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Ray Breslin ist Ausbrecherkönig. Nein, nicht einfach nur ein hochbegabter Krimineller, sondern Ray verdient mit dem Biegemachen seine Kohlen: Er lässt sich dafür bezahlen, dass er Gefängnisse auf Herz und Nieren prüft und ihre Schwachstellen findet, indem er eben ausbricht. Das Angebot, das er jetzt bekommt, hat es allerdings in sich: Ein privates Hochsicherheitsgefängnis, der Ort ist unbekannt, die Mithäftlinge sind der Abschaum vom Abschaum, die Bedingungen unmenschlich, und die Gage sind 5 Millionen Dollar. Für 5 Millionen kann man schon mal was riskieren, also lassen Ray und seine Freunde sich auf den Deal ein. Doch was sich alles unter dem Begriff unmenschliche Bedingungen verbergen kann, das war Ray nicht klar: Keine einzige Sekunde am Tag unbeobachtet, keinerlei Möglichkeit der Kommunikation nach draußen, der eiskalte und sadistische Direktor ist nicht derjenige der ihm als Kontaktperson genannt wurde, und bereits beim Transport zum Knast muss er im Drogendämmer mitansehen, wie ein anderer Häftling vom Wachpersonal einfach aus dem fliegenden Flugzeug gekickt wird. Dort rauskommen? Unmöglich …

Klar, unmöglich kann es nicht sein, nicht mit Sly und Arnie in den Hauptrollen. Aber der Weg bis zum erfolgreichen Ausbruch ist verdammt spannend, und so sehr er auch mit unlogischen Momenten, dämlichen Zufällen und männlichen Schwachsinnsmomenten gepflastert sein mag, so aufregend ist er auch. Ich gebe zu, dass ich im Showdown sicher war, in einem Michael Bay-Schwachsinn gelandet zu sein, und gerade bei den effektgeschwängerten Ballereien und Prügeleien schwächelt der Film deutlich. Die Schnittfrequenz bei den Kämpfen ist dem Alter der Hauptdarsteller deutlich angepasst, und irgendwie ist das zumindest gegen Ende hin alles viel zu hektisch und zu aufdringlich gemacht, im Gegensatz zu den ersten zwei Dritteln des Films, die sich auf die erfahrenen Schauspieler verlassen und damit viel Atmosphäre und ein wenig Realismus erzeugen. Es muss halt auch akzeptiert werden, dass Sly der Supermann schlechthin ist, der aus dem Effeff weiß wie ein Sextant konstruiert wird, die Unterschiede zwischen Stahl und Aluminium unter dem Einfluss von Hitze und Luftfeuchtigkeit in 20 Wörtern aufzählen kann, und Bewegungsmelder an der Anordnung der Lämpchen in einer Konsole identifizieren (und neutralisieren) kann. Arnie steht dem in keinster Weise nach, und selbst der arabischstämmige Knastantagonist kann mit einem Sextanten so locker-flockig umgehen wie unsereins mit seinem Handy.

Aber was soll’s, ESCAPE PLAN ist verdammtes Popcorn-Kino ohne jeglichen Anspruch an Hirn oder Wahrheit, und damit fährt der Streifen richtig gut. Flott, spannend, ordentlich inszeniert; mit einem Wort: Unterhaltung, bei der man nicht merkt wie die Zeit vergeht.

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