R.E.D. (“Retired and Extremely Dangerous”), basierend auf einer gleichnamigen Comicvorlage von DC, war 2010 eine kleine Überraschung im Actiongenre und konnte sein Publikum mit einer erstklassigen Versammlung an Darstellern, einem wohldosierten Mix aus famoser Action und selbstironischem Humor überzeugen – mich eingeschlossen. Daher war ich sehr gespannt, wie sich die unausweichliche Fortsetzung im Vergleich dazu schlagen würde, insbesondere da es nicht nur auf dem Regiestuhl, sondern auch in der Zusammensetzung der Darsteller Änderungen gab.
R.E.D. 2 mit dem selbstbewussten deutschen Titelzusatz Noch älter. Härter. Besser. knüpft lose an die Geschehnisse des Vorgängers an, Vorkenntnisse sind jedoch nicht notwendig. Der Ex-CIA-Agent Frank Moses (Bruce Willis) möchte zusammen mit seiner Freundin Sarah (Mary-Louise Parker) endlich den wohlverdienten Ruhestand genießen. Dass daraus nichts wird, ist ja wohl klar. Kaum war’s gedacht, taucht auch schon sein Freund und Ex-Kollege Marvin (John Malkovich) auf und warnt die beiden vor einem unmittelbar bevorstehenden Anschlag. Frank und Sarah nehmen den leicht paranoiden Marvin zunächst nicht ernst, werden jedoch schon kurz darauf eines Besseren belehrt. Wenig später findet sich Frank auch schon in einem Verhörraum wieder. Der Deal lautet Informationen gegen das Leben von Sarah, die kurzerhand von einer geheimen Einsatzgruppe der Regierung unter der Leitung von Jack Horton (Neal McDonough) gekidnapped wurde. Laut einer anonymen Internetveröffentlichung waren sowohl Frank als auch Marvin während des kalten Krieges Teilnehmer einer streng geheimen Operation namens “Nightshade”. Zu dumm nur, dass Frank keine Ahnung hat, was für eine Operation das gewesen sein soll und wer hinter dieser Veröffentlichung stecken könnte. So wird der Ruhestand kurzerhand vertagt, denn es wird Zeit, ein neues altes Einsatzteam aufzustellen und den kümmerlichen Spuren dieser geheimnisvollen Operation um den halben Globus zu folgen.
Regisseur Dean Parisot hatte mit R.E.D. 2 sicherlich keinen einfachen Job, denn eine Fortsetzung zu einem bereits sehr guten Film zu machen, ist eine undankbare Aufgabe und scheitert meistens schon an der Prämisse, noch mehr der bereits im Vorgänger bewährten Zutaten bieten zu wollen. So zuletzt beim ebenfalls hier besprochenen 96 Hours – Taken 2 beobachtet, der leider auch an diesem Anspruch scheiterte. Kann R.E.D. 2 dennoch überzeugen? Ich sage “jein”. Der Film ist zwar eine deutlich bessere Fortsetzung als beispielsweise Taken 2, wirkt jedoch im Vergleich zum Vorgänger ähnlich ideenlos. Die ominöse Jagd nach dem Projekt Nightshade steht dafür symptomatisch, denn sie bietet kaum erwähnenswerte oder gar spannende Handlungsstränge und erfüllt lediglich den Zweck, Frank und seine Truppe von einem Schauplatz zum nächsten zu bugsieren. Das gelingt auch gut, nur leider wird dieses simple Konzept aufgrund der praktisch kaum vorhandenen und diffusen Geschichte sehr schnell durchschaubar. Mit dem eigenwilligen Humor, für mich das Markenzeichen des Originals, ist es in R.E.D. 2 auch so eine Sache. Auf der einen Seite gibt es wieder reichlich selbstironische One-Liner und süffisante Seitenhiebe auf das Genre, jedoch zünden längst nicht alle und vor allem nicht auf dem Niveau des Vorgängers. Gags wie beispielsweise die “Schuh-Schnüffelszene” zwischen Ivan (Brian Cox) und Victoria (Helen Mirren) driften mir doch etwas zu sehr in Richtung Klamauk ab.
An diesen Punkten kann man sich stören, muss man aber nicht. Denn mal abgesehen vom dünnen Plot und dem nicht mehr ganz so gut funktionierenden Humor bietet R.E.D. 2 die erwartet hohen Produktionswerte. In der Kategorie Action werden von tollen Nahkampf-Choreographien (Byun-hun Lee zeigt sich in Topform) über sehenswerte Auto-Stunts bis hin zu spektakulären Feuergefechten mit Minikanonen so ziemlich alle Register gezogen. Aber auch Ausstattung und Cast bewegen sich auf hohem Niveau. Morgan Freeman ist leider nicht mehr dabei, dafür gibt es zwei prominente Neuzugänge in Form von Catherine Zeta-Jones als russische Agentin Katya und Anthony Hopkins, der in der Rolle des zwielichtigen Wissenschaftlers Dr. Bailey eine gewohnt überzeugende Darstellerleistung abliefert. Bruce Willis wirkt ausnahmsweise nicht oder nur wenig gelangweilt und John Malkovich ist für mich wieder einmal der heimliche Star des Films. Im wahrscheinlich folgenden 3. Teil , der angeblich auch schon beschlossene Sache sein soll, hätte ich dann jedoch gerne wieder etwas mehr von Ivan und Helen gesehen, denn diese beiden interessanten Charaktere sind hier definitiv unterrepräsentiert – insbesondere Brian Cox’ Auftritt ist kaum mehr als ein besserer Cameo. Frank Moses darf dann in R.E.D. 3 von mir aus gerne in den verdienten Ruhestand gehen.