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Immer wenn die Ankündigung von einer Komödie kommt, die sich nicht den Regeln des PG 13, sprich familienfreundlichen Diktum unterwerfen will, keimt ein wenig Hoffnung bei jenen auf, die unter Komödien keine kreuzbraven, mit Zoten durchzogene Niveau- und Harmlosigkeit erwarten, oder gar fordern. Doch so naiv der Glaube, eine Altersfreigabe, vor allem keine der Motion Picture Association of America (MPAA), dem verlängerten Arm republikanischer Ideologien, könne Aussagen zur Qualität eines Filmes treffen, so nachvollziehbar der Wunsch nach „erwachsenen", subversiven Komödien, die nicht präpubertären Sex- und Fäkalhumor ausstellt.

Nun hat „Wir sind die Millers" einige durchaus verzeihbare Fehler: Da ist die mäßig originelle Geschichte um eine Gruppe vermeintlich asozialer Typen, die eine spießig bürgerliche Mittelschichtsfamilie parodieren um mit einem Wohnwagen zwei Tonnen Marihuana aus Mexiko in die USA zu schmuggeln, die nicht gerade vor Charisma sprühenden Schauspieler, die einen Drogendealer (Jason Sudeikis), eine Stripperin (Jennifer Aniston), eine junge obdachlose Herumtreiberin (Emma Roberts) und einen 18-jährigen jungfräulichen, naiven Burschen (Will Poulter). Weshalb Letztgenannter in die Gruppe passen soll, wissen wohl nur die Drehbuchautoren. Alles nicht besonders innovativ, zumal jedes, sich aus der Handlung geradezu aufdrängende satirische Potential nicht genutzt wird, aber auch nichts was einer vergnüglichen Unterhaltung großartig im Wege stehen würde. Unverzeihlich hingegen ist die für Hollywood so typisch gewordene Eigenschaft, es jeder, durch Marketingstrategien eruierbaren Gruppe an potentiellen Kinogängern Recht zu machen. Biederer Vulgärhumor mitsamt Homowitzen für das verklemmte Humorverständnis des Jung- und Altherrenpublikums, eine sich anbahnende Lovestory zwischen den Hauptprotagonisten für den treudoof schmachtenden, weiblichen Hormonhaushalt, ein paar witzlose Actionszenen für, ja für wen eigentlich und eine moralinsaure Botschaft, die das vermeintlich lasterhaft Treiben seiner Figuren versöhnlich auflöst. Damit unterwandert man jedes Humorverständnis, das jenseits harmloser Belanglosigkeiten funktionieren könnte. Dass nun aber Komödien, speziell Humor, keine Allgemeingültigkeit für alle Gruppen beanspruchen kann, es im Gegenteil, sogar seinem Wesen fundamental widerspricht, scheint jenen Marketingstrategen Hollywoods herzlich egal. In Folge rollt ein so durchkalkuliertes, geschliffenes, an den „Massengeschmack" angeschmiegtes Unterhaltungsprodukt wie „Wir sind die Millers" auf den Markt und konsequent am Langzeitgedächtnis seiner Konsumenten vorbei. Denn, dass man den Film bereits zu vergessen beginnt, bevor der Abspann läuft, ist sowohl ein Armutszeugnis, als auch das Beste was man über ihn sagen kann.

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