Griechische Bräuche inmitten der USA
Viel, viel Geld hat dieser Film eingespielt, und manche Tage gibt es, an denen hat man einfach keinerlei Ausweichmöglichkeit hinsichtlich der Abendgestaltung. Wie auch, wenn die Liebste schmerzgeplagt durch operierte Weisheitszähne auf dem heimischen Sofa sitzt, da kann man als Mann nicht auf den „Marathon-Mann“ bestehen, hehe, oder vielleicht auf den „Little Shop of Horror“, denn Szenen rund um Zähne wären kein gutes Balsam auf die Wunden. Also fügt man sich in sein Schicksal, hat ja auch schon schlimmere Filme gegeben, und Leinwanderlebnisse rund um Hochzeiten können ja auch ganz amüsant sein, hier sei erwähnt der großartige „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“. Doch wenn man glaubt, bei der griechischen Hochzeit auch nur in die Nähe dieser Komödie zu kommen, so irrt man, denn der Film ist mit Ariel gewaschen und so was von porentief rein…und langweilig.
Toula nun, die „Heldin“ der Geschichte, lebt bei ihren Eltern in Amerika. Mit dabei noch eine riesige Verwandtschaft, alles Griechen, alle sehr eigen. Doch Toula möchte aus den vorgezeichneten Bahnen der Familie ausbrechen, geht arbeiten und lernt einen Amerikaner namens Ian kennen, der im Grunde genommen eine originalgetreue Kopie der Rolle aus „Sex and the City“ ist, hier wie dort langhaarig, nett und insgesamt langweilig. Und weil der Mann so nett ist, unterwirft er sich den griechischen Bräuchen, tut alles, um das Wohlwollen des Vaters zu gewinnen und so den Segen für die Hochzeit zu bekommen, deren Vorbereitung und Durchführung dann insgesamt sehr schmerzlich anzusehen ist. Keimfrei, Freunde des Männerfilms, ist das hier, frei von jeglichen Problemen und Schwierigkeiten, es läuft alles nach Plan, glatt, sauber, öde.
Und während ich dies schreibe sinkt mein innerer Wertungszähler immer weiter hinunter, denn ganz neutral betrachtet ist der Film ein etwas längerer Verschnitt einer durchschnittlichen Vorabendserienfolge, gut für die Kleinsten geeignet und unglaublich langweilig. Es passiert nichts! Gar nichts! Klischees reihen sich aneinander, lustige Szenen fehlen völlig, schauspielerisch eher Bochum als Bremen, also Mittelfeld, lahm in der Erzählweise, überfrachtet mit Vorurteilen, ach, es könnte endlos so weiter gehen. Gut, man wird nicht angeödet, aber es fehlt jeglicher Drive, jegliche Komödie, nicht mal viele Schmunzler sind vorhanden, ganz zu schweigen von ordentlichen Brüllern. Fassen wir also zusammen: wer einen guten und lustigen Film jüngeren Datums über Hochzeiten sehen möchte, soll sich an die „Wedding-Crasher“ halten. Wer amerikanisch saubere, ruhige und damit eher meditative Komödien zu seinen Favoriten zählt, darf bei dieser wahrlich faden Story gerne zugreifen. Doch Achtung: bitte nichts Ungewöhnliches erwarten, denn wir sehen Toula, die sich in Ian verliebt und diesen heiratet. Mehr ist leider nicht…4/10.