"Knastbrüder"
Vor 25 Jahren wäre diese Konstellation ein filmisches Großereignis von epochalem Ausmaß gewesen. Heute ist es in erster Linie ein Fest für Nostalgiker. Die Rede ist vom Aufeinandertreffen der einstigen Action-Superstars Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger. Diese beiden Genre-Titanen erstmals in einem Film vereint zu sehen - Schwarzeneggers Cameos in den beiden „Expendables"-Filmen mal außer Acht gelassen -, ist allein schon das Eintrittsgeld wert und erfüllt endlich, wenn auch etwas spät, lang gehegte und eigentlich schon ad Acta gelegte Fanträume.
Verantwortlich für dieses ersehnte Gipfeltreffen ist in erster Linie Stallone, der im Spätherbst seiner eigentlich schon beendet geglaubten Karriere plötzlich alles richtig macht, was er spätestens seit Mitte der 90er Jahre sträflich versäumt hatte. Nicht nur gelang ihm ein fulminantes Comeback mit seinen beiden ikonographischen Heldenfiguren Rocky und Rambo, denen er damit endgültig ein Denkmal erschuf. Sondern er schaffte es auch, den totgesagten „Old-School-Actionfilm" wieder (erfolgreich) auf die Kinoleinwände zu hieven und dafür eine beeindruckende Riege ehemaliger Weggefährten, Konkurrenten und Epigonen zu vereinen. Das hatte Charme, gerade weil man den nicht unproblematischen Spagat zwischen Retro und Moderne wagte.
Ähnliches versucht nun auch „Escape Plan". Stallone mimt den Einbruchsexperten Ray Breslin, dessen Spezialität das Austesten von Schwachstellen diverser Hochsicherheitsgefängnisse ist. Die Auftragslage ist prächtig, die Bezahlung üppig und die Zukunft dementsprechend rosig. Da kann man schon mal übermütig werden und entgegen dem firmeneigenen Kodex auf behördliche Absicherung verzichten und den lukrativen Auftrag einer privaten Sicherheitsfirma annehmen.
Zu spät merkt Ray, dass er diesmal in eine Falle getappt ist und in der streng geheimen Einrichtung begraben werden soll. Dass diese exakt nach seinen Vorgaben für völlige Ausbruchssicherheit entworfen wurde, macht die Aufgabe nicht gerade einfacher. Nur gut, dass er in dem Mithäftling Emil Rottmayer (Schwarzenegger) bald einen Verbündeten findet, der seien Fähigkeiten gewinnbringend ergänzt und ebenfalls beabsichtigt schnellstmöglich zu verschwinden ...
Die Idee, die beiden Actionhelden gemeinsam aus einem Gefängnis ausbrechen zu lassen hat durchaus Pfiff, bietet sie doch zahlreiche Gelegenheiten für Frotzeleien und Prügeleien sowie ein wohlvertrautes „Wir gegen den Rest der Welt"-Szenario. Das funktioniert über weite Strecken ganz gut, zumal die Chemie zwischen den beiden inzwischen auch privat befreundeten Recken stimmt und man mit Jim Caviezel (Gefängnisdirektor Hobbes) einen ausreichend schmierig-sadistischen Gegenspieler hat.
Auch die Prämisse ausbruchssicheres Gefängnis versus Fluchtexperten sorgt für Spannung und Kurzweil. Einige Nebenrollen sind zudem recht passend mit B-Prominenz besetzt (u.a. Vinnie Jones als Aufseher, Vincent D´Onofrio als Schreibtischtäter und Sam Neil als Gefängnisarzt) und das Skript wartet mit zwei netten Twists auf, die das Interesse über die etwas zu lange Laufzeit wachhalten. Leider ist der letztlich zum Erfolg führende Plan dann etwas simpel geraten und der womöglich erwartete Actionanteil eher überschaubar ausgefallen.
In erster Linie liegt das an Schwarzenegger, der deutlich an Virilität eingebüßt hat, was ihn sowohl bei Faustkämpfen wie auch bei Schießereien wenig glaubwürdig erscheinen lässt. Durch dieses Manko rücken seine mimischen Fähigkeiten mehr in den Vordergrund, was kein Vorteil ist. Dass Stallone der bessere Schauspieler ist, ist schon lange bekannt, wird aber beim direkten Aufeinandertreffen noch deutlicher. Auch körperlich ist er dem ehemaligen Mister Universum inzwischen sichtbar überlegen, so dass letzterer an vielen Stellen wie ein besserer Sidekick wirkt.
„Escape Plan" ist daher mehr Stallone- denn Buddy-Movie, was den Spaß, die beiden Actionlegenden endlich vereint auf der Leinwand zu sehen aber am Ende nicht entscheidend trüben kann. Wer eine etwas altmodische Inszenierung und ein etwas gemächlicheres Erzähltempo in Kauf nimmt, der wird bei diesem historischen Augenblick des Actionkinos keinesfalls enttäuscht sein. Für Fans ein Muss, der Rest war wohl ohnehin nicht anvisiert.