... des Münchner Oktoberfests explodiert, ist es nach zwei Stunden bereits offiziell, dass Linksextreme dahinter stecken. Wenige Stunden später muss diese Meinung zwar revidiert werden, aber nachdem nicht sein kann was nicht sein darf, wird der als Attentäter identifizierte Neonazi Gundolf Köhler kurzerhand zum Einzeltäter erklärt. Verbindungen zur erstarkenden rechtsextremen Szene und der aktiven und bekannten Wehrsportgruppe Hoffmann gibt es keine! Punkt.
Der Rundfunkjournalist Ulrich Chaussy kommt ein paar Jahre später darauf, dass Gundolf Köhler überhaut nicht so menschenfeindlich, bösartig und asozial war wie von der Presse und der Polizei dargestellt, sondern im Gegenteil zwei Wochen vor dem Attentat einen Bausparvertrag abgeschlossen und eine Woche später sogar eine Band gegründet hat. Beides Dinge, die Selbstmordattentäter eher selten tun. Chaussy stellt auch fest, dass an der Geschichte, die von der bayerischen Landesregierung verteilt, und vom Generalbundesanwalt Rebmann bestätigt wird, überhaupt nichts stimmt. Er scheint auf der Spur einer Verschwörung zu sein, und wähnt sich bereits als neuer Bob Woodward oder Carl Bernstein (die beiden Reporter hatten in den 70ern den Watergate-Skandal aufgedeckt). Selbst einen Deep Throat hat er als Informanten: Der persönliche Referent des obersten bayerischen Staatsschützers lässt Chaussy die kompletten und, für die Ermittlungsbehörden, ausgesprochen kompromittierenden Vernehmungsakten zukommen. Aber im Schlepptau dieser Akten kommt allmählich die Angst zu Chaussy: Drohbriefe im Briefkasten, Autos die nachts auf dem Heimweg hinter ihm herfahren ...