Natürlich haben wir es inzwischen aufgegeben, unseren Lieblings-Knochenbrecher noch einmal abgespeckt und in sauber choreographierten Kämpfen auf der großen Leinwand zu sehen. Zu lange dauert schon seine in jeder Hinsicht tiefer gelegte Direct-to-DVD-Phase, als dass da noch viel Hoffnung wäre. Immerhin versorgt er uns Jahr für Jahr mit teilweise bis zu drei neuen C-Kloppern, die - hat man sich einmal mit den Rahmenbedingungen abgefunden - durchaus noch entsprechende Männerrunden befeuern können. Leider gibt es aber auch in diesen Niederungen noch den ein oder anderen Ausreißer nach unten, wie uns sein aktueller Streich schmerzhaft vor Augen führt.
„Force of Execution" wirkt oberflächlich betrachtet eigentlich recht vielversprechend. Regisseur Keoni Waxman hat nicht nur mehrere Folgen von der zumindest für Die hard-Steven-Fans spaßigen Cop-Serie „True Justice" abgedreht, sondern zeichnete auch für zwei positive Beispiele aus der Spätphase unseres Helden verantwortlich („The Keeper", „A dangerous Man").
Zudem hat der Aikido-Meister diesmal mit Ving Rhames und Danny Trejo zwei vor allem in diesem Subgenre beliebte und auch namhafte Mitstreiter. Mit dem Engländer Bren Foster darf dann obendrein noch ein Martial-Arts-Experte mitmischen, der sein Handwerk im wahrsten Wortsinn beherrscht und in seinen sämtlichen Szenen groß aufspielt, äh -prügelt.
Und damit fangen auch leider schon die Probleme des Films an. Denn Foster degradiert Seagal nicht nur qualitativ (als Kämpfer), sondern auch quantitativ (als eigentlicher Protagonist) zur zweiten Geige in seinem eigenen Action-Konzert. Leider verfügt er obendrein über keinerlei Charisma - ja, unser Steven nämlich schon -, oder irgendeine Form von augenzwinkernder Lässigkeit.
Doch Steven ist nicht der einzige, der nicht so recht in Fahrt kommen will bzw. darf. Auch die wie üblich simpel gestrickte Handlung kommt nie richtig in die Gänge. Zu ereignis- und höhepunktlos plätschert der Revierkampf zwischen Gangster-Boss Mr. Alexander (Seagal) und seinem Herausforderer Ice Man (Rhames) vor sich hin. Dass dabei auch noch ein mexikanische Barbesitzer zwischen den Fronten hin- und her laviert, macht das öde Geschehen weder temporeicher noch übersichtlicher.
Dazu kommen dann noch ein paar arge Logik-Böcke. So lässt z.B. Mr. Alexander weitestgehend ungerührt zu, dass seine Allzweckwaffe Hurst (Foster) nach einer unverschuldet missglückten Aktion gefoltert wird, was den Gepeinigten allerdings im weiteren Verlauf nicht daran hindert, seinen ehemaligen Boss wieder zu unterstützen. Um die Heilung Hursts mehrfach gebrochener Hände zu erklären, versucht man es erst gar nicht mehr mit Logik, sondern lässt in Form des Wunderheilers Oso (Trejo) zwei extrem giftige Skorpione auf die geschundenen Patscher los, was in wenigen Stunden zur vollständigen Heilung führt. Und so weiter und so weiter ...
Wenigstens muss man diesmal nicht das unsägliche Ostblock-Setting ertragen. In den USA sind offenbar auch die Hinterhöfe etwas farbenfroher. Neben der nicht ganz so ramschigen Optik, sind auch die Actioneinlagen ganz nett anzusehen, allerdings wartet man vergeblich auf knackige Explosionen, halbwegs spektakuläre Stunts und muss weitestgehend mit Martial-Arts-Einlagen Vorlieb nehmen, bei denen sich Seagal zu Gunsten Fosters auffällig zurückhält.
Für eine launige Steven-Gedächtnis-Party ist das alles dann doch einen ganzen Zacken zu dürftig. Immerhin steht die nächste Seagal-Waxman Kooperation bereits in den Startlöchern und hört auf den „vielversprechenden" Titel „A good Man". Da sollte der gute Man dann aber doch wieder etwas mehr Hand(-Kante) anlegen.