Nachdem sich „R.E.D.“ 2010 zum Kassenhit mauserte, musste wie beim ähnlich gelagerten, ähnlich erfolgreichen, ähnlich ironischen Action-Altstar-Projekt „The Expendables“ eine Fortsetzung her, die das Ende des Vorgängers ja milde angedeutet hatte.
Frank Moses (Bruce Willis) und Sarah Ross (Mary-Louise Parker) sind nach Geschehnissen des Erstlings nun seit einigen Jahren ein Paar. Frank will den Ruhestand genießen, Sarah sehnt sich nach Action. Da kommt das Bitte Marvin Boggs‘ (John Malkovich) ihm noch einmal beizustehen im je nach Blickwinkel richtigen oder falschen Moment. Damit werden die am Ende von „R.E.D.“ angedeuteten Geschehnisse nicht aufgegriffen, denn die Truppe ist hier getrennt unterwegs – und wird natürlich im Verlaufe des Films wieder vereint.
Egal ob Frank will oder nicht: Schnell wird er in die Geschehnisse hereingezogen. Marvin stirbt (scheinbar), Geheimdienstler Jack Horton (Neal McDonough) versucht Frank umzulegen als er anschließend in Behördengewahrsam kommt und man setzt den Profikiller Han Cho Bai (Byung-hun Lee) auf ihn an. Viel Feind, viel Ehr, aber auch erst einmal wenig Durchblick, so lautet die Devise von „R.E.D. 2“, einzig und allein ein Projekt namens Nightshade, an dem Frank und Marvin einst beteiligt waren, bietet einen Hinweis.
Der natürlich nicht tote Marvin und Sarah sammeln Frank nach der ersten Begegnung mit Horton und einen Handlangern ein, die ersten Anhaltspunkte in Sachen Nightshade führen nach Frankreich. Dort trifft man auch auf Franks Ex-Flamme, die KGB-Agentin Katja (Catherine Zeta-Jones), was nicht nur für die Mission, sondern auch für Franks und Sarahs Privatleben Probleme bedeutet…
Dean Parisot hatte mit der „Star Trek“-Parodie „Galaxy Quest“ dereinst ins Schwarze getroffen, danach wurde es ruhig um ihn und er drehte vor allem fürs Fernsehen. Brav folgt er hier den vom Vorgänger vorgegebenen Mustern, serviert eine comichafte Actionkomödie, wobei er sich weniger Extravaganzen als Schwentkes Erstling leistet. Zwar gibt es hin wieder Verweise darauf, sei es nun die comicartigen Einblendungen der Ortsangaben oder die Szene, in der Frank in ein schleuderndes Auto einsteigt (im Vorgänger stieg er aus), doch ansonsten gibt Parisot wenig eigene Impulse.
Der Punkt, in dem sich leider Einiges bei „R.E.D. 2“ geändert hat, ist er Humor – und die Änderungen sind nicht zum Guten. Schnell schaltet der Film in den Klamauk-Overdrive, anstatt humoriger Seitenhiebe auf das fortgeschrittene Altern der (Ex-)Spione gibt es mehr hibbeligen Marvin, eine andauernd nach Adrenalin lechzende, in einigen Szenen inkonsequenterweise dann doch zurückschreckende Sarah (ehe sie dann kurz darauf wieder als Adrenalinjunkie dargestellt wird) und ähnliches Rumgehampel. Selten wird es wirklich amüsant, etwa in der Szene, in der die erboste Sarah Frank nach einem Einkaufsbummel runterputzt, worunter „R.E.D. 2“ empfindlich leidet.
Auch die Erdung durch die Figuren, die den Vorgänger auszeichnete, ist kaum noch zu finden. Die vielleicht interessanten Charaktere des Vorgängers tauchen nicht auf (William Cooper) oder nur für ein, zwei Szenen: Ivan (Brian Cox) taucht nur für zwei Szenen auf, seine charmante Liaison mit Victoria (Helen Mirren) wird nur ansatzweise aufgegriffen und endet mit einem dämlich Schuh-Schnüffelgag. Auch sonst werden die alten Figuren kaum weiter entwickelt, von den neuen bekommt nur Han eine sehenswerte Entwicklung spendiert, während bei Katja schreiberisch kaum etwas stimmt. *SPOILER* Nachdem der Film sie dauerhaft als arrogante, intrigante Kuh darstellt, soll man später Mitleid mit ihr haben, wenn sie dann erschossen wird – das funktioniert überhaupt nicht. Ähnlich doof die Tatsache, dass man Horton erst zum großen Antagonisten aufbaut, der sich dann gegen Ende aber sang- und klanglos aus dem Film verabschiedet. *SPOILER ENDE*
Ebenfalls recht bescheuert wirkt die Tatsache, dass Han als weltbester Auftragskiller mit einer Gatling-Gun auf Frank und Marvin feuert, dabei einen halben Straßenzug zu Klump schießt und kein einziges Mal trifft. Auch sonst ist die Qualität der Action sehr durchwachsen: Manche Szene wie die Schießerei bei der Befreiung aus der Hand eines Exekutionskommandos ist konfus und unspektakulär inszeniert, Spaß dagegen machen die paar Martial-Arts-Szenen, auch wenn man hier gerne viel über den Schnitt löst und Byung-hun Lee nicht vollends zum Zuge kommt. Amüsant ist eine Autojagd in Paris, brauchbar auch die dortige Restaurantschießerei, während das Finale zwar einige gelungene Shots enthält (vor allem beim Ballern aus Autos heraus), aber doch nicht ganz satt macht. Realismus wird hier mal wieder kleingeschrieben, wie schon beim Vorgänger, leider auch viel zu oft die Logik mit den Füßen getreten – denn rational kann man den Taschenspielertrick, mit dem sich Moses im Finale behauptet, leider nicht erklären.
Immerhin muss es dem Film lassen, dass Bruce Willis hier tatsächlich mal wieder Lust gehabt zu haben scheint und mit weitaus mehr Elan bei der Sache ist als etwa bei „The Cold Light of Day“ oder „Stirb langsam 5“. Er kann fast an seine Leistung im Erstling anknüpfen, ähnlich wie der John Malkovich, auch wenn dieser in seiner etwas kleineren Rolle im Erstling besser funktionierte. Helen Mirren überzeugt erneut als Killerlady mit Charisma, während Mary-Louise Parker leider unter ihrer auf Zappelphillip umgeschriebenen Figur leidet. Byung-hun Lee hat wenig abseits seiner Actionszenen zu tun, Brian Cox absolviert nur einen besseren Cameo und auch die Neal McDonough kann in nur wenigen Szenen sein Charisma ausspielen. Solide schlägt sich der erst spät im Film auftretende Anthony Hopkins, okay, aber nicht gerade herausragend ist die Darbietung Catherine Zeta-Jones, dem anderen bekannten Neuzugang in der „R.E.D.“-Riege.
„R.E.D. 2“ hat einige gut aufgelegte Darsteller und die eine oder andere brauchbare Actionszene zu bieten, doch insgesamt ist Dean Parisots Fortsetzung eine herbe Enttäuschung: Anstatt einen würdigen Nachfolger zu dem postmodern-ironischen Ballerspaß von 2010 zu liefern schaltet sein Sequel lieber in einen wenig witzigen Klamauk-Overdrive, verhebt sich an Plotlücken und kann auch nicht in allen Krawallszenen vollends zu überzeugen. Schade drum.