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Wann immer es um Sekten geht, dürfen Freunde von Düsterfilmen aufhorchen, da sich gewisse Vorurteile bereits in der Realität bestätigt haben, wie das berühmte Jonestown-Massaker 1978 veranschaulichte. Autor und Regisseur Ti West kombiniert die Hintergründe dieses Ereignisses mit dem Found Footage Stil und bastelt daraus eine unheilvolle Pseudo-Doku, welche im letzten Drittel im Bereich Optik und Glaubwürdigkeit einbricht.

Modefotograf Patrick such seine Schwester Caroline, welche er im abgelegenen Camp einer Sekte vermutet. Er kann die VICE-Journalisten Sam und Jake überreden, eine Doku über seinen Besuch zu drehen und zunächst werden die drei von der Gemeinde freundlich empfangen. Doch nach einem Interview mit dem Sektenguru Vater (Gene Jones) ändert sich die Situation...

West orientiert sich bei seiner Geschichte an den Fakten der Sekte von Jim Jones, dem Führer der Peoples Temple, welche Mitte der Siebziger nach Guyana ging und dort ein Öko-Dorf errichtete, welches im vorliegenden Fall deutlich kleiner ausfällt. Unaufgeregt und recht sachlich folgt man zunächst dem Reporterteam, doch als das Trio von bewaffneten Männern in Empfang genommen wird, deuten sich bereits dunkle Vorzeichen an, da Waffen und der Sektenname "Eden Parish" irgendwie nicht miteinander harmonieren wollen.

Im Dorf selbst zeigen sich die Bewohner zufrieden und ausgeglichen und sind sogar bereit, Interviews zu geben, während Vater gleich die komplette Gemeinde versammeln lässt, um zu entsprechenden Fragen Stellung zu beziehen. West veranschaulicht dadurch treffend, wie Menschen in Not manipulierbar sind und darüber hinaus selbst halbwegs erfahrene Reporter den Faden verlieren können.

Zwangsläufig spitzt sich der Aufenthalt für die drei Besucher im Verlauf zu und hier offenbaren sich Mängel bezüglich authentisch eingefangener Doku. Die arg wackelige Kamera ist in einigen Szenen noch nachvollziehbar, doch zuweilen werden zwei Kameras im Wechsel so taktisch klug positioniert, dass es in diversen prekären Momenten schlicht unglaubwürdig wirkt. Schnell wechselnde Perspektiven sind ebenfalls nicht nachvollziehbar und lediglich der Dramaturgie dienlich, was allerdings auch für kurzfristig abgelegte Kameras dient, was wiederum der Spannung zugute kommt.

Darstellerisch wird solides Niveau geboten und die Auswahl der Sektenmitglieder geht voll in Ordnung, während die Journalisten zumindest authentisch performen. Positiv sticht jedoch Gene Jones hervor, der als leicht fettleibiger Anführer mit stark getönter Brille eine unheimliche Aura mitbringt und deutlich zur latent beklemmenden Atmosphäre beiträgt.
Eine musikalische, wenn auch zurückhaltende Untermalung hätte es im Grunde genommen nicht gebraucht, doch auch diese harmoniert solide mit dem Grundton der Erzählung.

Natürlich kommen mit dem Vorwissen über das Jonestown-Massaker keine neuen Fakten hinzu und man hätte einzelne Individuen der Sekte noch etwas deutlicher in den Fokus rücken können, um die Mechanismen innerhalb der Gruppe klarer zu veranschaulichen. Doch Ti West gelingt es mit einfachen, wenn auch nicht durchweg glaubwürdigen Mitteln, einen beklemmenden Streifen zu kreieren, der Genrefans durchaus packen könnte.
7 von 10

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