Regisseur Dito Montiel kennt sich in New York City bestens aus: In jener Metropole im Juli 1965 unter dem Namen Orlando Anthony Montiel Jr. geboren sowie in Astoria (Queens) aufgewachsen, veröffentlichte der ehemalige Hardcore-Punk-Musiker 2006 seine „A Guide to recognizing your Saints“ genannten Jugend-Memoiren und verfilmte diese dann auch knapp drei Jahre später höchstpersönlich (u.a. mit Robert Downey Jr., Shia LaBeouf, Rosario Dawson und Channing Tatum in zentralen Rollen) – bevor er anschließend die ebenfalls in seiner Heimatstadt angesiedelten Streifen „Fighting“ (2009) und „the Son of no one“ (2011) verfasste und in Szene setzte. Das Drehbuch zu seiner hier nun zur Besprechung vorliegenden vierten Regiearbeit „Empire State“ (2013) stammt dagegen aus der Feder Adam Mazers („Breach“) und basiert auf verschiedenen wahren Begebenheiten im Kontext eines Überfalls auf einen in der Bronx ansässigen Sicherheitsdienst, der 1982 für Schlagzeilen sorgte – u.a. da die erbeuteten zirka 11 Millionen Dollar den bis dato größten gestohlenen Cash-Betrag in der Geschichte der Vereinigten Staaten markierten. Bis heute konnte das Verbrechen übrigens noch immer nicht umfassend aufgeklärt werden – etwa weil davon ausgegangen wird, dass ein Teil des Geldes bereits im Vorfeld der Tat „intern abgezweigt“ worden war, sowie bislang nur rund $1,5 Millionen erneut sichergestellt werden konnten…
Seit jeher erhofft sich Chris Potamitis (Liam Hemsworth) – seines Zeichens Sohn griechischer Einwanderer – beim NYPD als Cop angenommen zu werden. Als seine Bewerbung aufgrund einer „Jugendsünde“ allerdings eine Ablehnung erfährt, bei der man ihn und seinen Kumpel Eddie (Michael Angarano) zuvor mal beim Rauchen eines Joints erwischt hatte, nimmt er stattdessen einen Job als Mitarbeiter eines Geldtransport-Unternehmens an. Nicht lange danach überfallen Unbekannte jedoch das ihm zugeteilte Fahrzeug: Ein Vorfall, welchen sein Kollege Tony (Michael Rispoli) nicht überlebt. Prompt wird Chris in den Innendienst versetzt und hat fortan zur Aufgabe, den Lagerraum zu bewachen, in dem erhebliche Summen aufbewahrt liegen – und das relativ schlecht gesichert, wie ihm schnell gewahr wird. Frustriert darüber, wie anteilslos seine Chefs Tony´s Witwe im Stich lassen, gelingt es ihm eines Nachts spontan, unbemerkt einen Sack mit $25.000 zu entwenden. Leider aber erzählt er Eddie davon, der im Folgenden geradezu nur noch vom „großen Coup“ träumt und obendrein partout nicht seine Klappe halten kann – was u.a. die Neugier zweier Kleinganoven aus dem Viertel erweckt. Angesichts der Umstände gibt Chris irgendwann nach: An dem ins Auge gefassten Abend tauchen auf dem Firmengelände auf einmal jedoch plötzlich weitere Gestalten mit derselben Absicht auf – wie auch einige Polizisten unter der Leitung des toughen Detectives Ransome (Dwayne Johnson), denen im Vorhinein ein anonymer Hinweis zugespielt wurde…
