*** Die folgende Kritik enthält Spoiler über den Handlungsverlauf ***
Ender’s Game – Das große Spiel
Wir befinden uns in der Zukunft. Aliens hatten auf der Suche nach Wasser die Welt angegriffen. Mit großer Mühe konnte der Angriff abgewehrt werden durch einen besonders tapferen Soldat. Nun, Jahrzehnte später, will man den Aliens endgültig den Garaus machen, indem man sie angreift – ohne vorangegangene Provokation. Dazu sucht man nach einen Kandidaten, der diese Tat vollbringen kann. Man ist dazu übergegangen in Kindern die idealen Kämpfer zu sehen (hallo?) und drillt sie daher in orbitalen Ausbildungslagern. Ender ist so ein Kind. In ihm sieht ein hochrangiger Ausbilder den idealen Feldherrn. Ender muss aber zuvor eine harte Schule durchlaufen. Er ist Schikanen ausgesetzt und muss sich wiederholt als Führungspersönlichkeit beweisen. Zum Schluss vernichtet er die Aliens, allerdings hatte er gedacht, lediglich eine Übung zu leiten. Er fühlt sich betrogen und schuldig. Er macht sich als neu ernannter Admiral auf die Suche nach den Außerirdischen.
Das geht im Film vor sich. Es liest sich nicht nur konstruiert und völlig Banane. Der Film ist es auch! Die Hauptperson ist ein super-intelligentes Milchgesicht. Durch sein Können und Ehrgeiz erreicht er alles. Durchsetzen gegenüber anderen Mitbewerbern und seine Führungsqualitäten sind Dinge, die in dem Film massig Platz finden. Für mich hat „Ender’s Game“ nicht nur eine latent faschistoide Botschaft. Diese wird ganz unverhohlen propagiert. Mir kam der Film bei der Sichtung wie ein lang gezogenes, optisch auf Hochglanz poliertes Werbefilmchen für die Army vor. Da wird nichts ausgelassen. Nur der Stärkere gewinnt und nur der ist wirklich etwas wert. Es fallen sogar Sätze wie: „Wir müssen sie vernichten, damit wir leben können.“ Das wird zu allem Übel trocken und mit vollem Ernst vorgetragen. Hat man solche Sprüche nicht schon mal vor 75 Jahren in Deutschland gehört? Keine Spur Selbstironie. Hinterfragt wird diese Galle an Gedankengut, während der gesamten Spielzeit, nicht ansatzweise. Gegen Ende zeigt sich Ender erschüttert. Spricht gar von einem Genozid. Seine Erschütterung kommt aber in keiner Weise an. Das war wohl der missglückte Versuch der Macher, sich rein zu waschen. Vielleicht hatten sie selber Gewissensbisse angesichts dieser Schmierenkomödie. Außerdem bleibt Ziehmeister Harrison Ford standhaft bei der Meinung, ein Feind müsse vernichtet werden. Jeder sei Feind, der vermeintlich die eigene Existenz bedrohe.
An sich verbietet so ein Drehbuch jede Wertung. Da ist mir ein italienischer KZ-Film lieber. Die vertreten nicht so eine unterschwellige Werbung für Militarismus, Auslese von Menschen und geradezu unerträglicher Legitimation heutiger oder früherer amerikanischer Konflikte bzw. jeglicher militärischer Aggression im Namen des „Guten“. Von dem offen zur Schau gestellten Führergedanken ganz zu schweigen. Ich muss annehmen, dass den Schauspielern diese Wirkung nicht bewusst war. Sonst kann ich mir eine Mitwirkung bei einem solchen Projekt nicht erklären.
Formal gesehen, hat der Film gut animierte Effekte zu bieten. Das war’s. Die Schauspieler reißen sich kein Bein raus. Der kleine Bengel wird als solcher dargeboten. Bei seinem Durchlauf der verschiedenen Stufen der Ausbildung, wird versucht eine emotionale Komponente beizufügen. Das fand bei mir keinen Anklang und wirkt einfach nur aufgesetzt. Zwar war von Anfang an klar, dass Ender einen heroischen Sieg erringen würde, ich hätte ihn aber lieber tot gesehen. Soweit ging also meine Anteilnahme mit der Filmfigur.
Ich weiß nicht, was man sich mit einem solchen dumpfen Film denkt? Bestimmt werden irgendwo Pennäler auf diesen Schund abfahren. Wer aber noch bei Verstand ist, wird diesen Film meiden. Zu aufdringlich geschieht die Propaganda. Diese plumpe Mache ist richtig ärgerlich. Ich habe seit „Wir waren Helden“ keinen anderen Film gesehen, der so hart Richtung Verherrlichung von militaristischem Geist fährt wie dieser. Das fadenscheinige Bedauern zum Ende setzt der Heuchlerei die Krone auf. Wahrscheinlich wurden zig Millionen Dollar hinaus geworfen, um diese jämmerliche Geschichte umzusetzen.
Über dieses grobe Foul, indem man versucht potentiell jungen Zuschauern so eine Ideologie schmackhaft zu machen, kann ich beim besten Willen nicht hinweg sehen. Abgesehen davon, war der ganze Film ein Reinfall. Alles vorhersehbar, keine Überraschungen, keine Spannung, keine überzeugenden Charaktere, maximal mittelmäßige Schauspielleistungen und eine lahme Story, die man schon im Dutzend gesehen hat. Man kann vor „Ender’s Game“ nur abraten. Übel!
1/10