"Noch älter, noch härter, ... aber nicht noch besser"
Kein Film der beim Kino-Einsatz einigermaßen seine Produktionskosten reinholt, kommt heutzutage noch ohne mindestens eine Fortsetzung, neudeutsch „Sequel", aus. Zu lukrativ sind die Möglichkeiten der Zweit- und Drittvermarktung via Verleih, Verkauf und TV. Also geht auch das All-Star-Action-Familientreffen R.E.D. in die zweite Runde. Und darauf darf man sich durchaus freuen.
Bruce Willis, John Malkovich, Helen Mirren und Morgan Freeman haben in ihrem ersten Einsatz als unfreiwillig reaktivierte Rentner-Superagenten eine launige Actionpersiflage hingelegt, die mit genau der richtigen Mischung aus Selbstironie, Humor und Krawall ein fröhliches Wiedersehen mit einem seit den späten 90er Jahren arg vernachlässigten Genre feierte. Die eigentliche Story war dabei zwar gewohnheitsgemäß arg simpel, wurde aber von dem Spaß der rüstigen Altherrenriege und der nicht minder agilen Dame bei ihren Frotzeleien und Kloppereien zuzusehen ohnehin kaum wahrgenommen.
Im zweiten Teil klafft diese Lücke noch ein gutes Stück weiter auseinander, was das Gesamtpaket dann doch etwas unhandlicher macht. Wie so häufig setzt man auf ein Größer, Lauter, Turbulenter und meint damit ein Besser zu bekommen. Und wie so häufig gerät man dabei ein wenig aus dem Tritt.
Das fängt schon bei den Figuren an. So hetzt man Frank Moses (Willis) gleich zwei Auftragskiller auf den Hals und auch die Drahtzieher werden vorsorglich mal verdoppelt. Der ausgeschiedene Star Morgan Freeman wird ebenfalls durch zwei neue Schwergewichte ersetzt. Sir Anthony Hopkins als größenwahnsinniger Wissenschaftler und Cathrin Zeta Jones als russische Top-Agentin verleihen der ohnehin schon illustren Darstellerriege noch eine ordentliche Portion Zusatz-Exklusivität.
Bei so viel Prominenz steht man sich natürlich ein ums andere Mal im Weg, so dass einige Charaktere zu bloßen Stichwortgebern verkommen. Auch die im ersten Teil noch als zentraler Plotpoint und gelungener Running Gag integrierte Romanze zwischen der MI6-Legende Victoria (Helen Mirren) und dem ehemaligen KGB-Oberen Ivan (Brian Cox) fällt dieser Übervölkerung zum Opfer und wird lediglich durch ein paar lahme Sprüche am Rande aufgegriffen.
Insgesamt wirkt alles ein wenig oberflächlicher, episodenhafter und überdrehter als beim Vorgänger, dennoch ist auch der zweite Einsatz der brandgefährlichen Ruheständler noch gelungener Unterhaltungskintopp der überdurchschnittlichen Art. Die versammelten Altstars verstehen allesamt ihr Handwerk und haben ein untrügliches Gespür für Timing und Zusammenspiel.
Vor allem John Malkovich als paranoider Sprengstoff- und Verschwörungsexperte sorgt allein schon mit seiner Mimik und Gestik für komödiantisches Dauerfeuer. Und Anthony Hopkins hat sichtlich Freude an der Persiflierung seines diabolischen Leinwandimages. Bruce Willis und Mary-Louise Parker schließlich zanken und lieben sich in bester Screwball-Tradition und sind hauptverantwortlich für den beschwingten Grundton des Films.
Angesichts solch darstellerischer Verve verzeiht man dann auch die völlig hanebüchene Story um eine in den 70er Jahren verschwundene Superwaffe und deren Wiederbeschaffung. Das Gerät ist ein lupenreiner McGuffin und dient lediglich als Rechtfertigung für ein launiges Metropolenhopping (u.a. London, Moskau, Paris), krachige Actioneinlagen und nicht minder fetzige Wortgefechte.
Ein finanzieller Erfolg ist jedenfalls auch diesem Abenteuer zu wünschen, denn gegen ein drittes Stelldichein der ebenso schlagfertigen wie -freudigen Rentnertruppe ist nun wirklich nichts einzuwenden.