„Empire State“ eröffnet mit einer Reihe kurzer Auszüge aus der damaligen Nachrichten-TV-Berichterstattung über den Fall – was dem Streifen natürlich unmittelbar von Beginn an einen unterstrichenen Eindruck von Authentizität verleihen soll – worauf er sich innerhalb seines ersten Akts ein solides Maß an Zeit herausnimmt, dem Publikum unüberhastet die Ära und Nachbarschaft (inklusive der betreffenden Leute) näherzubringen, in der er sich entfaltet. Man erhält Einblicke in die Potamitis-Familie, lernt den eher bodenständigen Chris und seinen des Öfteren in Schwierigkeiten geratenden besten Freund Eddie kennen, vermag sich ein Bild des von griechischen Immigranten geprägten Stadtteils zu machen (was als ein willkommener Unterschied zu dem bei Werken dieser Art sonst ja meist üblichen italienischen Milieu zu werten ist) und kann sich überdies an der recht gut zusammengestellten Ausstattung (Wagen, Klamotten etc.) erfreuen. Es wird eine Menge geflucht, das Geld ist knapp und an einigen Straßenrändern stapelt sich der Müll. Die Sache ist nur: In jenen Jahren befanden sich die USA gerade in einer heftigen Rezession und war NYC bei weitem nicht so sauber, angenehm und sicher wie nach den forcierten Initiativen Bürgermeister Giulianis – was der Film in jener Form aber weder wirklich veranschaulicht noch transportiert. Ursprünglich hatte man wohl mal eine reichhaltige Kombination aus Kriminal- und Sozialdrama im Sinn – vermutlich inspiriert von bestimmten ähnlichen Produktionen (á la Martin Scorsese) – bevor sich jemand allerdings dazu entschlossen hat, doch lieber erstere Elemente deutlicher in den Vordergrund zu rücken, eventuell um die Kommerzialität zu erhöhen…
Generell wird man in unterschiedlichen Bereichen der Handlung (vor allem in Anbetracht der Charakterzeichnungen sowie Ausgestaltung einzelner Plot-Stränge) den Verdacht nicht los, das Präsentierte sei nachträglich „gestreamlined“ worden. Besonders fällt einem das im Rahmen der Auftritte einer von Emma Roberts gemimten Kellnerin auf, die bloß über verwunderlich eingeschränkte Screen-Time verfügt und an einem Punkt der Entstehung gewiss mal als Love-Interest des Leads gedacht war. Naja, zumindest durfte Emma trotz ihres (nun) „besseren Cameos“ ihre prominente Namensnennung auf so etlichen Poster- und Covermotiven behalten. Während die Familienstrukturen (unabhängig vorhandener Stereotypen sowie der kaum existenten Einbindung einer Tochter bzw. Schwester) noch einigermaßen brauchbar dargereicht werden – Chris´ Mutter ist Hausfrau, sein Vater ein hart arbeitender Kerl mit einem schäbigen Job für einen lokalen Unterweltler, welchen er zu allem Überfluss auch noch verliert, nachdem sich sein Sohn bei einem Besuch für seinen Dad stark gemacht hat – erfährt man über Eddie´s Background dagegen nahezu kaum etwas. Chris selbst wird als ein netter Kerl portraitiert, der es nicht schafft, seine beruflichen Ziele zu erreichen: Ein in Frust mündendes Scheitern. Seine Liebsten plagen finanzielle Sorgen, sein Partner wird erschossen, dessen Witwe steht mit ihren Kindern vor einer düsteren Zukunft, seine Arbeitgeber zwacken sich selbst Geld ab und die Sicherheitsvorkehrungen sind sozusagen „ein Witz“ (kein vernünftiges Alarm-System, ineffektiv platzierte Kameras etc.) – die Verlockung der zig „zum Greifen nahen“ Säcke voller Dollars ist da absolut nachempfindbar…
