrobatiken auf, am und im Auto involviert, um im ersehnten Zweikampf merkliche Begeisterung zu forcieren. Erst die großen Zerstörungen, die Kollisionen und schier todessehnsüchtigen Stunts, und final das Können im Variieren von urban street fighting ohne Regelwerk mit antiken Griffen, Haltetechniken und Bodenkampf.

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