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Wer heutzutage einen halbwegs großen Bekanntenkreis hat, eine ordentliche Kamera besitzt, an Latex und Kunstblut herankommt und einen einigermaßen verlassenen Wald um die Ecke kennt, kann für 5,80 Euro seinen Zombiefilm verwirklichen, der dann allerdings genauso ausfällt, wie die austauschbare breite Masse der letzten Jahre. Oder man macht es wie der spanische Regisseur Manuel Carballo mithilfe des Drehbuches von Hatem Khraiche: Einen Zombiefilm fast ohne Untote in Szene zu setzen.

Seit den Achtzigern regiert die Zombie-Epidemie, welche weltweit bereits 100 Millionen Tote forderte. Einzig frisch Infizierte, die binnen 36 Stunden ein Gegenmittel erhalten, können als Menschen weiter existieren, benötigen jenes Protein in Form einer Spritze jedoch jeden Tag. Ärztin Kate und ihr infizierter Mann Alex rennt indes die Zeit davon, denn die natürliche Quelle des Gegenmittels ist versiegt, während sich Angst und Paranoia unter der Bevölkerung ausbreiten...

Carballo konzentriert sich bei seiner Erzählung primär auf seine Hauptfiguren und lässt die Zombies, bis auf eine Rückblende und ein kurzes Intermezzo komplett außen vor, verzichtet bis auf zwei Einstellungen auf Gewaltakte und könnte damit bluthungrige Genrefans vergraulen, welche weniger einen Thriller als ein Drama mit sozialkritischen Ansätzen erwartet.

Die schnörkellose Herangehensweise verdeutlicht jedoch die omnipräsente Bedrohung bei so einer Seuche, welche in Ansätzen unweigerlich an H.I.V. erinnert, einschließlich der Diskriminierung und Ausgrenzung der Erkrankten, was bis zur Errichtung von Auffanglagern durch das Militär geht. Überall lauert die Angst, denn die "Returned", die Zurückgekehrten fürchten die zunehmende Gewalt durch extreme Gruppierungen, Beschaffungskriminalität und Korruption machen die Runde und auch Kate ist nicht frei von Fehlern, bleibt dabei jedoch fast immer bodenständig und rational, was ihr, als auch ihrem Partner die notwendigen Sympathien einfährt.

Jedoch hätten die Hauptfiguren ein wenig mehr Tiefe vertragen können und auch das befreundete Ehepaar wird zu oberflächlich eingebunden, da hier eine kleine Wendung nicht ohne Abstriche zu beobachten ist. Auch der Showdown ist nicht ohne Makel, bezüglich der letzten Einstellungen sind sogar unglaubwürdige Entwicklungen asuzumachen, doch das mindert die Gesamtqualitäten des Werkes nur geringfügig.

Denn hier dominieren eine souveräne Kamera und ein angemessen ruhiger Score, grundsolide Mimen, welche die bedrückende Grundstimmung glaubhaft transportieren können und Einzelschicksale am Rande, welche untermauern, wie unvermittelt es jeden von einer Minute auf die andere treffen kann, was im Zuge einiger kaum erforschter Krankheiten durchaus Kopfzerbrechen bereiten könnte.

Somit ist dem spanischen Team ein durchaus sehenswerter, weil thematisch unverbrauchter Beitrag gelungen, welcher eingefleischte Horrorfans zwar kaum anspricht, das Thema der globalen Epidemie jedoch in angemessen bodenständige Bilder verpackt und damit über weite Teile spannend zu unterhalten weiß. Storytechnisch wäre zwar mehr drin gewesen, doch das Kernthema vermag immerhin latent zu fesseln.
6,5 von 10

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