Priester James Lavelle (Brendan Gleeson) erhält im Beichtstuhl eine Todesdrohung. Er glaubt den Mann zu kennen, der ihm erklärt, dass er aus Rache wegen des Missbrauchs durch einen mittlerweile verstorbenen, katholischen Priester nun einen unschuldigen umbringen werde. Doch Lavelle verrät auch dem Bischof nicht den Namen und begibt sich auf eine Tour durch die Gemeinde…
Nach seinem Spielfilmdebüt „The Guard“ (2011) widmet sich Regisseur John Michael McDonagh einer schwierigen Mischung aus Drama und Komödie, eingebettet in eine Krimihandlung. Wieder übernimmt Brendan Gleeson („Unterwegs nach Cold Mountain“ 2003, „Blut, Schweiß und Tränen“ 2009) die Hauptrolle und bietet eine starke, teilweise ergreifende Leistung als Bild eines „guten“ Priesters, der sich verständnisvoll um seine Gemeinde kümmert, alles für seine Tochter (aus der Ehe vor dem Gelübde) tun würde, einen steinalten Autor pflegt, einen Mörder im Knast besucht und letztlich, wie Christus, seinen persönlichen Kalvarienberg besteigen muss, der hier am Meer liegt. Schließlich heißt McDonaghsWerk im Original „Calvary“. Dabei wird mit der katholische Kirche bei aller Kritik durchaus fair umgegangen, das Handeln Lavelles zeigt die positiven Möglichkeiten seines Standes auf.
Weniger gelungen sind die anderen Charaktere, sämtliche Gemeindemitglieder sind mehr oder minder psychisch gestört, die Tochter hat diverse Selbstmordversuche hinter sich und der vermeintliche Nachfolger für die Pfarrstelle ist die Karikatur eines Priesters. Auch die Inszenierung ist unausgegoren, starke Szenen, wie das Gespräch mit der Ehefrau eines Unfallopfers oder eine lange Kamerafahrt zum Finale stehen im Wechsel mit viel zu langen Einstellungen, für die Handlung unnötigen Passagen und schwachen Dialogen, oft unter der Gürtellinie. Dass der Musikstil mehrmals wechselt fällt kaum noch auf. Und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Missbrauch in der Kirche ist „Am Sonntag bist du tot“ schon gar nicht. (6/10)