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Die unbedarfte, von ihrer Mutter überbehütete Eugénie (Marie Liljedahl) wird von der reichen Mme. de St. Ange (Maria Rohm) auf eine kleine Privatinsel eingeladen. Gemeinsam mit ihrem Stiefbruder (Jack Taylor) verführt die Gastgeberin das junge Mädchen zu körperlichen Ausschweifungen…

Jess Franco übersetzt Marquis de Sades Initiationsgeschichte „Philosophie im Boudoir“ in ausgesprochen pittoreske Bilder, deren verspielte Kameramanöver nur manchmal etwas überstrapaziert wirken. Die in den Einzelheiten oft rührend naive Gestaltung verdichtet sich im Gesamtarrangement zu einem bemerkenswert konsequenten Rausch über die Erweckung der Körperlichkeit und die Verführung zur Niedertracht. Obgleich in den abgründigen Exzessen vergleichsweise dezent und in der Schlusswendung recht bemüht, zeigt die zeitgenössische Adaption sich in der bewusst polemisierend formulierten Ideologie, das Böse sei der natürlichste Wesenszug des Menschen, dem Geist der Literaturvorlage bemerkenswert verbunden. Es ist ebendiese radikale Courage, die dem Film trotz gewisser Unzulänglichkeiten einen ungemein aufwühlenden und nachhaltigen Eindruck sichert, der noch lange nach dem Fall des Vorhangs nachhallt.

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