Review
von Leimbacher-Mario
Tripper des Todes
Bodyhorror ist eklig und faszinierend zugleich. Im Endeffekt jedoch immer leicht zu verdauen. Zumindest als Subgenre als Ganzes, nicht unähnlich zum Slasher oder Tierterror. Leicht zugänglich und immer verlässlich, unkompliziert, unterhaltsam, konstant. Selbst in den niederen „Jagdkreisen“. „Contracted“ schlägt genau in diese Kerbe, als ob man Geschlechtskrankheiten und Nekrophilie mit einem cronenberg'schen Erguss kreuzt. Es geht um eine junge Frau, die auf einer Party unter Drogen gesetzt und vergewaltigt wird. Und dann beginnt auch schon ihr innerer Zerfall - denn sie hat sich bei dem ungewollten Geschlechtsverkehr anscheinend mit einer äußerst aggressiven und neuartigen Krankheit angesteckt, die sie in nur wenigen Tagen zerstört...
„Contracted“ ist im Grunde eine platte und zum Teil frustrierend dumme Kreuzung aus „It Follows“ und „The Fly“. Die Hauptdarstellerin macht ihre Sache solide, audiovisuell wird wenig wirklich schlecht gemacht und die Effekte des körperlichen Zerfalls tun das, was sie sollen. Nämlich richtig schön ekeln und schockieren, den Geschmack ruinieren und jucken, staunen lassen und schaudern. Das ist Körperhorror vom Feinsten, Kompliment an die Abteilungen Make Up und Maske. Nur leider nie mehr als das. Die Idee wo es hinführt, hat noch was. Aber insgesamt reichen 80 Minuten Seth Brundle-Effekt in Zeitraffer und Detailreichtum nicht. Zumindest nicht für mehr als den hohlen Zahn. Der finale Twist macht neugierig auf das Sequel und wenn die Zähne ausfallen, Augen rot anschwellen oder literweise Blut ausgeschieden wird, erfüllt das seinen Zweck und ist schön pfui. Die Arme tut einem auch leid. Zumindest bis man sich am meiner Meinung nach größten Problem aufhängt und endgültig den Appetit (auf Sinn und Verstand und gute Filme) versaut: dass Krankenhäuser oder Polizei behandelt werden, als ob es sie entweder nicht gäbe oder sie der Ursprung allen Übels wären. Das kann man als amerikanisches Problem sehen. Oder einfach nur als frustrierend dumm und unrealistisch. Denn jeder hier in Deutschland würde mit nur halb so schlimmen „Gebrechen“ innerhalb von fünf Sekunden das nächste Krankenhaus ansteuern. Oder zumindest einen Arzt, der dann unverzüglich weiter vermitteln würde. Normalerweise hänge ich mich nicht an sowas auf. Es würde ja auch die komplette Prämisse zerstören und den Film enorm verkürzen. Hier ist es aber doch viel zu extrem, zu blöd und eindeutig unverständlich. Ob mit Krankenversicherung oder ohne.
Fazit: Bodyhorror in Reinform. Simpel aber fesselnd. Eklig und konsequent. Eine Erbin Cronenbergs. Wenn auch noch weit entfernt von dessen Sternstunden des körperlichen Zerfalls. Weder wirklich extrem noch wirklich schlau. Ehrlich gesagt sogar auffällig stupide.