„Die Wildkatze“ beruht locker auf Marquis de Sade’s „Philosophy in the Boudoir“ und entstand in einer von Francos besten Phasen in den Spät-60ern und Früh-70ern. Neben den zu dieser Zeit häufig in Franco-Filmen zu sehenden Schauspielern Jack Taylor und Maria Rohm konnten die Produzenten auch das aufstrebende Filmsternchen Marie Liljedahl verpflichten, die kurz zuvor mit den „Inga“-Filmen für großes Aufsehen sorgte.
Die Geschichte ist schnell erzählt :
Das junge, unerfahrene Mädchen Eugenie wird auf die Insel des geheimnisvollen Dolmance eingeladen, um dort ein Wochenende zu verbringen. Dort angekommen trifft sie auf Madame de St. Ange und Mirve, die eine undurchsichtige Beziehung führen. Zunächst glaubt Eugenie ein paar unbeschwerliche Tage auf der wundervollen Insel verbringen zu können. Dann wird sie allerdings Zeuge von Drogenexzessen und sexuellen Ausschweifungen, die in Sado/Maso münden. Sie ist am Anfang entsetzt und abgestoßen, kann sich dann aber einer immer stärker werdenden Faszination nicht entziehen und wird später aktiver Teil der Exzesse, nicht ahnend, dass das Wochenende ein fürchterliches Ende haben wird…
Die Grundidee der Originalgeschichte war, dass de Sade beweisen wollte, dass man ein völlig unschuldiges Wesen innerhalb kürzester Zeit komplett verderben kann. Wobei diese Verdorbenheit für de Sade natürliche Ausschweifungen waren, die alle anderen Menschen aus irrationalen Zwängen nur unterdrücken und diese dann bei den starken Persönlichkeiten, die diese ausleben, verurteilen.
Franco hat die Geschichte mit einem sichtbar hohen Budget und ausgezeichneten Schauspielern brillant umgesetzt. Es gibt fantastische Kamerafahrten, die Ausschweifungen sind teilweise in einer an Surrealismus grenzender Weise eingefangen und die seelische Entwicklung Eugenies ist vom zögerlichen Beginn bis zur vollkommenen Verdorbenheit nachvollziehbar und um so erschreckender inszeniert.
Untermalt wird das ganze von einem grandiosen, wenn auch nicht immer geschmacksicheren Soundtrack.
Franco hat mit „Eugenie – the story of her journey into perversion“ (so der viel passendere Titel der US-Version) ein kleines Meisterwerk abgeliefert. Dieser Film gehört mit Sicherheit zu seinen besten und ist eine Perle des Trash-Kinos.
Auch beweist Franco mit Werken wie diesem, dass er sehr wohl Talent hat und Filme versiert inszenieren kann.
Ein weiterer Pluspunkt des Films ist, dass er trotz der eigenwilligen Regie Francos einer seiner zugänglichsten geworden ist. Mit „Eugenie“ als Einstieg wird Franco mit Sicherheit einige neue Fans finden.
Fazit: Story, Umsetzung, Schauspieler, Kamera, Soundtrack, Kulissen – einfach brillant.
10/10