kurz angerissen*
erstmals veröffentlicht: 18.06.2014
Da hat sich Ron Howard jeden Respekt verdient. Der Rivalität zwischen James Hunt (Chris Hemsworth) und Niki Lauda (Daniel Brühl) gewinnt der Regisseur, der gerade noch Vince Vaughn und Kevin James durch „Dickste Freunde“ gejagt hatte (?!?), so vieles ab – er portraitiert den Bezug der Menschen in den 70ern zum Rennsport mit unglaublichem Einfühlungsvermögen und macht deutlich, welch radikalen Wandel die Formel 1 seither durchgemacht hat. Er treibt seine beiden Hauptdarsteller – auf ihre Art – jeweils zu Höchstleistungen. Er kreiert berauschende Bilder von den Rennen und ihrem Umfeld. Und er erschafft eine unfassbare narrative Balance. Wie leicht hätte man Lauda in das Korsett eines Filmbösewichts zwängen können, seine teutonische Disziplin und Arbeitswut zur Tugend der Bösen machen können und den Lebemann Hunt auf der anderen Seite zur Lichtgestalt erheben. Denn diese Ansätze werden durchaus sorgsam thematisiert. Lauda sei eine „Ratte“, deutet Hunt einmal an, doch der Film gibt sich die Mühe, eben gerade Laudas Motivationen zu analysieren und zu verstehen, was Brühls Rolle bei weitem zur dankbareren macht, denn seine Figur ist einfach noch interessanter. Aber dabei bleibt es ja nicht, das alleine scheint Howard nicht zu genügen, also erhebt sich die Dynamik zwischen den Rivalen zum Hauptthema, denn durch die imposante Charakterisierung Laudas profitiert wiederum auch Hemsworth’ Charakter, den man – das gilt auch umgekehrt – ebenso schnell zum oberflächlichen Macho hätte reduzieren können. Stattdessen geht er in der letzten Szene als das Enigma der schnellen Lebensweise tiefer in den Fokus der Kamera hinein, entschwindet langsam aus dem Vordergrund, ohne dass man weiß wohin, während Lauda weiterhin von seinen Obsessionen getrieben wird.
Ein Charakterdrama von ungeahnter Tiefe, mit nur einem Nachteil: Es muss fortan schrecklich banal wirken, wenn man Lauda neben Florian König am Streckenrand stehen und in die RTL-Kamera sprechen sieht.
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