"Willkommen in der Unterwelt, Bob!"
„Robert De Niro gibt eine lasche Vorstellung in einem schwachen Film." Diese Meldung klingt fast wie ein Running Gag, wenn sie nicht so tragisch wahr wäre. Was der einstige Schauspieltitan seit Jahren an mimischer Magerkost abliefert, ist schlicht und ergreifend peinlich. Da er dies auch noch am Fließband tut, wird das Ganze langsam zum Ärgernis.
Die ganze Misere hat aber auch ihre gute Seite. Zumindest dürfte inzwischen jeder halbwegs Cinephile wissen, dass man - sofern man gut unterhalten werden möchte - sich auf gar keinen Fall einen neuen Robert De Niro-Film ansehen sollte. Wer allerdings immer noch nicht überzeugt ist, sollte einfach nur mal „Malavita" einlegen. Nach der ersten halben Stunde ist die Anti-De Niro-Fraktion um ein überzeugtes Mitglied reicher. Versprochen!
Was der französische Tausendsassa Luc Besson hier anrührt, ist nämlich mit lauwarm noch euphemistisch bewertet. Sein halbgarer Mix aus Mafia-Komödie und Mob-Thriller ist weder lustig, noch spannend, noch an irgendeiner Stelle der quälend langen Laufzeit von fast zwei Stunden auch nur annähernd unterhaltsam. Da kann auch ein ordentliches Altstar-Aufgebot nichts mehr retten. Zumal es die Lustlosig- und Belanglosigkeit der lahmen Chose mit seinen „Leistungen" auch noch befeuert.
So gibt De Niro offenkundig gelangweilt die gefühlt hundertste Parodie seiner früheren Gangster-Rollen, Tommy Lee Jones schlurft als mürrischer FBI-Sidekick durch die Kulissen und Michelle Pfeiffer soll allen Ernstes als typisch italienische Mamma durchgehen.
Ach ja, eine Handlung gibt es auch noch. Wieder einmal geht es um das filmisch häufig bemühte Zeugenschutzprogramm. Im konkreten Fall wird der New Yorker Pate Giovanni Manzoni (De Niro) mitsamt Familie in die Normandie verfrachtet, da sein Verrat zahlreicher Mobster in der Heimat auf wenig Gegenliebe gestoßen ist. Dass eine italo-amerikanische Familie in der französischen Provinz sofort auffallen würde wie der sprichwörtliche bunte Hund, geschenkt. So ein Culture-Clash kann ja durchaus ganz witzig sein.
Wer jetzt denkt, dass der Franzose Besson die Eigenheiten seiner Landsleute liebevoll-komisch auf die Schippe nehmen würde und sie fröhlich mit den gängigen USA-Klischees konterkarieren würde, der kann spätestens jetzt abschalten. Denn es ist eigentlich fast schon grotesk, wie konsequent Besson diese humoristische Steilvorlage ignoriert und ein völlig gesichtsloses Allerweltsnest präsentiert, das seine nationale Identität bestenfalls erahnen lässt.
Aber es kommt noch blöder. Dass die Flüchtigen kein Französisch sprechen ist noch einigermaßen plausibel. Dass aber wirklich jeder Dorfbewohner, vom Teenager bis zum Rentner, ein grammatikalisch und idiomatisch einwandfreies Englisch spricht, ist an Schwachsinn kaum noch zu unterbieten.
Jeder der nur ein paar Tage in Frankreich verbracht hat weiß, dass dort nur ein verschwindet geringer Prozentsatz des Englischen einigermaßen mächtig ist - bzw. dazu Lust hat -, geschweige denn fließend darin parliert.
Auf dieser hanebüchenen Basis aufbauend, nehmen dann die bräsigen Blödeleien ihren Lauf. So verschafft sch Giovannis aufgeweckter Sprössling binnen eines Tages! einen kompletten Überblick über die Machtverhältnisse an seiner neuen Schule und schwingt sich in Windeseile zum „Schüler-Paten" auf. Das wäre auch ohne die natürlich nicht vorhandene Sprachbarriere völlig abstrus.
Seine Schwester Belle vollbringt ähnliche Heldentaten und mischt u.a. gleich am ersten Nachmittag eine geifernde Vierer-Clique auf, um dann anschließend völlig problemlos den kilometerlangen Heimweg per erbeutetem PKW zu bewältigen.
Am Ende - sofern man bis dahin durchgehalten hat - fliegt die sich so „militant unauffällig" verhaltene Manzoni-Familie natürlich auf und zieht eine Armee von Auftragskillern in das verschlafene Kaff. Dort gibt es dann einen nicht zu erwartenden Bodycount, der aber nicht nur lahm inszeniert ist, sondern so überhaupt nicht mit der versuchten Komödie des Restfilms harmonieren will.
Bleibt die Frage, warum Robert De Niro überhaupt noch dem Schauspielberuf nachgeht. Bei seinem offenbar völlig versickerten Talent einigermaßen anspruchsvolle und interessante Stoffe zu wählen, kombiniert mit aufreizend mittelmäßigen Darbietungen sollte er sich und seinen noch verbliebenen Sympathisanten weitere Tiefschläge ersparen. Das eigene Denkmal unter einem Berg von filmischen Müll zu begraben, zeugt jedenfalls nicht gerade von Weitsicht. „Malavita" bedeutet Unterwelt, im Fall von De Niro geht es dabei leider schon länger nicht mehr um das Gangstermilieu.