Satire kann gefährlich sein, vor allem, wenn man wie Regisseur Riad Sattouf Charlie-Hebdo-Cartoonist ist. Der zweite Film des gebürtigen Syrers beschäftigt sich primär mit vertauschten Geschlechterrollen und der daraus resultierenden Gesellschaftskritik, was durchaus eine ausbaufähige Grundidee ist. Die Geschichte selbst wird jedoch zu eindimensional vorgetragen, um dauerhaft gute Laune zu verbreiten.
In der Volksrepublik Bubunne beherrschen Frauen das alltägliche Leben, während Männer lediglich als Samenspender dienen, weinrote Schleier tragen müssen und wegen kleiner Verfehlungen auch gerne öffentlich hingerichtet werden.
Der zwanzigjährige Jacky (Vincent Lacoste) möchte unbedingt der "große Dödel" der zukünftigen Regierungschefin (Charlotte Gainsbourg) werden und schleicht sich in militärischer Frauenkleidung zur großen Männerwahl in den Palast...
Sattouf stellt das Geschlechterverständnis auf den Kopf, was in erster Linie auf die Unterdrückung der Frau in einigen muslimischen Gesellschaften hinweist, wobei die tristen Schauplätze, zahlreiche diktatorische Eigenheiten und die allgemeine militärische Präsenz zugleich an Nordkorea erinnern. Innerhalb dieser Konstellation, welche an Orwell und "Soylent Green" angelehnt sind, folgen wir einer naiven Hauptfigur, die nur bedingt Sympathien einheimsen kann, da diese viel zu sehr zum Spielball der äußeren Umstände wird.
Loser Jacky ist schlichtweg zu passiv und nur wenige Nebenfiguren schaffen es, ab und an ein leichtes Schmunzeln zu erzeugen, da es auch ihnen weitgehend an markanten Eigenschaften mangelt. Ausnahmen bilden eine Angestellte im Schleier-Shop und Jackys naher Verwandter Julin, einem Rebell, welcher im ersten Drittel sogar ein paar Lacher erzeugt, in der zweiten Hälfte jedoch beinahe komplett verschwindet, was beispielhaft für die unausgegorene Erzählweise ist.
Denn phasenweise reihen sich lediglich absurde Szenen aneinander, Vorbilder wie Monty Python sind zwar deutlich auszumachen, jedoch wird zu keiner Zeit das Niveau der britischen Komikergruppe erreicht. Viele Gags kommen zu albern daher, zündende Situationskomik ist an einer Hand abzuzählen und allenfalls ein paar bizarre Momentaufnahmen wie eine Art Balztanz im Palast oder ein unbeholfener Ritt auf kleinen Pferden bleiben haften.
So vermag der Stoff im Endeffekt nett zu berieseln und phasenweise mit seiner Gesellschaftskritik zu punkten, doch trotz einiger derber Einlagen bleibt der Stoff zu harmlos und versucht zu viele Unterthemen einzubinden, was auf Dauer einige Längen mit sich bringt.
Okay performt, solides Handwerk, passable Synchro, ein paar nette Wortspielchen, doch zwischen seichter Liebeskomödie und beißender Satire fand Sattouf keinen wirklich unterhaltsamen Mittelweg.
4,5 von 10