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Vielmals sind Regiedebüts, speziell auch die von Personen, die sich bereits anderweitig einen Namen und gar eine Reputation gemacht haben, schon von vornherein, vom Inhalt her und letztlich auch der Präsentation von einer gewissen überbordenden Inspiration, Aspiration und allgemein dem Willen und Wollen des Besonderen, des Persönlichen infiziert. Man of Tai Chi, der entsprechende erste Gang von Schauspieler Keanu Reeves geht den komplett anderen und eigentlich einen sowieso eher unüblichen, auf diese Art und Weise schon wieder interessanten Weg. Nicht nur, dass der Film im Chinesischen Ausland und nicht in der Heimat der USA, in einfachen und klaren Bildern gedreht, auch in einer ihm fremden Landesprache inszeniert und sichtlich auch auf einen anderen als bisher gelieferten Markt abzielend ist, so ist auch das Materielle ganz weit vom gewohnten Intimen der ersten eigenen Aussagen entfernt. In seiner Kühle und Präzision, in der Schlichtheit der Erzählung und im kosteneffektiven Konstrukt, die wie auch die Darsteller und die Choreographie insgesamt eher an etwas Maschinelles erinnert, stellt man sich als recht keimfrei desinfizierte Variante eines früher, in den Achtzigern und Neunzigern beliebten und schon fast wieder vermissten direct to video Geschehen dar. Fast wie als Vorwegnahme der bereits auch angekündigten Neuverfilmungen von damaligen Geschehnissen wie Bloodsport oder Kickboxer, die aktuell für ein darauf ganz bestimmt nicht sehnlich wartendes Publikums, dass sowieso gering sein dürfte, im Gespräch bzw. in Vorproduktion sind:

Chief Inspector Suen Ching-si [ Karen Mok ] vom Organised Crime & Triad Bureau verfolgt entgegen der Zustimmung ihres Vorgesetzten Superintendent Wong [ Simon Yam ] seit einiger Zeit erfolglos die Machenschaften des amerikanischen Geschäftsmannes Donaka Mark [ Keanu Reeves ], der sich nach außen hin als Geschäftsführer einer in HK ansässigen Security System Alliance betätigt, allerdings insgeheim illegale free fighting Veranstaltungen durchführt und weltweit für zahlende Kunden überträgt und dabei auch den Tod der Kämpfer in Kauf nimmt. Mark legt dabei auch selbst Hand an, was zuletzt Suens Informanten Chi-tak [ Steve Yoo ] das Leben kostet. Als der junge Taiji Spezialist Chen Linhu [ Tiger Chen Hu ] aufgrund finanzieller Engpässe und zu Hilfe seines Master Wang [ Yu Hai ] in die Organisation einsteigt, wittert Suen die nächste Chance auf Beweise der Machenschaften auf heftet sich mithilfe des IT Spezialisten Tak-ming [ Sam Lee ] an dessen Fersen.

Bisher eher nicht für ein besonderes Faible an derlei rudimentären Genregeschichten und den Chinesischen Markt bzw. das Hong Kong Kino als mit die Quelle an Details und Besetzung bekannt, erzählt Reeves seine Bühnenshow immerhin mit wenig bis keinerlei Startschwierigkeiten und immer den Fokus auf den kontinuierlichen Fortgang statt dem Ruhepunkt und dem Sinn dahinter. Natürlich wird die übliche Beziehung zwischen dem Lehrer und dem Schüler und die Weitergabe von Weisheiten des Älteren und Gesetzen an den Jungen und noch Verlorenen und sich noch Finden Müssenden als mit charakterliches Hauptmerkmal und Bestandteil all der Motivationen integriert. Ist dies im Grunde aber nur besseres und teils gern verquastes Füllmaterial, dass weder die Einen, die an einer möglichen Tiefe und Reife der Handlung Interessierten noch die reinen Martial Arts Aficionados so richtig fasziniert oder gar bewegt.

Bewegt, zumindest innerlich wird hier erst einmal überhaupt gar nichts, ist das ganze lineare Szenario auf eine ständige Konfrontation und dies auf mehreren Ebenen und so rein kinetisch angelegt und leider Gottes auch schon gut 20min vor dem Abspann auserzählt. Die einzelnen Kämpfe, die sich getreu der Natur im Schwierigkeitsgrad oder anderen Differenzen stetig steigern sollen, stellen die jeweiligen Abschnitte im Fortgang, quasi die Kapitelabschnitte und eine Analogie zum Entwicklungsverlauf wie im Game of Death oder Enter the Dragon nach. In der Überschrift und dem gesamten Wesen ist man auf das Finale zwischen Protagonist und Antagonist angelegt und wird zusätzlich in einem gleichsam mechanischen Nebenplot noch mit den Verfahren der offiziellen Gesetzeshüter gegen den im Untergrund operierenden, wie leblos vorgehenden und die ominösen Fragen und Antworten immer parat habenden Bösewicht installiert. Dazu ein Überwachungsstaat, der weder in der normalen Arbeitswelt des zuvor seinen Alltag als kleiner Angestellter im Dienstleistungsgewerbe führenden Chen noch in der folgenden permanenten Observation selbst im Privaten so richtig anheimelnd ist. Ein volles und abstoßendes Gewusel in den wenigen Außenaufnahmen der Stadt, dazu diesiges Wetter mit viel Smog und ansonsten immer nur die gleichen preiswerten Innenräume, die von Leben auch nicht gerade erfüllt, aber mit Augen und Ohren überall und so einer gleichmäßig unbeirrbaren Beaufsichtigung in dieser minimalistischen Bühnen- und Cyberwelt ausgeliefert sind.

