Review

Eigentlich will Dorfpriester James Lavelle (Brendan Gleeson) doch nur, dass es allen Menschen in seinem Provinznest an der irischen Küste gut geht. Doch seine Gemeinde schockt ihn regelmäßig durch ihren Hass und ihre Streitlust. Eines Tages, als der Geistliche die Beichte abnimmt, droht ihm eines seiner Schäfchen: "Am Sonntag bist du tot!" Nicht, dass der unbescholtene Priester etwas ausgefressen hätte. Er soll stellvertretend für einen anderen katholischen Priester sterben, der dem Gläubigen früher Schlimmes angetan hat, aber nicht mehr lebt. Immerhin hat sich vor knapp 2000 Jahren ja auch Jesus Christus für die Sünden der Menschheit geopfert und schuldlos auf dem Hügel Golgatha kreuzigen lassen. Das Beichtgeheimnis hindert den Priester daran, die Polizei einzuschalten. Also muss er sich selbst auf die Suche nach seinem zukünftigen Mörder machen. Eine turbulente Woche vergeht wie im Flug. Wird die raue Küste Irlands am Sonntag zu seinem ganz persönlichen Golgatha?


Im Jahre 2011 präsentierte John Michael McDonagh mit "The Guard - Ein Ire sieht rot" sein Spielfim Regie-Debüt vor, bei dem er auch zum ersten Mal mit Schauspieler Brendan Gleeson zusammen gearbeitet hat. Das Ergebnis war eine rabenschwarze Komödie die dem Zuschauer eine Menge Freude bereitet hat und hauptsächlich durch den typischen britischen Humor überzeugen konnte. Nun liegt mit "Am Sonntag bist du tot" die zweite gemeinsame Arbeit des Erfolgs-Duos vor, das ebenfalls als Komödie eingestuft wird, aber ehrlich gesagt vielmehr in die Richtung eines waschechten Dramas tendiert. Vielleicht liegt es auch an diesem Umstand das der Film geteilte Meinungen hervor ruft, denn manch einer wird sicherlich mit einer falschen Erwartungshaltung an die vorliegende Geschichte heran gehen und letztendlich aus purer Enttäuschung eine unterdurchschnittliche Bewertung abgeben, die dem Ganzen dann aber keinesfalls gerecht werden würde. Zugegebenermaßen bewegen sich die komödiantischen Anteile in einem sehr überschaubaren Rahmen und sind zumeist auch nicht auf den ersten Blick zu erkennen, doch wenn man einmal etwas genauer hinsieht ergeben sich sehr wohl diverse komische Momente, die entweder in den brillant geschliffenen Dialogen oder in der tiefsinnigen Situationskomik zu erkennen sind.

Getragen wird das Szenario in erster Linie von der herausragenden Performance des Hauptdarstellers, denn Brendan Gleeson agiert nahezu brillant in der Rolle des Pfarrers, den man um seine verkommene Gemeinde nun wirklich nicht beneiden kann. In seinem kleinen Dorf versteckt sich nämlich an jeder Ecke die pure Sünde, was während der Ereignisse auch mehr als einmal stark zum Ausdruck kommt. Gleich zu Beginn des Filmes wird man mit der Drohung konfrontiert, die dem Pfarrer gegenüber bei einer Beichte ausgestoßen wird und man wird danach mit einer ganzen Schar von möglichen Verdächtigen bedacht, denn in dieser Gemeinde könnte wirklich jedes männliche Mitglied dafür verantwortlich zeichnen. Dieser Handlungsstrang steht aber im Prinzip auch überhaupt nicht im Mittelpunkt, denn der Kern der Story bezieht sich ganz eindeutig auf die Tage zwischen der Drohung und dem angekündigten Todestag des Pfarrers. Man begleitet also Gleeson bei der Arbeit und bekommt dabei unendlich viele Gespräche mit Gemeindemitgliedern serviert, in denen sich stellenweise wahre Abgründe auftun. Es gibt unzählige Seitenhiebe gegen die Kirche, wobei diese schon in Anfangs-Sequenz ihr Fett weg bekommt, da der Beichtende ohne Vorbehalte seine Beweggründe für den angekündigten Mord preisgibt. Zudem wird in vielen Dialogen auch der Sinn des Lebens in Frage gestellt und es ergeben sich mit zunehmender Laufzeit immer mehr philosophische Ansätze zu erkennen, die dem gewonnenen Gesamtbild meiner persönlichen Meinung nach noch mehr an Klasse verleihen.

Als wenn die Hauptfigur mit diesen ganzen Dingen nicht schon vollkommen ausgelastet wurde, muss sich der Pfarrer auch noch mit seiner scheinbar depressiven Tochter auseinandersetzen die gerade einen Selbstmordversuch hinter sich hat und aus einer Ehe vor der Priester-Berufung stammt. Die Beziehung der beiden ist dabei nicht unproblematisch und Regisseur McDonagh gewährt dem Betrachter einen durchaus tiefen Einblick in die Gefühlswelt von Vater und Tochter. Man merkt also, das es sich hier mehr um ein relativ tiefgründiges Drama als um eine Komödie handelt und ich persönlich habe diesen Aspekt sogar als äußerst wohlwollend zur Kenntnis genommen. Das einige Leute das anders sehen kann man aufgrund einiger Kritiken beobachten, doch ehrlich gesagt kann ich diverse fast schon vernichtende Äußerungen über dieses Werk in keinster Weise nachvollziehen. Sicher, die Geschmäcker sind nun einmal verschieden und wer lediglich mit einer schwarzen Komödie gerechnet hat wird auch nicht wirklich auf seine Kosten kommen, doch "Am Sonntag bist du tot" dann im Prinzip fast jegliche Klasse abzusprechen, ist in meinen Augen keinesfalls gerechtfertigt.

Wie dem auch sei, dem Duo McDonagh / Gleeson ist an dieser Stelle ein absolut gelungener Film gelungen, der dem Zuschauer insbesondere beim tragischen Ende richtiggehend unter die Haut fährt. Zudem kann der Hauptdarsteller hier eine andere Facette seines schauspielerischen Könnens in die Waagschale werfen und das gelingt ihm auf eine grandiose Art und Weise. Man sollte also schon im Vorfeld wissen auf welche Art von Geschichte man sich hier einlässt, denn Liebhaber einer reinen Komödie werden kaum auf ihre Kosten kommen. Wer jedoch ein Drama mit Tiefgang, viel Sarkasmus und zynischen Anspielungen zu schätzen weiß wird bestens bedient und wird eine Sichtung dieses erstklassigen Filmes wohl auch kaum bereuen.


Fazit:


Auch wenn "Am Sonntag bist du tot" nicht die von vielen Leuten erhoffte Komödie ist, so handelt es sich auf jeden Fall um einen erstklassigen Film den man keinesfalls verpassen sollte. Böse Seitenhiebe gegen die Kirche, philosophische Ansätze und ein herausragender Brendan Gleeson machen dieses Werk zu einem echten Erlebnis, das mit einem tragischen, aber dennoch passenden Schlusspunkt stimmig abgerundet wird.


8/10

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