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Basic Mittelalter

Das Mittelalter war eine der dreckigsten und dunkelsten Epochen der Menschheit... Paul Verhoevens genial-schmutziger "Flesh + Blood" spielt genau damit und zeigt diese raue Seite eines Zeitalters, dass viel zu oft filmisch aufgehübscht und weichgewaschen wird. Diese sexy Schlachtplatte macht genau das nicht und ist unverkennbar Vorbild von "Vikings" bis "Game of Thrones". Augenzwinkernd und ehrlich, ironisch und bierernst zugleich. Verhoeven ist einfach einer der großen Regie-Polarisierer und Nicht-einen-F*ck-Geber unserer Zeit. Wie ein enorm unterhaltsamer Mix aus "Braveheart" und "Starship Troopers" mit einem Schuss "Ritter der Kokosnuss" - das kann nur der verrückte Holländer. Es geht um ewige Liebe und brutale Raubzüge, Betrügereien, die Pest und heißen Jacuzzi-Sex - nur eben wie man es noch nie gesehen hat. Locker zwei Stunden und keine Sekunde wird langweilig. Dieses sympathische Massaker ist einer der Hidden Gems seines Jahrzehnts und zögert nicht einen Moment dahin zu gehen, wo es richtig weh tut und umso mehr Spaß macht. Nur die Harten kommen in diesen Pest-Garten voller Gedärme, Sperma und leidlicher Tischmanieren. 

Durchzogen von fehlenden Helden, charakterlichen Grautönen und charmanten Räubern, stechen vor allem Rutger Hauer und Jennifer Jason Leigh mit zeigefreudigen und aufopferungsvollen Darstellungen hervor. Was für ein sinnlich-unschuldiges Luder ist Leigh denn hier bitteschön?! Und das überraschend offene Ende gehört sich genau so! Der Verhoeven-Touch ist zwar noch nicht so ausgeprägt wie bei ein paar seiner späteren Werke, sein Genie schimmert dennoch immer wieder durch. Die Burgkulissen sind prachtvoll, die Nebenfiguren wunderschön skrupellos, das Mittelalter wurde selten so passend getroffen. Freizügig, zügellos, ungeniert. Und schmutzig wie eine indisches Klo zur Sommerzeit. Stinkt bis zum Himmel und man genießt jeden Atemzug. Denn solche filmischen Dreckssäue werden heutzutage nicht mehr gemacht. Außer vielleicht von Verhoeven selbst, der seine noch immer vorhandene Klasse erst dieses Jahr erneut mit "Elle" bewies. Sex, Drugs and Rock and Sword. Große Klappe, scharfes Schwert, kein Moral dahinter. Mittelalter wie es sein sollte und wo keiner leben will, dem wir aber genüsslich zugucken. Ein wildes Treiben in all seinen Facetten und Körperflüssigkeiten. 

Fazit: wenn Verhoeven die Sünden des Mittelalters verfilmt, dann muss man diesen orgiastischen Mix aus Fleisch, Blut und Augenzwinkern einfach lieben! Robin Blood und Lady Nymphomanin. Eine der unterschätzen Drecksperlen der 80er!

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