Interessant ist die Tatsache, dass Keanu Reeves sich in seiner ersten Regiearbeit gleich auf einen sehr speziellen Film im Umfeld der Abenteuer eines Martial-Arts Kämpfers stürzt. MAN OF TAI CHI ist ein klassischer Beitrag im Dunstkreis ähnlicher Kampffilme und eine Liebeserklärung von Reeves an das Genre und den asiatischen Film an sich. Auch wenn die Geschichte sehr gradlinig und bis zum emotionalen Showdown hin recht überraschungsfrei ist, kann man sich als Genreanhänger in den durchgestylten, schnellen, modernen und streckenweise adrenalin-peitschenden Film sehr schnell wohlfühlen und bestens unterhalten lassen.
Unsere kämpferische und moralisch solide Hauptfigur Tiger Chen kommt etwas vom rechten Weg ab und lässt sich mit zwielichtigen Geschäftsleuten ein, die ihn dann für online Schaukämpfe missbrauchen, ohne dass er davon weiß. Reeves hat sich geschickterweise die Rolle des Bösewichtes gleich selbst zugeteilt und hat nicht allzu viel Screentime, wirkt aber souverän wie meist, auch wenn er etwas variabler hätte agieren können. Die Kämpfe nehmen einen angenehm umfangreichen Teil des Films ein und sind choreografisch sehr gut gelungen und recht brutal und auch mal in surreales Licht getaucht und damit recht kreativ angereichert.
Alles stimmt an MAN OF TAI CHI, die authentisch wirkenden Drehorte, die Schauspieler und ein geschickt austarierter Spannungsbogen der den Zuschauer bei der Stange hält. Freunde von Filmen mit Jet Li und ähnlicher Akteure sollten auf jeden Fall einen Blick riskieren. Technisch und von der Kameraarbeit her gibt es nur positives zu berichten. Reeves als Donaka Mark versucht zwar in jeder Szene höchst bedeutungsvoll zu agieren oder dreinzublicken, aber er setzt damit ein passendes cooles Gegengewicht zu der ansonsten recht straight ablaufenden Handlung. Reeves fügt nicht einfach ein paar Kampfszenen in eine Filmn ein, er macht einen wirklichen Kampfilm mit einfach verstehbarer sequentieller Handlung daraus.
Sehr gut passt auch der treibende Soundtrack und zeitweise peitschen fette Electrobeats oder schräge Gitarrenriffs die visuell aufgeladenen Bilder noch mehr an. Auch der ganze Look und die stimmungsvollen Bilder in Hongkong erinnern an gute Genrevertreter der 80er. Entscheidend ist für mich, dass die Geschichte funktioniert und Emotionen übertragen werden und man mit den Hauptpersonen mitfiebert. 3 mal darf man raten, wer im finalen Showdown Kampf fast in Form eines Westernduells zu sehen ist. Man wähnt sich zu keiner Szene nicht in einem asiatischen Film und die ganze Mischung wirkt einfach stimmig. Ich prophezeie mal, dass Reeves sich mit MAN OF TAI CHI sehr viel Freunde machen wird und deshalb darf man auf seine nächsten Regiearbeiten gespannt sein.
6,5/10 Punkten