Sex! Die revolutionäre Waffe gegen Industriealisierung...- Joe D'Amato Geheimtipp
Der Ingenieur Vincent und die Journalistin Sara reisen auf eine afrikanische Insel, da Vincent dort den Bau eines Atomkraftwerks bertreut. Doch schon schnell werden sie in die Absichten der Menschen dort eingeführt, denn diese scheinen nicht wirklich viel von dem vermeintlichen Fortschritt zu halten. Nachdem ein Beteiligter des Baus tot aufgefunden wird, geraten Vincent und Sara in einen Strudel aus fundamentalistischen Glaubensritualen und müssen fortan mit Verfolgung und Verführungen kämpfen, denn Papaya, eine junge und hübsche Stammesangehörige spielt mit ihrem Charme. Wird Vincent das neue Opfer sein?
Ich kann es echt nicht verstehen, dass Papaya so in der Luft zerissen wird, denn so gnadenlos schmuddelig und billig wie er hingestellt wird ist er keineswegs.
Klar, Papaya trägt einen Titel, der die Erwartungen extrem auf das reduziert, was er auch propagiert, aber wirkliche Kannibalen hat der Film nicht zu bieten und der vermeintliche Liebesakt ist auch bloss Mittel zum Zweck und in der Art, also für den Storyaufbau und die Hintergründe auch mehr als konsequent.
Was? Sex soll eine Story vorantreiben? Konsequent? Papaya als sexuell freizügige Nationenretterin für ein Volk von Atomkraftgegner? Sex als Waffe gegen profitgeile Atomkraftbauunternehmer? Sex als verführerische Einschüchterung?
Ich sage ja, und wenn es sich noch so bescheuert anhört, es ist in diesem Falle sogar konsequent und in Anbetracht dessen auch noch irgendwo tiefenpsychologisch. Männer lassen sich gerne um den Finger wickeln, grade bei solch einer schönen Frau wie Papaya. Das wir uns nicht falsch verstehen, ich beschränke den Film Papaya keineswegs auf seine Sexszenen, den diese sind ehrlich gesagt doch bloss Beiwerk, auf der anderen Seite, fernab davon hat der Film wahrlich mehr zu bieten.
Denn nachdem man die erste Sexszene mit Penisabbeissen überwunden hat, wird man ersteinmal in die Story eingeführt. Als Schlüsselfiguren gelten 2 farbige Männer in einem weissen Auto, die einen im fortlaufenden Film desöfteren begleiten werden. Zuerst ebnet sich der Film wie ein idyllischer Urlaubsfilm mit romantischen Inselflair, da ist es auch grade passend, dass Vincent und Sara bloss Urlaub machen. Getragen von heimischer Trommelinselvoodoomusik versprüht der Film eine wunderschöne Atmosphäre, auffällig dabei sind die absolut guten und bezaubernden Kamerafahrten von Joe D'Amato, die ein herrliche schöne Stimmung hervorrufen. Und umso verträumter geht es dann mit der Story weiter.
Während man einheimische Feste besucht und interessante Persönlichkeiten kennenlernt, merken die zwei nicht einmal, dass sie langsam Teil eines Spiels werden, aus dem sie sich nicht befreien können. Denn der Knackpunkt der Story befindet sich mitten auf freier Strasse, genauer gesagt auf einem Highway Richtung eines kleinen Dorfes, wo ein christliches Fest gefeiert wird und Vincent und Sara von der Anhalter Papaya eingeladen werden. Dass Papaya dort am Wegesrand steht, ist genauso einstudiert, wie ihre spätere Zuneigung zu den beiden Charakteren.
Danach driftet der Film in wirklich beängstigendem Horror ab, tut sich als bizarrer Inselkrimi auf und Joe D'Amato schafft es tatsächlich Angst zu verbreiten. Wer würde sich als Weisser in einem heruntergekommenden Dorf, dass ein hochchristliches Dorf feiert wohl wohlfühlen, vorallem wenn man dann noch geheimnisvoll zu einem blauen Haus gelotst wird. Und ich möchte jetzt wahrlich nicht zuviel von der Story verraten, zu bieten hat der Film genug, wahrlich mehr als man denn erwartet, und ich frage mich, welche Sehgewohnheiten oder Erwartungen der Betrachter denn pflegt, dass er den Film so gnadenlos herunterputzt.
Neben Inselflair, Urlaubsstimmung, hübschen Softsexszenen, einer bezaubernden Protagonistin, beklemmenden Gruselszenen im Dorf, ein paar blutigen Ritualmorden weiss der Film auch in Storyaufbau und der vermeintlich humanen, moralischen und sozialkritischen Aussage zu gefallen, die in seiner Umsetzung und Herangehensweise mehr als nachvollziehbar ist. Ein Volk, dass sich in ihrer primitiven aber umso mehr naturverbundenen Lebensweise von jeglichen technischen Fortschritt und ziviliesiertem Leben fernbleiben möchte und auf die schönen Seiten des Lebens bewahrt, fernab von Luxus, Macht und grossen profitgeilen Atomunterstützern, die angeblich den Fortschritt wollen.
Und dabei tragen die wirklich intelligenten Dialoge einen Teil dazu bei, dass man das Ganze abkauft. Was? Joe D'Amato, intelligente Dialoge? Sexfilm mit Aussage? Verdammt nochmal, ja. Und die Endszene ist doch mal wirklich verdammt gut durchdacht.
Fazit:
Papaya - Die Liebesgöttin der Kannibalen ist ein schöner, verträumter aber genauso schundiger Abenteuer-Grusel-Urlaubsinsel-Romantikfilm mit wirklich ernstzunehmender und nachvollziehbarer Aussage. Einzig doof ist natürlich die Tatsache, dass Papaya die Welt mit Sex retten möchte. Irgendwo ja konsequent, doch der Film hat wahrlich mehr zu bieten als schundige Sexszenen. Was muss jeder für sich entscheiden, für mich ist er ein sehr unterbewertetes Highlight in Joe D'Amatos Karriere. Erstaunlich, blutig, schön und sehenswert.
Die Bildqualität der X-Rated (The Joe D'Amato Series No.2) ist ein Traum.
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