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Ian (Robert de Hoog, APP) ist irgendwie anders. Der frühe Tod des Vaters macht den Sonderling schon im Kindesalter mit dem Thema Tod vertraut. Als er im Wald eine erhängte Selbstmörderin findet, entfesselt dies eine Passion. Spontan fühlt er sich zu dem leblosen Körper hingezogen. Im Folgenden holt sich der Einzelgänger sogar eine Frauenleiche zum Liebkosen nach Hause. Auch die Gesellschaft von des Lebens überdrüssig gewordenen Damen (Pollyanna McIntosh) schätzt der Misanthrop sehr…

„Endlich mal eine Partnerin, die die Schnauze hält beim Fußball schauen“ – das hat sich wohl auch Protagonist Ian gedacht, als er beschloss nur noch Tote oder Depressive zu daten. Vergleicht man den irischen Beitrag LOVE ETERNAL mit anderen Nekrophilie-Filmen, insbesondere so graphischen, ekeligen wie NEKROMANTIK, AFTERMATH und LUCKER THE NECROPHAGUS, so stimmt der besprochene Proband um einiges ruhigere, feinfühligere Klänge an. Das Aufblühen einer Blume im Zeitraffer. Close-ups von Schneeflocken. Ein Protagonist, der sich wünscht als Berglöwe geboren worden zu sein. Trotz bedeutungsschwangeren Zauberbildern verliert sich der Film aber nicht in Philosophie und Selbstmitleid. Es geht um Kontaktängste, das Gefühl von Verlorenheit, die Sprachlosigkeit der modernen Gesellschaft und den Verlust von (realen) sozialen Fähigkeiten in einer Zeit, in der jeder mit jedem digital vernetzt ist. Das Thema Nekrophilie steht also nie im Vordergrund. Außer in den Szenen, in denen Ian Sex mit Leichen hat. Selbst diese Momente hätte man als zart oder romantisch bezeichnen können, da das Geruckel schön dezent wie bei den Großeltern unter der Bettdecke abläuft, würden den Mädels nicht manchmal Maden übers Gesicht krabbeln oder beim Sex die Gelenke knacken (widerliches Geräusch!).

Klammert man das Thema Nekrophilie aber aus, was gar nicht so schwierig ist, da es sich ohnehin im Hintergrund versteckt, hat man schlicht ein zerbrechliches, filigranes Drama über Todessehnsucht und Lebensverneinung. "I Am A Defective Human Being" erklärt Protagonist Ian einleitend. Er führt ein Leben wie ein Einsiedler, meidet jeglichen Kontakt zu Menschen, vergräbt sich in Bücher und verlässt die Wohnung nicht. Nach dem Tod seiner alles für ihn regelnden Mutter findet sich der Hikikomori auf sich allein gestellt und zum eigenständigen Handeln gezwungen vor. Die Lebenden machen ihn nervös. Er beobachtet sie durch sein Fernrohr. Die Kontaktaufnahme zu Toten gestaltet sich einfacher. Diese findet er in Form von Selbstmördern im Wald. Ian lernt die hübsche Naomi, gespielt von der atemberaubenden Pollyanna McIntosh (THE WOMAN) kennen. Erst im Internetforum, dann in der Realität. Sie ist nach dem Verlust ihres Kindes des Lebens überdrüssig, strahlt für Ian aber dennoch etwas wie Lebenslust aus. So zechen die beiden Lebensunlustigen die Nacht durch, springen von Klippen in die eisige See und philosophieren über das Wetter und Verlustängste. Beide ergänzen sich prima in ihrem Todeswunsch und es wirkt fast, als würden sie die Kurve kriegen. Ohne zuviel verraten zu wollen: Ein Happy End wird uns nicht beschert, aber es wird schnulzig.

Fazit:
Selten wurde das Thema Nekrophilie so behutsam und einfühlsam verfilmt - oder besser: in eine kitschige Rahmenhandlung eingebettet. Trotzdem: Betörend morbide!

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