Aus dem bayrischen Hinterland…14.06.2020
Ein fiktives Dorf nahe Landshut, mit Metzgerei und Wirtshaus. Hier passiert nur selten etwas, und so ist Polizeihauptmeister Eberhofer eher an Freundin Susi interessiert als an der Aufklärung eines Grafittifalles. Man hat die Hauswand des Schuldirektors Höpfl beschmiert! Schlimm, schlimm…doch als Höpfl tot auf den Bahngleisen gefunden wird, fühlt sich Eberhofer an seiner Polizistenehre gepackt. Zusammen mit seinem ehemaligen Kollegen Birkenberger klärt er den Fall auf. Das aber ist nur die eine Seite dieser rundum amüsanten Geschichte, denn der Kriminalfall rangiert eher an zweiter Stelle. Vielmehr geht es um die Bebilderung der bayrischen Provinz, und hier sehen wir all die Dinge, die man aus dem Dorfleben kennt.
Seien es die neugierigen Nachbarn, Luftgitarrespielen nach der zehnten Halben, der abgewohnte Bauernhof, die Träume der Dorfschönheit, mal Urlaub zu machen – in Italien – oder die brav alle bekochende Großmutter, so etwas kennt jeder, der sich an die eigene Kindheit und Jugend erinnert. Das gibt es auch nicht nur in Bayern, aber es ist typisch für die deutsche Spießbürgermentalität, die sich in Sätzen wie „das haben wir doch immer schon gemacht“ oder „das klappt eh nicht, das kennen wir schon“ suhlt. Eberhofer bricht aus diesem Käfig aus, indem er eigensinnig den Todesfall verfolgt und dabei noch en passant das Thaibaby seines Bruders hütet. Und da haben wir auch noch Eisi Gupl als kiffenden Vater des Polizisten, der auf seinem Bauernhof feinstes Gras anbaut – unter den Augen des Polizistensohns.
Der Film lebt vom stoischen Spiel des Hauptdarstellers Bezzel, von seinen amüsanten Dialogen und den vielen Details des bayrischen Dorflebens. Nebenfiguren sind liebevoll gezeichnet, man sieht Gesichter, die auch in der eigenen Dorfwirtschaft sitzen könnten, wenn es diese noch gäbe – dank Rauchverbot haben sich in Bayern viele Wirte zum Aufgeben entschließen müssen, und die aktuelle wirtschaftliche Situation, dem Virus und Oberpolizist Söders nicht enden wollenden Einsperrungsmaßnahmen geschuldet, macht es dem bayrischen Traditionsgasthaus auch nicht leicht. Sehen wir den Film also auch als ein Stück Geschichte – für den Nichtbayern sind die Dialoge, das als Warnung, aufgrund starker Dialektfärbung teils schwer verständlich.
In Summe ein fein bebildertes Sammelsurium vieler liebvoller Kleinigkeiten, viel besser als vor dem Filmgenuß erwartet und manchmal erinnernd an die eigene Jugend - 8/10.