Hinter den Mauern eines Klosters geht es gar nicht mal so keusch zu. Hier eine Liebschaft, da eine Intrige und zwischendrin halbe Orgien zu den Klängen heiterer Violinenmelodien. Als die Oberhäupter dem Treiben ein Ende setzen wollen, geraten sie schnell in die Schusslinie.
Walerian Bolowczyk dürfte den meisten wegen den beiden Werken „Unmoralische Geschichten“ und „La Bete“, die von Bildstörung relativ breitflächig vertrieben wurden, ein Begriff sein. In „Unmoralische Novizinnen“ versucht er sich am erotischen Nunploitation (oder NunSploitation?) und erzählt hier die Geschichte einiger lüsterner Nonnen. Hierbei beschreitet er aber gänzlich andere Pfade als in den zuvor gennanten Filmen.
Zunächst einmal fällt die grobkörnige Grindhouse-Optik auf, die viel weniger an Arthouse als an handfesten 70er-Sleaze erinnert. Jene Kritiker, die die Bolowczyk Titel im Bildstörungs-Katalog als zu verkopft und künstlerisch verkitscht wahrgenommen haben, dürfen sich freuen, denn davon merkt man hier wahrlich nichts mehr. Doch obwohl man sich eher am Sittenstrolch-Kino als am Autorenfilm orientiert hat, muss man dem Exil-Polen doch weiterhin ein Gespür für passende Ortschaften und stimmige Bildkompositionen attestieren. Auch wenn das Dargebotene nie zu pompös (oder gar innovativ) erscheint, hat man es doch mit Schaffenden zu tun, die ihr Handwerk verstehen.
Storytechnisch muss aber ein eher ernüchterndes Urteil gefällt werden. „Unmoralische Novizinnen“ wirkt teilweise wie eine Schnipselsammlung ohne roten Faden, was allerdings gar nicht mal so schlimm ist, da so zumindest viele Szenarien im Kloster abgedeckt werden. Das geht schnell genug, um nicht zu sehr zu langweilen, aber man fragt sich doch relativ lange nach Sinn und Unsinn des Gezeigten. Die eigentliche Haupthandlung um eine Nonne adliger Abstammung, die sich Hals über Kopf in einen Kerl verliebt, ist zwar halbwegs brauchbar, wirkt aber auch diffus und endet abrupt. Hier sind die anderen Filme des Machers wirklich um einiges gelungener.
Dafür hat man der Erotik viel Platz eingeräumt. Die Nonnen entledigen sich ständig ihrer Kleider und präsentieren bereitwillig ihre nackten Körper, wobei es auch teilweise zu ganz interessanten Szenen mit lebhafter Musikuntermalung kommt. Der Großteil bleibt Softcore Erotik, die zwar im Kontext ihren Zweck erfüllt, aber erfahrene Sleazehounds sicherlich nicht vom Hocker haut. Einige der Masturbationsszenen mit dem Jesusstab sind gelungen und ziemlich explizit, obwohl natürlich alles Hardcorewürdige hinter Bergen von Intimbehaarung verborgen liegt, die sich teilweise bis zu den Oberschenkeln erstrecken. Dafür sind die Frauen doch allesamt recht niedlich anzusehen.
Fazit: „Unmoralische Novizinnen“ bietet eine solide Anzahl guter Erotikszenen und halbwegs interessante Ästhetik im Schmuddel-Gewand. Dafür ist die eigentliche Handlung kaum existent und auch anderweitig sollte man seine Erwartungen eher zurückschrauben, denn die große Erfüllung findet man hier nicht. Die notgeilen Nonnen schlagen sich um einiges schlechter als die Charaktere in „Unmoralische Geschichten“, können sich aber trotzdem ganz gut gegen die Genrekonkurrenz behaupten, denn hier hat man schon deutlich Langweiligeres und vor allem Zahmeres gesehen. Insofern dürfen Interessierte gerne einen Blick riskieren.