Review

Etwa Mitte der Achtziger hätte der Streifen wunderbar als Aufklärungsfilm zum Thema Aids funktioniert: Benutzt Kondome, habt keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr, sonst ergeht es euch wie ihr. Okay, vielleicht ein wenig zuviel Horror, zuviel Ekel und auch nicht für jede Schulklasse geeignet und für Hypochonder schon gar nicht. Aber durchaus effektiv.

Samantha (Najarra Townsend) ist eigentlich lesbisch, doch auf einer Party mit zu vielen Drinks gerät sie an einen Unbekannten und landet mehr oder minder freiwillig mit ihm im Van, wo es zum Akt kommt. Einen Tag später stellt Sam alarmierende Veränderungen an ihrem Körper fest, welche beinahe stündlich drastischer werden...

Es ist der Verfall eines jungen attraktiven Menschen, welcher am Morgen danach direkt einsetzt. Die Einstiegsszene deutet zwar ein wenig vom Hintergrund an, doch es wird nie ganz deutlich, ob Samantha an einer ungewöhnlichen Krankheit leidet oder eine Metamorphose durchlebt. Zudem geht Sams Wandlung mit sozialer Vereinsamung einher, denn ihr Umfeld in Form von Mutter, lesbischer Ex und einer guten Freundin reagieren eher mit Vorwürfen, während ihr behandelnder Arzt (Diagnose: Influenza und Ausschlag) alles andere als medizinisch korrekt handelt.

Autor und Regisseur Eric England beweist ein gutes Händchen mit der Wahl der Hauptdarstellerin, denn die ohnehin schon recht schmale Najarra Townsend wirkt im Verlauf immer eingefallener, was im Zuge von Zahnausfall, verschiedenen Blutungen, ausfallenden Haaren und Fingernägeln kein Wunder ist. Ein großes Lob geht hierbei an das grandiose Make-up, denn die blutunterlaufenen Augen sorgen nicht nur für einen hohen Ekelfaktor, auch die angedeutete Nekrobiose ist glaubhaft umgesetzt.

Entsprechend punktet die latent beklemmende Atmosphäre, nur fällt es schwer, mit den durchweg unsympathisch gezeichneten Figuren warm zu werden. Sam ist halt ein (zunächst) nettes Durchschnittsmädchen, ihre Mom nervt jedoch latent, ihre Ex ist einfach nur patzig, während ein potentielles Love Interest zu vage bleibt.
Nichtsdestotrotz performt Townsend richtig gut und mit vollem Körpereinsatz, wodurch das Geschehen zu keiner Zeit langweilt und dauerhaft in den Bann zieht, - schließlich möchte man ja wissen, was am Tag Drei des Verfalls geschieht.

Die Auflösung mag den einen oder anderen Betrachter vor den Kopf stoßen, doch bezüglich des Intros ergibt der Prozess durchaus einen Sinn, obgleich man sich die Metapher der verwelkten Orchidee hätte sparen können.
Anbei können noch einige handgemachte Gewalteinlagen überzeugen und auch der ruhige Score, irgendwo zwischen Meditation und Industrial weiß zu gefallen.

England schuf mit "Contracted" einen fiesen kleinen Horrorstreifen, der in mehrerlei Hinsicht als Parabel durchgeht. Die Effekte sehen durch die Bank ordentlich aus und auch performt wird grundsolide. Die Figurenkonstellation ist zwar nicht optimal, doch die bedrückende Stimmung punktet konstant, während einige spannende Einlagen und die eine oder andere kuriose Wendung zum insgesamt ordentlichen Unterhaltungswert beitragen.
Knapp
7 von 10

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