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Die Idee kam nicht von Sir Arthur Conan Doyle, seinen Meisterdetektiv Jack the Ripper jagen zu lassen, obgleich dies in die Zeit gepasst hätte. Obgleich die Identität des Serienkillers bis heute nicht geklärt ist, kommt das Drehbuch der Gebrüder Ford der möglichen Wahrheit recht nahe und veranstaltet ein nicht uninteressantes Whodunit.

Als Dr. Watson (Donald Houston) in der Zeitung vom zweiten Mord an einer Prostituierten im Londoner East End liest, erhält Sherlock Holmes (John Neville) ein Paket mit einem unvollständigen Chirurgen-Set. Die Spur führt zu einem Pfandleiher und in eine zwielichtige Kneipe in Whitechappel…

Augenscheinlich hatte Peter Cushing keine Zeit, in seine Paraderolle zu schlüpfen, weshalb Neville die Rolle des Ermittlers übernahm. Eventuell ein wenig zu jung, passt er ansonsten gut in das Profil und auch die scharfe Kombinationsgabe bringt er überzeugend rüber, während Watson eher als gemütlicher Trottel dargestellt wird, der auffallend wenig zum Geschehen beiträgt. Anders als in vielen anderen Holmes-Fällen gibt es lange Zeit keinen Hauptverdächtigen, noch nicht einmal einen eingeschränkten Täterkreis. Anderweitig verdichten sich Indizien und Hinweise, was final zum Täter führt und erstaunliche Parallelen zu heutigen Ermittlungsergebnissen aufweist.

Von der Aufmachung her könnte man die Hammer Studios hinter der Produktion vermuten, denn auch die drehten vielfach in den legendären Shepperton Studios und setzten viel Wert auf Kulisse, Kostüme und situationsbezogene musikalische Untermalung. Die wesentlich kleinere Produktionsschmiede Compton liegt bei den hübschen Kostümen jedoch ein wenig falsch in der historischen Zuordnung, während enge Gassen im Nebel eine dichte Atmosphäre schüren und die Ausstattung der Wohnung in der Baker Street 221b sehr detailverliebt ausgefallen ist. Warum Regisseur James Hill jedoch auf zwei recht lang vorgetragene Sauflieder in der Kneipe setzt, bleibt eher fragwürdig.

So muss sich Holmes zwischenzeitlich gegen drei Schläger zur Wehr setzen, der Ripper platziert ein Messer nahezu waagerecht im Hals ohne Blut fließen zu lassen, eine gelungene Verkleidung führt zu einem weiteren Tatverdächtigen und am Ende wird gar die Egosicht des Rippers bemüht, was durchaus Suspense zutage fördert.

Zwar gestaltet sich das Ratespiel um den Killer als nicht sonderlich knifflig und für den angeblich größten Fall fallen die Ermittlungsarbeiten eher unspektakulär aus, doch optisch, darstellerisch und vor allem atmosphärisch vermag der Streifen in den meisten Belangen zu überzeugen. Für Fans des berühmten Ermittlers durchaus sehenswert, wobei ein paar Auflockerungen dem düsteren Treiben gewiss nicht geschadet hätten…
7 von 10

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