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Dank #SchleFaZ (Die schlechtesten Filme aller Zeiten) und dem Sender Tele 5 wird die Trashkultur auch im Jahr 2014 zu einem salonfähigen Event in zahlreichen Empfängerhaushalten erhoben. Während Trash auf Arte eher als Synonym für Offbeat- und Mitternachtskino verstanden wird, präsentieren Oliver Kalkofe und Peter Rütten in Anlehnung an das Mystery Science Theater 3000 mit Sharknado als Auftakt der neuen Staffel ein aktuelles Hailight aus der Kooperation von The Asylum und dem Fernsehsender SyFy.
Dabei handelt es sich ganz offensichtlich um eine Frage des schlechten Geschmacks, denn dieses moderne Refugium für comichaft übertriebene Abzockunterhaltung ist als Güllesiegel stilsicherer und mehr oder weniger referenzfreudiger Genrefilme berühmt wie berüchtigt.
Es ist als Phänomen der Wohlstandsgesellschaft zu werten, daß sich haitere Runden zusammen finden, um Machwerke wie Sharknado in aller Form lobzupreisen. Die Interaktivität des Sendeformates, die es auch Einzelgängern ermöglicht, sich aus haimischen Jagdgründen per Internet am eloquenten Wettstreit um die größte Leidensbekundung zu beteiligen oder hochtrabend absurde Interpretationen kundzutun, läßt aus den Ideen eines sich ins Fäustchen lachenden Irren ein Massenphänomen werden.

Vielleicht ist es eine Erfahrung wie diese, die noch am ehesten eine Vorstellung davon gibt, warum sich ein Mensch dieser Selbstkasteiung aussetzen will. Sharknado ist das beste Beispiel dafür, daß es im Haimettfilm schon lange nicht mehr um das größere Boot geht, sondern die Auslotung des Unmöglichen unter Verpflichtung in der ersten Playstationgeneration gescheiterter Computerartisten Oberwasser bekommen hat.
Deshalb gehört auch Sharknado für mich nicht zur hailen Trashwelt, der man sich wegen einer liebevollen Hinwendung auf seinem Passionsweg aussetzt. So kann man auch hier wieder sein Standardformular für Asylumfilme zücken und seine Kreuzchen bei mieserablen CGIs, schlampig montierten Szenen und einem willkürlichen Handlungsverlauf fern innerer Logik setzen. Der Antikult ermöglicht es, über den Zenit hinweggeschossene Stars einstmals bekannter Fernsehserien für den Film zu mißbrauchen, was bei den Qualitäten von Drehbuch und Regie keinen wirklichen Unterschied macht.

Es gibt Haie inzwischen in allen möglichen Mutationen, wie etwa den Sharktopus. Es gibt Haie im Supermarkt oder Sand Sharks. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Daß Sharknado nun verspricht, den Moment der fliegenden Kuh aus Twister zu einem Konzept für die Meeresräuber zu erheben ist auch für mich Reiz genug, doch wieder einzuschalten, wenn ich doch schon die Gelegenheit erhalte, ohne Aufpreis in den fragwürdigen Genuß eines solchen Filmes zu kommen.
Während die Masse der Zuschauer vielleicht erst für sich entdeckt, was Film noch alles sein kann, wenn man über seinen Tellerrand schaut, fühle ich mich erschreckend nüchtern als Opfer eines Mißbrauchs. Ich finde keine Freude daran, wie Haie auf den Straßen herumkrauchen oder sich gleich durch ein Autodach beißen. Es geht mir am Arsch vorbei, daß die Kiementiere fröhlich durch die Weltgeschichte geschleudert immer über einen gesunden Appetit verfügen, der nur mit dem richtigen Besteck zu einer “Friß die Hälfte”-Diät konvertiert werden kann.

Sharknado ist nicht einfach als Katastrophenfilm eine Katastrophe. Dies würde ja bedeuten, daß sich zumindest ein Unterhaltungsansatz finden würde. Mir ist schon klar, daß die Hai Society nicht unbedingt der Ort ist, um liebevolle Effektideen zu erhaschen. Dennoch langweilt es mich einfach nur, wenn die Haiopeis von The Asylum das eigentliche Potential ihrer Stoffe mal wieder nicht ausreizen, weil sie sich auf den Gewinn mit dem geringen Einsatz auch so verlassen können. Das hat dann nichts mit dem Geist eines Ed Wood zu tun, der zumindest einen Film machen wollte, nur das nötige Geld dafür nicht aufbringen konnte. The Asylum wollen einfach nur das Geld machen.
Im Sinne der #SchleFaZ Jüngerschaft habe ich ein Einsehen dafür, wenn sich ein Asylumfilm als wirtschaftlich erweist und die Aufmerksamkeit auf die Bewegung als solches lenkt. Dennoch bin ich müde geworden, mich an Details wie abgeklebten Jägermeisterbuchstaben zu laben, weil es einfach nichts besseres zu sehen gibt. Streifen wie Sharknado kann man sich nicht mit Trinkspielen schön saufen. Sie sind auch nicht der Grund gewesen, warum ich eine Begeisterung für abseitigen Film entwickelt habe.

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