Mode- und Kunstfotograf David Hamilton wurde Anfang der 70er bekannt durch seine Hochglanz-Aufnahmen von jungen Mädchen. So verwundert es kaum, dass seine Regiearbeit „Zärtliche Cousinen“ – die Verfilmung eines Romans von Pascal Lainé – visuell sehr ausgefeilt ist. Doch hätte ihm irgendjemand sagen sollen, dass einen guten Film mehr ausmachen als pittoreske und ästhetisierte Bilder.
Zur Story: Ein herrschaftlicher Landsitz in Südfrankreich im Sommer 1939: Eine illustre Gesellschaft von Jungen und Alten verbringt hier ihre Ferien mit allerlei erotischen Abenteuern, wobei Julien (Thierry Tevini) unglücklich in seine Cousine Julia (Anja Schüte) verliebt ist, welche wiederum von dem wesentlich älteren Charles begehrt wird. Nachdem der Krieg ausbricht, ist Julien einer der wenigen verbliebenen Männer auf dem Hof, was bei der Überzahl an Frauen reichlich Turbulenzen verursacht…
David Hamilton ließ seinen Film von Kameramann Bernard Daillencourt in künstlerisch-pittoreske Bilder durchflutet von hellem Licht verpacken. Dass die Photografie des Films dabei allzu oft verschwommen und unscharf wirkt, ist dem visuellen Stil Hamiltons geschuldet. Leider weist der Film zwischen der opulent-sinnlichen Bebilderung, dem historischen Dekor und der sanften musikalischen Untermalung, welche zusammen eine erotisch aufgeheizte Atmosphäre generieren, keine erwähnenswerte Story auf. Der triviale Plot um Irrungen und Wirrungen im Karussell der Liebe zu Zeiten des Krieges wirkt substanzlos und austauschbar. Der Krieg bricht erst nach einer Stunde des Films herein, bis dahin langweilt der Film mit pubertären Annäherungsversuchen sowie sexuellen Abenteuern, um möglichst oft regelrecht effekthascherisch den nackten weiblichen Körper – buchstäblich – ins rechte Licht zu rücken. Dies wirkt oftmals allzu bemüht und geht dem Zuschauer auf Dauer in Verbindung mit teils melodramatischen, teils banalen Dialogen gehörig auf den Geduldsfaden. Die Darstellerleistungen gehen indes weitgehend in Ordnung.
Fazit: „Zärtliche Cousinen“ ist ein visuell beeindruckender Erotikfilm, welcher sich jedoch in der Handlung oftmals selbstzweckhaft zwischen dem aufwendigen Dekor und sinnlichen Bildern junger Nymphen verheddert. David Hamiltons Qualitäten als Regisseur sind angesichts der hölzernen Inszenierung auch eher begrenzt. So enttäuscht der sonst so künstlerisch ambitionierte Erotikfilm leider am Ende. Durchschnitt.