Ja so warns, die alten Rittersleut
Die meisten Filme, die irgendwann im Mittelalter spielen, zeigen ein romantisches und verklärtes Bild dieser Zeit. Muß wohl ganz nett gewesen sein, damals, denn wie sonst ließen sich auch die zahlreichen mittelalterlichen Festchen erklären, die heutzutage im Sommer überall zu finden sind? Da gibt es, wie im guten, alten Hollywoodkino, lustiges Lagerleben, Minnesang und Turniere, gestorben wird selten bis gar nicht, keine Krankheiten, und wenn dann doch, dann hilft der Bader. Ansonsten waren die Menschen alle sehr sauber, trugen festliche Gewänder und hatten mehr Spaß als Mühsal. Ja so warn`s, die alten Rittersleut, und wenn sie nicht gestorben sind...dann wären wir heute auch nicht viel weiter. Selbst im neuen Kino eines Ridley Scott sind die Zeiten der Kreuzzüge edle Zeiten, das „Königreich des Himmels“ auf Erden schon fast präsent...doch halt, irgendwo dazwischen gab es einmal eine Film, der das Mittelalter in seiner wahren Form zeigte, mit all dem Schmutz, Elend und Blut, und über diesen darf hier berichtet werden.
Irgendwo in Europa im Jahre 1501. Der Söldner Martin und seine Truppe gerne brandschatzender Marodeure helfen einem ehemaligen Schloßherrn, seine Burg wiederzugewinnen. Doch statt Lohn folgt die Vertreibung aus dem sicher geglaubten Paradies, ohne Lohn und ohne Waffen. Was nun tun? Hier greift sofort das eherne Gesetz des Kinos, Rache ist gefordert. Mit etwas Glück gelingt es Martins Truppe, die versprochene Gemahlin des Sohnes des Schloßherrn zu entführen, und mit dieser im Gefolge wird eine kleine Burg erobert und sich dort prächtig eingerichtet. Dumm nur, daß auch die Pest dort grassiert, dumm auch, daß der Sohn seine Fast-Braut wiederhaben will. Und so kommt es, wie es kommen muß, Belagerung, Schwertgeklirr, kein Spaß.
Paul Verhoeven bricht seit jeher jegliches Tabu, wenn er Filme dreht. Sei es überzeichnete Gewalt wie in „Robocop“ oder Sex und Vergewaltigung wie in diesem Streifen hier. Noch lange, bevor er in Hollywood zu Ruhm kam, warf er ein ungeschminktes Bild des Mittelalters auf die Leinwand, wie es vorher und nachher nicht mehr zu sehen war. Alles dabei, was diese Zeit so unschön macht...Not, Blut, Krankheit, Schmutz, schlechtes Benehmen. Leider aber geriet ihm der Film zuweilen ein wenig länglich, und was dem geneigten Betrachter unangenehm auffällt, ist die kleine Menge ans Schwertgeklirr und Gemetzel. Man zeigt lang und breit kleine Liebeleien, aber dadurch bekam der Film ja auch sein NC-17 Rating...nur zum Ende hin gibt es dann Blut, Flesh sehen wir vorher in allen Variationen. Dazu noch Musik von Herrn Poledouris, die könnte glatt von Conan sein, der Mann hat seinen Stil gefunden. Schlecht ist der Film beileibe nicht, aber auch nicht richtig gut, denn dazu ist er einfach zu lang. Schönes Bild trotzdem des Mittelalters, kann man zur nächsten Geschichtsstunde mitnehmen, ob es aber den Lehrer freut...6/10.