Review

„Patricks Höllentrip“ oder schlicht „Patrick“, einem australischer Horrorfilm von Regisseur Richard Franklin aus dem Jahre 1978, liegt eine interessante Idee zugrunde, aus der man einiges hätte machen können: Nach einer selbst ausgeführten traumatisierenden Greueltat liegt der junge Patrick seit Jahren in einer Klinik im Koma und gilt als quasi tot. Dennoch wird er künstlich am Leben erhalten. Auf eine neue Krankenschwester aber reagiert er überraschend lebendig und hat anscheinend im Laufe der Zeit telekinetische Fähigkeiten entwickelt...

"Lesbierinnen, Nymphomaninnen, Klistierspritzenfetischisten... hab ich Sie erschreckt, Mrs. Jacquard? Sodomiten, Sadomasochisten, Nekrophilisten, Päderasten, Sadisten, Exhibitionisten, Voyeure... können Sie mir noch folgen, Mrs. Jacquard? Diese Leiden sind genauso unerklärlich wie die Wege Gottes, Mrs. Jacquard. Oft tragen sie die Maske des Rationalen und verbreiten sich in der Klinik wie Krebsgeschwüre."

Das bietet viel Raum für Horror und wenn man Patrick so stoisch mit weit geöffneten Augen daliegen sieht, kann einem durchaus ein Schauer durch die Glieder fahren. Doch anscheinend war der Film so gering budgetiert, dass man kaum Effekte zu sehen bekommt (und schon gar nichts vom im obigen Zitat der Oberschwester Beschriebenen) – neben dem immer gleichen Telekinese-Spiel vor allem mit der Schreibmaschine, über die Patrick sich mitteilt, wird in den entscheidenden Momenten stets weggeblendet oder zu einem anderen Ort gewechselt und höchstens das Ergebnis seiner Eruptionen gezeigt. Das wäre natürlich halb so schlimm, würde es die Dramaturgie manch einer Szene nicht geradezu darauf anlegen, einem derartigen Höhepunkt entgegenzusteuern, dem man schließlich lange genug entgegenfiebern musste. Das Drehbuch gibt sich nämlich recht geschwätzig, dabei trotzdem lückenhaft (wobei das auch an meiner in der Handlung beschnittenen Fassung liegen kann) und recht einfallslos – wobei es die Dialoge aber manchmal in Sachen Komik durchaus in sich haben:

"Was ist das?" - "Das ist ein Gehirnfunktionsmonitor." - "Darf ich fragen, woher der kommt?" - "Den hab ich einem Preisausschreiben gewonnen." - "Hat das in irgendeiner Weise mit mir zu tun, so dass ich Bescheid wissen müsste, Doktor?" - "Ich verfolge eine neue Theorie: Und zwar hab ich mir vorgenommen, das ECT bei Patrick anzuwenden, um zu sehen, ob er auf bestimmte Schocks reagiert. Was halten Sie davon?" - "Was immer Sie mich fragen, ich finde es widerlich." - "Ja, ja, Versuche sind wichtig."

Das ist sehr schade, denn es sind viele interessante Ansätze zu erkennen, einige Momente fielen angenehm atmosphärisch aus und an den Schauspielern gibt es auch kaum etwas ernsthaft zu bemängeln. Dass ein eigentlich potenter junger Mann in völliger Isolation und einem an seiner Persönlichkeit desinteressierten Pflegepersonal ausgeliefert außergewöhnliche Fähigkeiten entwickelt, die einzusetzen er sich für den entscheidenden Augenblick aufspart, ihn seine egoistische, manische Gefühlswelt aber erst in diese Situation brachte und letztlich in seiner Selbstzerstörung mündet, könnte die tragische Aussage des Films gewesen sein, hätte man ihn zielgerichteter daraufhin ausgerichtet. Immerhin kann man sich im Finale aber über einen gelungenen Schockmoment freuen und hat bis dahin hoffentlich die widerwärtige Frosch-Tiersnuff(?)-Szene vom Anfang des Films verdrängt, die locker für einen Punktabzug reicht. Damit ist „Patrick“ aber immer noch knapp überm Durchschnitt anzusiedeln, denn immerhin hat er es geschafft, dass ich mich ihm über die volle Distanz interessiert zugewandt habe.

Nun freue ich mich aber auf die berüchtigte Fortsetzung „Patrick lebt!“...

Details
Ähnliche Filme