Kümmern braucht dies so richtig weiter nicht, weder an Logik noch an Spannung noch anderen Auswüchsen einer Rezeption, da das gesamte Interieur des Filmes sowieso rein technischer Herkunft und ansonsten keinen Pfifferling Kommentar wert ist. Bekleckern mit Ruhm voll Ausdruckskraft tun sich weder die Kombattanten noch der Regisseur als Zugpferd für den Verkauf, der hier in seinem Spiel noch hölzerner wirkt als sonst und sich selber mit fast parodistisch scheinenden, aber wohl ernst gemeinten Manierismen der Dominanz am Rande der Einfalt am Verkleiden ist. Auch die anderen Auftritte der Bekannteren im Cast sind höchstens die kleine Aufmerksamkeit, die der schlichten Anwesenheit nämlich wert; Bonus für den Liebhaber des Hong Kong Kinos, der hier noch mal Simon Yam, Sam Lee und Karen Mok, mit etwas Glück je nach Wahl der Ansichtsnahme auch auf der großen Leinwand in der Heimatstadt und nicht nur dem importierten Erzeugnis auf dem Bildträger beim Kurzeinsatz zuschauen darf.

Hauptdarsteller Tiger Chen selber tut das, was er am Besten kann, nämlich die Funktion des Stuntman erfüllen, zu dessen Zweck er zuvor bei Produktionen wie Crouching Tiger, Hidden Dragon (2000), Kung Fu Hustle (2004) oder Fearless (2006) er angestellt war. Zwar ist dies schon der zweite Versuch, ihn in einer Präsenz im Mittelpunkt des Geschehens, dort auch im Auftrag und Absicht von Reeves als Verantwortlicher zu montieren, wurde das erste Erzeugnis Kung Fu Man a.k.a. Tai-Chi Tiger zwar im Voraus und bereits 2011 gedreht, aber erst hiernach im Schatten des (bescheidenen) Erfolges für die breitere Masse veröffentlicht. Während Kung Fu Man so gut wie keine Zuschauer gefunden hat und wegen seiner Ausrichtung als eher für die Naiven und die Kleinen im Publikum auch keinen weiteren Anklang im westlichen Bereich finden wird, ist das vorliegende Produkt wenigstens für mancherlei Überraschungen, gerade auch wegen der reinen Genreaffinität gut. Nicht nur, dass die Actionszenen zahlreich, ausführlich und problemfrei von Ballast bespielt sind, auch sind sie tatsächlich – ausgenommen ausgerechnet das enttäuschende Cameo von Iko Uwais und den steifen Showdown selber – mal den Eintrittspreis wert. Choreographiert wird das Ganze von Yuen Wo-ping, der weiterhin mit an der Spitze der Fachleute seines Geschäftes steht und auch noch nicht so unkreativ und lustlos wie bspw. Kollege Corey Yuen Kwai die langweilige Routine am Erledigen ist.

Yuen arbeitet natürlich mit dem Einsatz von Drähten, hier allerdings auf das Minimum für seine Verhältnisse und nur zur Unterstützung von mancherlei Effekten propagiert; angenehmerweise stehen die körperlichen und artistischen Fähigkeiten im Zentrum der einzelnen Auseinandersetzungen und werden diese auch mit Ausdauer des Verlaufes und Überblick des Vorgangs und so wortwörtlich in Augenschein genommen. Die Zurückhaltung der Arbeit im Schneideraum, die hier zu längeren Einstellungen und einer wahren Betrachtung führt, wird leider ein wenig durch den Einsatz der Kamera vermindert. Ursprünglich mit dem Konzept des Nutzens der künstlich tätigen Bot & Dolly Ausrichtung versehen, die wie ein Tentakel um die jeweiligen Abläufe mäandert und kreiselt, wurde diese fließende Kameraführung aufgrund der Schwierigkeiten mit Transport zum Drehort und weiteren Probleme zwar gestrichen, die Idee dahinter aber beibehalten und in der schwerkraftlos, aber auch etwas unfokussiert scheinenden und gerne unstet die Richtung und Perspektiven wechselnde Arbeitsweise von director of photography Elliot Davis weitergeführt.

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