Dass Eddie´s Verhalten Chris irgendwann in ernste Schwierigkeiten bringen wird, ist so absehbar wie das Amen in der Kirche. Dennoch wird die Aktion gewagt – welche sich aber prompt mit einem anderen Einbruchsversuch und damit verknüpften Polizei-Einsatz überschneidet: In dem ausgebrochenen Tumult der Situation – samt einer Schießerei, bei der Chris Detective Ransome gar das Leben rettet – lassen sie kurzerhand von ihrem Vorhaben ab. Nur wenig später setzt sie eine voreilige Tat (nämlich ein Anschlag auf einen vermeintlichen Verräter) allerdings unter zusätzlichen Druck – weshalb Chris den Entschluss fasst, aus der Angelegenheit auszusteigen. Eddie jedoch ist keineswegs dazu bereit, diese sich ihm bietende Chance einfach abzuhaken – und da Chris ja in dem ins Visier genommenen Unternehmen arbeitet, betrifft ihn jeder in diese Richtung führende Schritt ebenfalls unweigerlich. Der eigentliche Raub ist dann auch kein klassischer „Heist“ – primär aufgrund des Fehlens einer raffinierten Planung und spannungsorientierten Entfaltung – sondern viel eher ein amateurhafter Diebstahl mit mehr Glück als Verstand. Und so folgen nun die Bemühungen der jungen Männer, nicht mit dem Verbrechen in Verbindung gebracht zu werden – was sich als ziemlich schwierig entpuppt, der ganzen Vorgeschichte sowie Eddie´s Plappermaul plus Auftreten sei Dank: Unter den wachsamen Augen der ermittelnden Cops muss Chris seinen impulsiven Kumpel unbedingt unter Kontrolle bekommen. Gefahr droht ihnen außerdem noch seitens einiger örtlicher, sich selbst das Geld unter den Nagel reißen wollender Ganoven (u.a. Chris Diamantopoulos als „Pate“ Spyro)…
Die generelle Oberflächlichkeit der Story (einschließlich der sie bevölkernden Protagonisten) verwehrt ihr durchweg das notwendige Maß an Eindringlichkeit und Nachhaltigkeit – weshalb sie den Zuschauer auch nie vernünftig zu packen vermag. Nicht einmal die sich kontinuierlich zuspitzenden Entwicklungen, einige sporadisch eingebundene Prügeleien und Schusswechsel sowie die an sich ja relativ straff anmutende Laufzeit von unter 95 Minuten können letzten Endes ein ersprießliches Gefühl von Kurzweil erzeugen. Montiel´s Inszenierung kommt indes solide, allerdings spannungsarm und frei einer individuellen Handschrift daher, die Besetzung agiert in gewisser Weise ähnlich: Liam Hemsworth („the Hunger Games“) mangelt es zwar mal wieder an markantem Charisma, spielt im Prinzip aber okay, Dwayne Johnson („Snitch“) passt irgendwie nicht so recht in die '80er und hat vom Skript obendrein weder allzu gehaltvolles noch forderndes oder sonstwie interessantes Material zugesprochen erhalten, Michael Angarano („Haywire“) verkörpert Eddie den Rollenvorgaben entsprechend anständig, während Gia Mantegna („Frozen Ground“), Nikki Reed („Twilight“) und Emma Roberts („Twelve“) jeweils (zumindest in dieser Schnittfassung) unschön verschenkt wurden sowie u.a. noch Paul Ben-Victor („Daredevil“), Jerry Ferrara („Lone Survivor“), Greg Vrotsos („Lovelace“) und Michael Rispoli („Pain&Gain“) mit von der Partie sind. Der echte Chris Potamitis verbrachte nach seiner Verhaftung übrigens „stolze“ neun Jahre im Gefängnis und trat zudem als einer der Produzenten dieses Films hier auf, dessen Budget rund 11 Millionen Dollar betrug und der fast allerorts bloß „Direct to Video“ veröffentlicht wurde…
Fazit: „Empire State“ ist ein enttäuschend durchschnittlicher, unaufregender dramatischer Krimi, der sowohl mit vereinzelten Action- als auch Thriller-Anteilen, diversen Klischees sowie nur ungenügendem Tiefgang aufwartet…
„4 von 10“