Review

Der Babadook polarisiert und das war zu erwarten bei so einem Hybrid - auf der einen Seite fast klassischer Horror, andererseits aufwühlendes Drama. Nach meinem Geschmack funktioniert diese Kombination bestens! Selten hab' ich in letzter Zeit so guten Haunted House-Horror erlebt. Okay, die (Horror)Story ist jetzt nicht revolutionär, aber verdammt finster und hochspannend...meine Fresse, dieses gruselige "dook...dook...dooook.." werd' ich noch lange im Gedächtnis behalten!
Das familiäre Drama auf der anderen Seite ist nicht minder intensiv. Das traumatisierte Mutter-Sohn Gespann spielt sich die Seele aus dem Leib. Die Fragilität der Beziehung, der Kampf um Normalität, die langsam voranschreitende seelische und körperliche Verwahrlosung, die sich im Laufe der Handlung vertauschenden Rollenbilder - all das wird mit Sensibilität aber auch großer Wucht zum Zuschauer transportiert. Sehr beeindruckend und glaubwürdig, genau so könnten Reaktionen und Entwicklung psychisch deformierter Menschen aussehen (... jedenfalls nach meiner fachlich nicht relevanten Meinung.)
Das verbindende Glied zwischen den Ebenen ist nun Babadook, dieser fiese & fürchterliche schwarze Mann aus dem Kinderbuch, der seine Opfer heimsucht und tyrannisiert und sich schließlich materialisiert, in sehr Gänsehaut produzierender Art und Weise. Ob er nun echt ist, oder nur das Produkt bzw. ein Ventil zweier verletzter Seelen, die Beantwortung dieser Frage überlassen die Filmemacher(innen) ziemlich schlitzohrig dem geneigten Zuschauer. Ein wenig Stoff zum Nachdenken - mag nicht jedermanns Sache sein, ich finde ein großartiger Ansatz.
Im Kontext las ich viel Negatives über das "Ende nach dem Ende". Kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, mir hätte was gefehlt wenn da nach dem vordergründigen Schluß nichts mehr gekommen wäre. Dem (erwachsenen) Zuschauer sollte selbst mit rudimentären Kenntnissen des menschlichen Wesens klar sein, wer in der Lage ist seine imaginären Dämonen einzusperren, der beherrscht sie, hat sie zumindest unter Kontrolle und ist auf bestem Weg sein Problem zu lösen. Insofern absolut schlüssig und konsequent zweigleisig zu Ende geführt.
Bleibt noch übrig zu bemerken, dass der Film technisch, überhaupt formal auf höchstem Niveau rangiert. Die Story geht unter die Haut, getragen von meines Erachtens völlig zu Recht mehrfach prämierten Darstellern. Der visuelle Look passt genial zur Geschichte, atmosphärisch, bedrohend - insgesamt äußerst "darkly"...und das Beste, kein billiges, nervendes Found-Footage- Gehampel! Außerdem freut man sich mal wieder wie ein Kind über die Anschaffung des hochwertigen DTS-Boliden - ob unheilschwanger, leise & bedrohlich oder laut und brachial - fast perfekt angepasster bzw. gemischter Sound mit genial hinterhältigen Surround-Effekten.

Fazit:
Absolutes Highlight, bin begeistert und wünsche mir mehr so hochwertiges Genre-Kino. Nix für Gore-Bauern, für alle anderen die Empfehlung: unbedingt ansehen!

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