Review

Vergleichsweise ruhiges und trotzdem ausgedehntes Actiondrama von Pepe Marcos, dass seine Meriten weniger durch hochkantige Destruktionsszenen als vielmehr einer windungsreichen Geschichten mit positiven Absurditäten ausweisen und sich als vorübergehende Spezialität in dessen Filmographie bewähren kann. Nach einer Geschichte des berühmten komiks - Autoren Pablo S. Gomez und dem Drehbuch vom nicht minder beschäftigten Humilde 'Meek' Roxas entwirft Marcos hier die Möglichkeiten zu einer seriellen Abenteuerfigur in Modern Day Gefilden, die theoretisch, mit etwas Mut zum Willen, zur Lücke und zur Spinnertheit einer ganzen Reihe ähnlicher Fortführungen hätte ergeben können; stellt die Hauptfigur doch das Potenzial für Mehr und grundsätzlich verschiedenes in der Narration dar. Mit Pistole und Rosenkranz:

Nach einer großen Familienfeier wird das Anwesen des schwerreichen Rafael [ Raoul Aragonn ] und seiner Frau Agnes [ Mia Gutierrez ] vom es auf das Erbe abwesenden Edmundo [ Eddie Garcia ] und seinen Schergen Gordon [ Efren Reyes Jr. ] und Felix [ Ernie Forte ] überfallen, der Hausherr sowie sämtliche Anwesenden außer der Ehefrau und des kleines Sohnes Radino [ R.R. Herrera ], der fliehen kann, getötet. Der einzige Zeuge der Angelegenheit, der zufällig eintreffende und einschreitende Arman [ Ramon 'Bong' Revilla Jr. ] wird aufgrund falscher Beweise, seiner niederen Herkunft und der 'Zeugenaussage' von Edmundo als Tatverdächtiger hinter Gittern gebracht; ein Schicksal, was ihm auch nach Vollzug der Straftat, die keine war, nicht gerade die rosige Zukunft bereitet. Bei einer Schutzmission im Auftrag der Kirche, in der er als Bewacher der beiden Nonnen Sister Ester [ Kristine Garcia ] und Sister Matilde [ Evelyn Loreto ] fungieren soll, trifft er zufällig wieder auf den Jungen Radino, allerdings auch auf die ihn weiterhin jagenden Gangster.

Während der Ausgangspunkt des Massakers an Familie und Personal die Prämisse für einen Heroic Bloodshed Versuch theoretisch bereits bestens vorgibt und auch folgend immer wieder angedeutet, minimal auch angerissen, aber bis zum Finale selber nie richtig vollzogen wird, gibt die Geschichte in ihren Schlenker grundsätzlich zusätzliche Möglichkeiten vor. Hervorstechend scheinen anfangs gerade die Bewährungen zurück aus dem Gefängnis und die Belastungen eines möglichst normalen Lebens angesichts eines fälschlichen Beschuldigen und den eingeschränkten Optionen in Gegenwart und Zukunft zu sein. Die Aussicht auf regelmäßige, angesehene, gut bezahlte Arbeit stehen schlecht, die Wohnungsmöglichkeiten aufgrund des eingeschränkten Gehaltes entsprechend auch. Die Freundin war in der Zeit der Verbüßung der Strafe, die unrechtmäßig war und so umso härter wiegt, nicht so ganz koscher im Umgang mit anderen Männern; auch die weiteren Frauengeschichten (mit der richtigen Freundin, einer Nachtclubsängerin und Gangsterliebchen und noch der Nonne, deren Wege Gottes durch die plötzliche körperliche Präsenz kurzzeitig durcheinander gebracht werden) sind eher komplizierter und wechselhafter Natur und mehr Füllmaterial für den Augenblick.

Überhaupt wechselt die Handlung zuweilen sprunghaft und lässt offene Enden in personeller und dramaturgischer Beziehung zurück, hüpft auch in der Stimmung von Düsternis zur grellen Actionsause und dem Abenteuerfilm mit Anklängen von Dschungel, Steppe, Wüste und Zusätzen von Neowestern in das ursprüngliche Gangstergenre und seiner seltsam pathetischen Christlichkeit zurück. Links und rechts hätte man wahllos noch mehr Faktoren addieren oder sich richtig um einzelne Belange in der Mitte kümmern können, erreicht man dies trotz einer Laufzeit von 2h allerdings nicht. Stören tut dies kaum, auch wenn die Optionen da sind und gefühlt auch ungenutzt verstreichen, die bewährten Shootouts aus Marcos' Hand hier zumeist Faustkämpfen, ein wenig Verfolgungsjagden und wenn, dann dem Hantieren mit dem Colt Single, dem Peacemaker statt dem hochkalbrigen Maschinengewehr weichen.

Denn das, was letztlich überbleibt, auch wenn es oft als Rumpffassung einer viel längeren, viel breiten Serialisierung aus den "Commander Comics" und etwas als Fußnote wirkt, ist allemal seine einzelnstehende Betrachtung wert. So glorreich die Eröffnung, die mit einer großangelegten Familienfeier auf edlem Plantagengrundstück startet und den dortigen Schützenwettbewerb aus Spaß in blutigen Ernst des folgenden Überfalles auf die Villa umkehrt, so willkommen die spätere Hatz durch Dschungel, Ödland der Präriewildnis und anderen Gestrüpp. Ein Waisenhaus mit Klosteranschluss inmitten im tiefsten Buschdickicht, beschützt von einem Eingeborenenstamm mit Pfeil und Bogen und ihre Verteidigung gegen neumodische Schusswaffen als faszinierend absurdes Storyglied. Dazu auf ihre Art und Weise interessante Actionausbrüche, in denen sich mal wild geprügelt und durch die Fensterscheibe geworfen, mal im Holzlager mit dicken Scheiten gegen bewaffnete Schergen verteidigt, damit das Gesicht des Angreifers zertrümmert oder auch der Arm mit der bereitstehenden Kreissäge abgetrennt wird.

Heranreichend an den letzten Akt, der mit einer gebührenden Brandexplosion beschließt, wird es auch etwas lauter; eine Verfolgungsjagd im Güterzug gegen Pferd und Reiter sowie auch die Sprengung von Waggon oder das Zündeln von Handgranaten geboten, was den in dieser Hinsicht etwas darbenden und warten müssenden Zuschauer wenigstens in der späten Entschädigung entzückt.

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