Vor 20 Jahren ist die Zombieseuche ausgebrochen, und die Menschen haben die Sache leidlich im Griff. Ein Medikament stoppt den Ausbruch der Krankheit, so es vom Infizierten innerhalb von 36 Stunden regelmäßig eingenommen wird. Nun jedoch mehren sich Gerüchte, nach denen das Medikament in Bälde erschöpft sei, und Unruhe greift um sich. Vigilanten fordern die Internierung der Kranken, wenn nicht gar ihre Tötung. Im folgenden Chaos versuchen Kate und Alex, sie Ärztin, er infiziert, irgendwie den Kopf über Wasser zu halten.
Das Genre des Zombie-Filmes ist im Prinzip vollkommen ausgelutscht und die Zeit der großen Klassiker ist eh schon längst vorbei. So muss man sich in den letzten Jahren als geneigter Fan dann auch eher mit fast immer gleich ablaufenden Geschichten zufriedengeben, die sich lediglich durch den Härte-und Blutgehalt voneinander unterscheiden. Umso erfreulicher erscheint da die Tatsache das der spanische Regisseur Manuel Carballo hier einmal mit einer völlig neuen Variante daher kommt, denn in seiner Geschichte spielen die Untoten eigentlich nur eine stark untergeordnete Rolle und sind zudem bis auf 2-3 Ausnahmen auch überhaupt nicht im Bild zu sehen. Stattdessen offenbart sich ein Plot, der gut 20 Jahre nach der letzten Zombie-Epidemie angesiedelt ist und in dem die Gruppe der "Returned" im Mittelpunkt steht, die durch den täglichen Gebrauch eines Impfstoffes ihre Infizierung unter Kontrolle halten können. Allein schon diese neue der allseits beliebten Zombie-Thematik ist eine gelungene Neuerung und auch die Umsetzung des Ganzen kann sich jederzeit sehen lassen. Dennoch wurde leider auch ein wenig an vorhandenem Potential verschenkt, da sich die Ereignisse hauptsächlich auf das Schicksal ihrer beiden Hauptfiguren beziehen, denn an dieser Stelle wäre es noch weitaus interessanter gewesen, wenn Carballo die Gesamtumstände ein wenig eingehender beleuchtet hätte. Trotz dieses kleinen Mankos präsentiert sich aber ein durchgehend spannender Film, der zudem auch mit wirklich gut agierenden Darstellern besetzt ist, die allesamt einen überdurchschnittlich guten Eindruck beim Zuschauer hinterlassen.
Wer nun allerdings einen handelsüblichen Zombie-Streifen erwartet wird enttäuscht sein, denn "The Returned" beinhaltet weder größere visuelle Gewaltdarstellungen, noch werden literweise Kunstblut ausgeschüttet. Vielmehr bekommt man es mit einer äußerst gelungenen Mischung aus Drama, Tragödie-und Thriller zu tun, der zusätzlich die nötigen Horror-Elemente beigefügt wurden, die sich aber hauptsächlich in der Thematik an sich erkennen lassen. Dieser Stil mag nun sicher nicht jeden Geschmack treffen, doch stellt dieser Film meiner Meinung nach auf jeden Fall eine Bereicherung für das Genre dar, denn diese noch nich da gewesene Variante des Themas ist schon eine richtig gute Sache. Zudem beinhaltet das Geschehen auch jede Menge sozialkritische Aspekte, denn der Regisseur lässt durch Punkte wie Zwangs-Internierung, Diskriminierung und diverse andere Dinge auch etliche Elemente erkennen, die im Prinzip jeder aus dem realen Leben her kennen sollte. Gleichzeitig wird mit den ureigensten Ängsten des Menschen gespielt und man selbst wird dabei oft genug in einen gefühlsmäßigen Zwiespalt versetzt und ebenso mit moralischen Fragen konfrontiert.
Diese Punkte kommen vermehrt zum Vorschein als das Serum gegen die Infektion zur Neige geht und die Angst innerhalb der gesunden Bevölkerung immer größer wird. So dauert es dann auch nicht sonderlich lange bis sich das Ganze in die schiere Panik umwandelt und von etlichen Gegnern der "Returned" die Selbstjustiz wieder eingeführt wird. Immer wieder eingeblendete Nachrichten schüren die Panik beim Volk und die Bedrohung für die Infizierten nimmt stündlich zu, bevor die Lage endgültig zu eskalieren droht. Ganz unweigerlich wird man hier phasenweise an die Anfangszeiten des H.I.V Virus erinnert, denn Teile des Szenarios bringen sehr gut die Angst und die Vorurteile des Menschen zum Vorschein, der aus Angst vor dem Unbekannten zu Taten in der Lage zu sein scheint, die er unter normalen Umständen niemals durchführen würde. So entwickelt sich mit zunehmender Laufzeit ein absolut spannender Thriller, der immer wieder die Elemente des Dramas erkennen lässt und zum Ende hin in einer waschechten Tragödie endet. Denn für den finalen Showdown hat sich Carballo einen bitter-bösen Moment einfallen lassen, der manch einen doch relativ stark an den Film "Der Nebel" erinnern dürfte.
Wie dem aber auch sei, bis auf einige kleine Längen im Mittelteil ist "The Returned - Weder Zombies noch Menschen" ein absolut erstklassiger Film, der bei Ausschöpfung des vollen Potentials das Zeug zu einem Kultfilm gehabt hätte. Doch auch in vorliegender Form weiß das Werk durchaus zu überzeugen, wobei es dabei selbstverständlich auf die Betrachtung des Einzelnen ankommt. Mir persönlich hat die Geschichte und deren Umsetzung jedenfalls sehr gut gefallen, zudem nach der Sichtung auch ein ziemlich nachhaltiger Eindruck im Kopf hängen bleibt. Obwohl hier im Prinzip gänzlich auf die ansonsten üblichen Zutaten wie Härte und Blut verzichtet wird entpuppt sich dieser Film als intensives Erlebnis, das gleichzeitig zum Nachdenken anregt und auch einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Etliche aus dem realen Leben nur zu gut bekannte Verhaltensweisen der Menschen wirken teilweise richtiggehend schockierend, konfrontieren einen aber auch selbst mit der Frage, wie man in einer solchen Situation selbst reagieren würde. Und so ist die Angst der "Gesunden" auch irgendwie logisch nachzuvollziehen, nur die Wahl der Mittel im Kampf dagegen erscheint nicht legitim und ist definitiv nicht zu entschuldigen. Letztendlich aber stellt dieses Werk auch irgendwie ein Spiegelbild der heutigen doppel-moralischen Gesellschaft dar, in der im Prinzip jeder sich selbst der Nächste ist und Dinge wie Mitgefühl und Respekt vor dem Leben Anderer oft nur noch ein frommer Wunsch ist.
Fazit:
Auch wenn Manuel Carballo das der Geschichte zu Grunde liegende Potential längst nicht gänzlich ausgeschöpft hat, ist "The Returned" immer noch ein überdurchschnittlich guter Film geworden, der mich persönlich sogar tief beeindruckt hat. Natürlich hätte man die Gesamtlage und auch die Hauptfiguren noch tiefer beleuchten können, doch jedem kann man es in der Regel sowieso nicht recht machen. Es dürfte jedoch ein unumstößlicher Fakt sein das hier ein Zombie-Thriller entstanden ist, der sich doch sehr wohlwollend vom sonstigen Einheitsbrei abhebt und zudem seinen eigenen Weg beschreitet, in dem er vollkommen anders an die Thematik herangeht und dadurch herrlich frischen Wind in das Genre bläst.
8/10