kurz angerissen*
Traumhafte irische Landstriche, die man als „place to live“ bezeichnen würde, konterkarieren die Schatten einer individuellen Leidensgeschichte, verursacht durch Vertreter der Kirche. Die Institution erfährt in dem stillen Drama eine Verurteilung aufgrund von Interessenlosigkeit, Kurzsichtigkeit oder Handlungsunfähigkeit angesichts der im Stillen vorgehenden Verbrechen. Die Handlung setzt erst viele Jahre später ein und verhindert so eine konkrete Schilderung der auslösenden Geschehnisse und verlagert diese als Clou sogar auf Personen, die selbst in keinerlei Zusammenhang mit Tätern oder Opfern stehen.
Obgleich Regisseur McDonagh dabei manchmal zu dem ruppigen, zynischen Ton seines Vorgängerfilms „The Guard“ greift, der an dieser Stelle nicht zwangsläufig als passend empfunden werden muss, gelingt es ihm durch den Zeitsprung und das vermeintlich gewachsene Gras über der Angelegenheit, die weitreichenden Konsequenzen der initialen Handlungen sowie deren Leugnung zu veranschaulichen.
Anfangs scheint die countdownartige Herunterzählung der Tage bis zum neuerlichen Sonntag ein aufgesetztes Stilmittel zu sein, später erweist sie sich aber als dienlich gegenüber der episodenartigen Anhäufung von Ereignissen, aber auch der Inszenierung von ruhigen Schauplätzen der Ortschaft, die im Abspann auf beeindruckende Art und Weise nochmals als Stilleben zusammengetragen werden.
Natürlich trägt Brendan Gleeson den Film wieder auf beiden Schultern und sorgt für bei unsereins für einen Überschwang an Mitgefühl. Weitere Darsteller prägen die Stimmung auf eine düstere Mischung zwischen Melancholie (Kelly Reilly), Sarkasmus (Aidan Gillen), Mißverstandenheit (Chris O’Dowd), „Fargo“-ähnlicher Begriffsstutzigkeit (David Wilmot) und Jim-Jarmusch-Kuriosität (Isaach de Bankolé). Wer von dieser Mischung angesprochen wird, hat bei dieser Wochenerzählung gute Chancen.
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