Nachdem es in den letzten Jahren etwas ruhiger geworden ist um Skandal-Regisseur Paul Verhoeven, muss man schon einige Jahre zurückgehen, um sich der Drastik seiner Werke wieder bewusst zu machen. Vor dem Jahrtausend-Trash „Showgirls“ sowie den modernen Klassikern des härteren Popcornkinos „Basic Instinct“ und „Total Recall“ inszenierte das niederländische Enfant Terrible mit „Flesh + Blood“ seine Version vom europäischen Mittelalter. Das dabei wahrlich kein geschliffener Kostümfilm zu erwarten war, dürfte den Kennern von Verhoevens Oevre klar sein. Mit seinem niederländischen Landsmann Rutger Hauer (mit dem er schon „Türkische Früchte“ in der Heimat inszenierte) in der Hauptrolle schuf er ein vulgär-brutales Trash-Spektakel, welches nicht nur in Deutschland im Kino kläglich floppen sollte.
Die Story geht um den Söldner Martin (Rutger Hauer, „Blade Runner“), welcher im Jahre 1501 mit seinen Schergen und König Arndolfini eine Festung stürmt. Arndolfini verspricht, dass die Meute die eingenommene Stadt 24 Stunden plündern darf, bricht aber sein Wort und jagt die Raubritter um Martin aus seiner Festung. Martin und seine Mannen sinnen natürlich auf Rache. Da fällt ihnen bei einen ihrer Überfälle die braut in spe von Arndolfinis Sohn (Jennifer Jason Leigh, „eXistenZ“) in die Hände…
Nach temporeichen Auftakt offenbart sich hier das ganze Dilemma: „Flesh + Blood“ ist eine substanzlose, vulgäre und hohle Mittelalter-Posse, welche nie durch dramaturgische Finessen überzeugen kann. Der Plot ist simpel (man raubt und mordet sich durch bis schließlich die Pest ausbricht dazu gibt’s etwas Liebe und viel nackte Haut) und der Film zieht seine Reize einzig aus der gefälligen, fast schon stilvollen Bebilderung sowie der wiederholt entblößt durch die Gegend laufenden Frau Leigh, welche sich zugegebenermaßen sehen lassen kann. Dazu gibt es zahlreiche, mehr schlecht als recht choreografierte Kämpfe mit allerlei Gimmicks (die „Leiter“ aus Holz), welche allerdings im Ganzen ebenso wie die kindliche Lust am Ekel, welche durch die filmische Drastik entwickelt wird (hier seien die 2 Erhängten erwähnt), nicht wirklich zu überzeugen vermögen. Was bleibt ist eine bluttriefende, sexdurchtränkte Schlachtplatte der banalen Sorte, die mit einer Laufzeit von fast 2 Stunden auf Dauer ermüdet und Längen aufweist. Doch für Trash-Fans ist „Flesh + Blood“ auch ob seiner bekennenden Sinnlosigkeit ein gefundenes Fressen.
Fazit: Trotz viel Blut und viel (nackten) Fleisches wäre „Vulgär und Blöd“ als Titel passender gewesen. Das Blut fließt ebenso wie der Wein in Strömen, es wird gekloppt und obszön gebrandschatzt, kopuliert und andere versaute Sachen gemacht. Was übrig bleibt, ist infantiler, meist kurzweiliger Mittelalter-Trash mit flachen Charakteren. „Flesh + Blood“ zählt wahrlich zu Verhoevens schlechteren Filmen.