Die französisch-italienische Co-Produktion „100.000 Dollar in der Sonne“ darf ohne weiteres als Klassiker deklariert werden, schafft es Regisseur Henri Verneuil (drehte mit Belmondo später „Der Körper meines Feindes“, "Der Coup", "Angst über der Stadt" und den weniger guten Kassenschlager „Die Glorreichen“) hier doch Musik, Action, beeindruckende Optik, für damalige Zeiten spektakuläre Kamerafahrten zusammen mit den beiden Schauspielikonen Jean-Paul Belmondo und Lino Ventura unter einen Hut zu bekommen und sein Werk mit der stets präsenten Musik des französischen Vorzeigekomponisten und späteren Oscargewinners Georges Delerue (u.a. „Platoon“) zu veredeln.
In den Weiten der Sahara verdingen sich Lkw-Fahrer, ohne Rechte und ohne Gewerkschaft, für einen Hungerlohn, den sie, so sagt es jedenfalls der Film aus, schnellstmöglich in Alkohol investieren. Unter der Knute ihres Chefs Castigliano (Gert Fröbe, waschecht und fies, ein urdeutsches Original wie eh und je mit markanter Stimme), wegen seiner Diabetes von den Arbeitern nur Zuckerrübe genannt, haben seine Fahrer zwar gewaltig zu leiden, ihren Humor verlieren sie dabei aber nicht. Als sie allerdings ein neues Gefährt nebst neuem Fahrer von ihrem Chef vor die Nase gesetzt bekommen, platzt Rocco der Kragen und so trickst er den Neuling aus, um sich den nagelneuen Lkw selbst unter den Nagel zu reißen und über die Grenze zu fahren, um dort die Ladung zu verscheuern. Castigliano, außer sich vor Wut, schickt ihm dessen besten Freund Hervé (Lino Ventura) hinterher, um ihm, wenn er den Dieb mit Ladung zurückbringt, fürstlich zu entlohnen. Ein Wettrennen zwischen zwei klasse Fahrern beginnt…
Und das funktioniert verdammt gut, denn das Crossover der beiden Stars, die schon damals nicht nur in ihrem jeweiligen Heimatland sehr beliebt waren, sorgt nicht nur für witzige Dialoge und Schlägereien, sondern auch für Spannung auf den staubigen Straßen. Vom grandiosen Soundtrack unterstützt und von exzellenten, teilweise nahezu spektakulären Kameraeinstellungen eingefangen, entbrennt nach kurzer Zeit ein gnadenloses Duell zwischen den beiden, bei dem ein ums andere Mal das gewitzte Schlitzohr Rocco im entscheidenden Moment die Nase vorn hat, was Hervé mehr als einmal zur Weißglut treibt. Neben den originell und abwechslungsreich gefilmten Kampf auf immer enger und gefährlicher werdenden Straßen, bleibt der Humor jedoch nie auf der Strecke. Sei es der Running-Gag in Form des geschwätzigen Lkw-Fahrers, auf den Hervé immer trifft, wenn Rocco ihn wieder ausgetrickst hat, oder verbale Duelle: Ironie und eine gesunde Prise Sarkasmus wird stets groß geschrieben.
Für eine Laufzeit von beeindruckenden zwei Stunden läuft der Plot überraschend linear ab, verzichtet aber in kurzen Tankstopps oder Polizeikontrollen nie die Charaktere unter die Lupe zu nehmen, die ansonsten recht einseitig betrachtet werden. Rocco wird hier später als Frauenheld, seine Beifahrerin als überraschend berechnend und Hervés Beifahrer Steiner als Verbrecher deklariert, ohne dass der Zuschauer sowas erahnen kann, so dass der finale Plot-Twist jeden zufrieden stellen dürfte.
Fazit:
„100.000 Dollar in der Sonne“ ist ein waschechtes Truckerabenteuer mit viel Humor und spannenden Straßenduellen, dass dank Kameraarbeit und Musikbegleitung, sowie den beiden Stars Belmondo und Ventura seiner Zeit ein Stück voraus war. Trotz der hohen Laufzeit bleibt das Geschehen spannend und unterhaltsam, was auch Regisseur Henri Verneuil zu verdanken ist, der hier eine seiner besten Arbeiten ablieferte.